Schenefeld. Weil die 117 Millionen Euro teure Sanierung des Schulzentrums auf Eis liegt, verrotten die Klassenräume. Wie jetzt gegengesteuert wird.
Die Stadt Schenefeld will mobile Klassencontainer beschaffen, um die Probleme im Schulzentrum Achter de Weiden abzumildern. Eltern hatten sich über katastrophale Unterrichtsbedingungen in zum Teil maroden Klassenräumen beschwert. Die seit Jahren geplante Modernisierung des Schulzentrums liegt weiterhin auf Eis, weil sich die Kosten verdreifacht haben.
„Mit den mobilen Klassenräumen können wir auf Mängel kurzfristig reagieren“, erläutert Andreas Bothing, Fachbereichsleiter Bauen im Rathaus. Es sollten sechs mobile Klassen- und zwei mobile Differenzierungsräume beschafft werden. Dieser Empfehlung der Lenkungsgruppe muss am kommenden Dienstag (19 Uhr, Rathaus-Sitzungssaal) noch der Ausschuss für Bauen und Feuerwehr zustimmen.
Mobile Klassencontainer: Bauausschuss trifft am Dienstag die Entscheidung
Laut Bothing seien mehrere Klassenräume im Mittelstufentrakt der Gemeinschaftsschule in einem baulich schlechten Zustand. „Wir haben die Schönheitsreparaturen seit längerem zurückgestellt, weil wir davon ausgegangen sind, dass die Sanierung kommt und es keinen Sinn macht, Räume zu sanieren, die dann abgerissen werden.“
Auch wenn Balken die Decke abstützen, es Schäden im Bereich des Fußbodens gibt und es in einigen Räumen müffelt: Die Sicherheit der Schüler ist laut Bothing nicht gefährdet. „Natürlich setzen wir die Schüler weder wissentlich noch vorsätzlich irgendeiner Gefahr aus.“ Alle sicherheitsrelevanten Reparaturen seien erfolgt, so der Fachbereichsleiter.
Dennoch habe sich die Stadt angesichts der immer wieder verschobenen Sanierung zum Handeln entschlossen. Die mobilen Klassencontainer sollten als Reserve dienen, falls in naher Zukunft der Unterricht in einigen Räumen nicht mehr möglich sei. Laut Bothing habe es vor kurzem eine Begehung gegeben, dabei seien „ein bis zwei Räume vom Geruch her als auffällig“ eingestuft worden.
Standort für die acht geplanten Container steht noch nicht fest
Derzeit werde noch geprüft, in welchem Bereich des Schulzentrums die Container aufgestellt werden. Die Stadt stehe in Kontakt mit Lieferanten und für dieses Jahr seien noch Haushaltsmittel in Höhe von knapp 2,4 Millionen Euro für das Schulzentrum verfügbar, sodass eine kurzfristige Reaktion möglich sei.
Mittelfristig will die Stadt laut Bothing auch die Modernisierung des Schulzentrums angehen, deren Kosten sich von 38 Millionen Euro im Jahr 2019 auf aktuell 117 Millionen Euro erhöht haben. Die Gründe sind vielfältig. Baukostensteigerungen, Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg, während der Bestandsaufnahme neu entdeckte Mängel, zusätzliche Wünsche beim Raumprogramm und bei der Energieeffizienz, um nur einige zu nennen.
Interimsstandort auf der Bürgerwiese würde 17 Millionen Euro verschlingen
Auch der Interimsstandort auf der Bürgerwiese, wo ein Containerdorf für die mehr als 1000 Schüler von Gymnasium und Gemeinschaftsschule entstehen soll, geht ins Geld. 17 Millionen Euro soll er kosten. Ursprünglich war geplant, die Arbeiten während des laufenden Schulbetriebs durchzuziehen. Dann beschloss die Politik, alle Schüler auszulagern – und erhöhte damit die Kosten erheblich.
Die Lenkungsgruppe hat nun den beteiligten Architekturbüros konkrete Prüfaufträge erteilt, um die Kosten auf ein Maß zu drücken, das sich die Stadt leisten kann. Eine konkrete Obergrenze wird nicht genannt. Noch im Mai war von einem „Preisdeckel“ in Höhe von 75 Millionen Euro die Rede. Alles steht auf dem Prüfstand – auch der geplante und kostenintensive Interimsstandort.
Am Raumprogramm sollen jedoch keine Abstriche erfolgen. Geprüft wird etwa, ob die Neubauanteile nicht konventionell, sondern kostengünstiger in Modul- oder Holzständerbauweise errichtet werden können. Auch steht zur Debatte, ob die Stadt einen Generalunternehmer beauftragt und eine schlüsselfertige Schule zu einem Festpreis einkauft statt jedes Gewerk einzeln zu vergeben und selbst die Bauleitung zu übernehmen.
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Ein weiterer Kostenfaktor ist der Wunsch, das neue Schulzentrum über Geothermie, also Erdwärme, kostengünstig und umweltfreundlich zu beheizen. Die aktuelle Schule wird über die Wärmeversorgung Schenefeld mit Fernwärme beheizt. Geprüft wird jetzt, ob die Wärmeversorgungsgesellschaft – die Stadt ist dort Mehrheitsgesellschafter – als Vertragspartner die Kosten für den Aufbau der Wärmeversorgung übernimmt und die Stadt so entlastet.
Halstenbeker Modell soll in Schenefeld nicht zum Zug kommen
Das Modell aus der Nachbargemeinde Halstenbek, die ihre beiden weiterführenden Schulen in einem Projekt in öffentlicher-privater Partnerschaft errichten ließ, soll in Schenefeld nicht zum Zug kommen. „Wir wollen vollumfänglich selbst entscheiden und keine Schule mieten“, begründet Bothing die Absage.
Der Fachbereichsleiter hofft, dass die Architekten den Mitgliedern der Lenkungsgruppe noch im Oktober erste Einsparpotenziale benennen können. Wann genau mit der Maßnahme endlich begonnen werden kann, kann Bothing nicht sagen.
Vorlauf für kompletten Interimsstandort wird auf zwei Jahre geschätzt
Schnell soll es gehen, weil die Baukosten von Jahr zu Jahr teurer werden. Doch ohne Vorlauf gehe es nicht. Sollte sich die Politik weiterhin für einen kompletten Interimsstandort aussprechen, rechnet Bothing allein dafür mit einer Vorlaufzeit von zwei Jahren. Der Standort müsste zunächst erschlossen werden – und auch eine Baugenehmigung ist notwendig.
Ursprünglich war geplant, das Projekt 2025 abzuschließen. Das war die Vorgabe, als die Stadt 2018 das Büro Drees & Sommer aus Kiel als Projektsteuerer verpflichtete. Es schloss sich ein Architektenwettbewerb an, den 2021 das Büro Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel aus Berlin für sich entschied.
Schenefeld: Sanierung des Schulzentrums sollte 2025 abgeschlossen sein
Aktuell verfügt das in den 70er-Jahren errichtete Schulzentrum, das einst aus drei Schulen bestand (Haupt- und Realschule sowie Gymnasium), über eine Bruttogeschossfläche von 12.500 Quadratmetern. 7900 Quadratmeter davon sollen laut den Ursprungsplänen erhalten und saniert werden. In dem Neubau sollten laut Vorgaben der Politik 7700 Quadratmeter dazukommen, sodass künftig insgesamt eine Nutzfläche von 15.600 Quadratmetern zur Verfügung steht.