Schenefeld. Modernisierung für 1100 Schüler sollte zuletzt 100 Millionen Euro kosten. Das kann sich Schenefeld nicht leisten. Wo nun gespart wird.
Nach der Kostenexplosion kommt nun der Preisdeckel: Politik und Verwaltung in Schenefeld haben sich darauf verständigt, wie das marode Schulzentrum der Stadt trotz der ausgeuferten Baukosten modernisiert werden kann. Auch die Schulleitungen sollen einverstanden sein. Baubeginn, so der Plan: möglichst schon 2024.
Die Kosten der Modernisierung, 2019 noch auf 42 bis 45 Millionen Euro geschätzt, hatten sich in den Folgejahren mehr als verdoppelt. Bis zu 100 Millionen Euro waren zuletzt im Gespräch. Zu viel für die Stadt, die eine derartige Summe nicht alleine stemmen kann.
Schenefeld: Sanierung Schulzentrum – so sollen die Baukosten sinken
Jetzt hat sich die Lenkungsgruppe Schulzentrum, die aus Politik, Verwaltung und Verantwortlichen der beiden Schulen besteht, auf einen maximalen Kostenrahmen von 75 Millionen Euro verständigt. Um diesen einhalten zu können, sollen umfangreiche Einsparungen umgesetzt werden.
Die Einsparpotenziale waren teilweise von den beauftragten Architekten gekommen, auch Politik und Verwaltung hatten sich mit eigenen Vorstellungen eingebracht. Die Idee der Architekten, Gymnasium und Gemeinschaftsschule künftig in zwei separate Gebäude aufzusplitten, wurde dagegen abgelehnt.
Schulzentrum soll für Bauphase an Interimsstandort umziehen
„Wir bleiben bei dem Konzept von zwei Schulen unter einem Dach, so wie wir es geplant haben“, berichtet Grünen-Fraktionschef Mathias Schmitz. Auch wolle man wie ursprünglich vorgesehen die Bauzeit so kurz wie möglich halten. Daher bleibe es dabei, dass alle 1100 Schüler für die Bauphase umziehen müssen – voraussichtlich in ein Containerdorf auf der Bürgerwiese.
Konsens herrschte in der Lenkungsgruppe auch darüber, keine Flächenkürzungen vorzunehmen, um Einsparungen zu generieren. Dies soll insbesondere für die beiden Schulleiter ein wichtiger Punkt gewesen sein.
Technik soll in den vorhandenen Fahrradkeller integriert werden
Verzichtet werden soll auf den geplanten Technikkeller. Die notwendige Technik für das Schulzentrum soll stattdessen im heutigen Fahrradkeller untergebracht werden. Für die Räder von Schülern und Lehrkräften werde eine neue, ausreichend große überdachte Lösung außerhalb gefunden.
„Das war eine Idee aus der Verwaltung“, berichtet Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. Sie spricht davon, dass die Lenkungsgruppe „klare Vorgaben“ gemacht habe. „Es wurden quasi Leitplanken festgezurrt, innerhalb derer sich die Architekten bewegen können.“
Veranstaltungsstätte Forum soll in der Bauphase weiter nutzbar sein
Dazu gehört auch, dass die Veranstaltungsstätte Forum während der Bauzeit nutzbar bleiben müsse. Ebenso wie der Verzicht auf die geplante mechanische Lüftungsanlage, was eine erhebliche Kosteneinsparung zur Folge haben wird.
Auch die geplanten Balkone am Neubau, die im Brandfall als zweiter Fluchtweg eingeplant waren, werden durch eine andere, erheblich günstigere Lösung ersetzt. Und: Ein kleines Satellitengebäude, in dem sich sechs Klassenräume befinden, soll entgegen der bisherigen Vorstellung erhalten bleiben, was zu einer Änderung der Geometrie des Neubaus führen wird.
Modernisiertes Schulzentrum unterliegt höchsten energetischen Standards
„Das sind bereits sanierte Klassenräume“, so CDU-Fraktionschef Hans-Jürgen Rüpcke. Er hält die Verständigung „für ein Paket, mit dem man gut leben kann“.
Zu der Einigung gehört auch, dass die geplanten höchsten energetischen Standards eingehalten werden sollen. Um die Versorgung mit Wärme im Winter und Kühlung im Sommer soll sich nun jedoch die Wärmeversorgung Schenefeld (WVS) kümmern, die ein Angebot für eine klimaneutrale Lösung vorlegen wird.
Architekten und Projektsteurer müssen die neuen Vorgaben in die Pläne einarbeiten
Und: Die Freianlagen – also etwa die Schulhöfe und die Grünanlagen – sollen möglichst einfach gehalten werden, um Kosten zu sparen. Eventuelle Verbesserungen, so die Idee, könnten dann später erfolgen.
Jetzt sind die Architekten und die Projektsteuerung am Zug, die Änderungen in die Pläne einzuarbeiten und diese entsprechend zu korrigieren. Und die werden einen Kostenrahmen von 75 Millionen Euro einhalten müssen.
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„Diese Summe können wir als finanzstarke und unverschuldete Kommune auch aus eigener Kraft stemmen“, sagt Grünen-Fraktionschef Schmitz. Er begrüßt es, dass alle parteiübergreifend an einem Strang ziehen.
Um die Finanzierung stemmen zu können, werde aber auf mittlere Sicht eine Ausweitung der Gewerbeflächen erforderlich sein, damit die Stadt höhere Einnahmen erzielen könne.
Schenefeld: Schulausschuss muss die geänderten Pläne final beschließen
Laut Küchenhof müssen die geänderten Pläne der Architekten zu einem späteren Zeitpunkt „final im Schulausschuss beschlossen werden“. Etwa vier Jahre Bauzeit, so CDU-Mann Rüpcke, sei realistisch.
Geplant ist, dass die mehr als 1100 Schüler möglichst im Sommer 2024 in den Interimsstandort umsiedeln sollen. Die neue und modernisierte Schule könnte dann voraussichtlich Ende 2028 oder Anfang 2029 den Betrieb aufnehmen.
Schenefeld: Modernisierung sollte 2025 fertig sein – jetzt dauert es bis Ende 2028
Ursprünglich war geplant, das Projekt 2025 abzuschließen. Das war die Vorgabe, als die Stadt 2018 das Büro Drees & Sommer aus Kiel als Projektsteuerer verpflichtete. Es schloss sich ein Architektenwettbewerb an, den 2021 das Büro Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel aus Berlin für sich entschied.
Aktuell verfügt das in den 70er-Jahren errichtete Schulzentrum, das einst aus drei Schulen bestand (Haupt- und Realschule sowie Gymnasium), über eine Bruttogeschossfläche von 12.500 Quadratmetern. 7900 Quadratmeter davon sollen laut den Ursprungsplänen erhalten und saniert werden. In dem Neubau sollten laut Vorgaben der Politik 7700 Quadratmeter dazukommen, sodass künftig insgesamt eine Nutzfläche von 15.600 Quadratmetern zur Verfügung steht.