Schenefeld. Seit einem Jahr stocken die Sanierungspläne im Schulzentrum Schenefeld. Was die Eltern fürchten – und was die Politik dazu sagt.
„Wenn ich an dieser Schule unterrichten müsste, würde ich nach einer Stunde kündigen.“ Klare Worte findet Iris Macke als Teil der Elternvertretung der siebten und achten Klassen des Schulzentrums Achter de Weiden in Schenefeld zum Zustand der Klassenräume ihres Sohnes. „Der Zustand ist wirklich katastrophal. Die Decke ist durchgequollen, im Klassenraum riecht es muffig und die Decke wird nur von einem Pfeiler gehalten. Da muss sich etwas tun.“
Für das Schulzentrum in Schenefeld gab es bereits vergangenes Jahr Pläne für eine Grundsanierung. Alle 1100 Schüler und Schülerinnen sollten für zwei Jahre an einen Interimsstandort ausgelagert werden. Geplant war die Errichtung eines Containerdorfs auf der Bürgerwiese in Schenefeld. Dieses sollte im Oktober 2023 fertiggestellt werden, um eine Grundsanierung der Schule bis Oktober 2025 zu ermöglichen. Davon ist man heute jedoch weit entfernt.
„Katastrophale Zustände“: Eltern sorgen sich um ihre Kinder
Die besonders betroffenen Klassenräume seien die der siebten und achten Klassen. Erst durch einen Kommentar eines Schülers seien die Eltern auf die Lage in den Klassenräumen aufmerksam gemacht worden. „Etwa 30 Eltern haben sich daraufhin zu einer Begehung der Klassenräume getroffen. Wir waren fassungslos über das, was wir sahen“, erzählt Macke. Eine Mutter stellte angesichts der Zustände die Frage, wann die elterliche Fürsorgepflicht wichtiger ist, als die Schulpflicht.
Macke mache sich Sorgen um die Sicherheit ihres Sohnes und seiner Stufenkameraden. „Ich frage mich: Wie können die in den Räumen aufgestellten Stützpfeiler tatsächlich verhindern, dass bei einer großen Schneelast die Decken brechen?“ Sie habe ein schlechtes Gewissen, ihren Sohn jeden Tag zur Schule zu schicken, sagt sie.
Schenefeld: Vernünftiges Lernen sei „kaum möglich“
Das Schlimmste seien jedoch nicht die Stützpfeiler oder die aufgequollenen Decken, sondern der modrige und muffige Geruch, wie ihn Macke beschreibt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass weder vernünftiges Unterrichten noch Lernen in diesen Räumen möglich ist“, führt sie fort.
Die Klassenräume bereiten der Schule jedoch nicht erst seit den vergangenen Jahr Kopfschmerzen. Sie waren bereits vor einigen Jahren gesperrt, eine Sanierung wurde jedoch nie durchgeführt. „Es ist unzumutbar, dort zu unterrichten. Und das schon seit Jahren“, sagt Dirk Ziegenhagen, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Achter de Weiden. Seit 2016 ist er nun im Amt, und laut eigener Aussage war dieser Zustand damals schon Thema.
Auswirkungen auf Neuanmeldungen sind jetzt schon spürbar
„Man fühlt sich einfach nicht wohl. Und in einem Raum, der mir gegenüber nicht wertschätzend ist, lerne ich dementsprechend auch nicht gerne.“ Ziegenhagen zeigt sich verständnisvoll für Schüler und Lehrer, die die Räumlichkeiten täglich besuchen müssen. Der Zustand spreche sich auch in der Umgebung herum, meint er. „Man spürt die Auswirkungen jetzt schon. Wir hatten immer drei bis vier fünfte Klassen, dieses Jahr sind es nur noch zwei.“
Bei den Lehrkräften sei es ähnlich, sagt Ziegenhagen. Es sei sehr schwierig, neue Lehrkräfte für die Schule zu gewinnen. Es herrsche keine gute Arbeitsatmosphäre, und wenn man sich als Lehrkraft seine Schule aussuchen kann, sei dies natürlich ein starkes Argument gegen die Gemeinschaftsschule, wie ihr Schulleiter berichtet.
Achter de Weiden: Politik muss Initiative ergreifen
Trotz der gegenwärtigen Probleme stockt die Planung zur Sanierung. „Wir als Schule können leider derzeit nichts machen. Es liegt an der Politik, Initiative zu ergreifen und unseren Schülern und Lehrern wieder ein angenehmes Umfeld zum Lernen und Unterrichten zu bereiten“, so Ziegenhagen.
Politik und Verwaltung seien sich der Zustände auf der Gemeinschaftsschule bewusst. Christiane Küchenhof, Bürgermeisterin der Stadt Schenefeld, habe auch Verständnis für die Sorgen seitens der Elternschaft, könne aber Entwarnung geben. „Wir haben mehrere Luftproben in den Klassenräumen durchführen lassen. Diese ergaben, dass alles sicher ist und es keine Spuren von Schimmel in der Luft gibt. Zudem haben uns Statiker versichert, dass die Decke sicher ist und es keine Einsturzgefahr gibt.“
Auch aufgrund des Ukrainekriegs: Kosten explodieren
Das Projekt „Achter de Weiden“ liege schon lange der Kommunalpolitik und der Verwaltung vor, so Küchenhof. „Wir sind da auf jeden Fall dran. Das Schulzentrum ist in die Jahre gekommen, und wir wollen natürlich die Lehr- und Lernqualität im Schulzentrum schnellstmöglich erhöhen.“ Doch so einfach ginge das nicht, führt die Bürgermeisterin fort. „Die ursprünglich geplanten Kosten sind im letzten Jahr exponentiell gestiegen. Aus den 38 Millionen Euro Gesamtkosten, von welchen wir letztes Jahr ausgingen, sind heute etwa 120 Millionen Euro geworden“, so die Bürgermeisterin.
Dies habe verschiedene Gründe, so beispielsweise abgeschnittene Lieferketten aufgrund des Krieges in der Ukraine und die damit einhergehenden Preisexplosionen bei Baumaterial. Die Kosten müssten erstmal gesenkt werden, um einen realistischen Zeitrahmen für das Projekt zu erstellen. „Wir führen derzeit viele Diskussionen, wie man die Kosten bestmöglich eindämmen kann“, meint Küchenhof. Ein Prozess, der sich nun bereits seit etwa einem Jahr zieht.
„Es ist nicht schön, aber es ist sicher“
Wann der Bau eines Interimsstandortes beginnen kann, sei daher zurzeit unklar. Es seien zu viele unsichere Aspekte, um dazu eine gezielte Prognose zu tätigen, so Küchenhof. Zudem bestehe momentan kein dringlicher Handlungsbedarf, da die Sicherheit der Schüler und Lehrer gewährleistet sei.
„Es ist nicht schön, aber es ist sicher. Wenn unsere Proben in Zukunft etwas anderes ergeben, werden wir uns eine Lösung überlegen.“ Eine Suche nach Alternativen zum ursprünglich geplanten Containerdorf wird jedoch trotzdem fortgeführt. Schließlich wolle man das Projekt, welches bereits letztes Jahr gestartet wurde, bald Realität werden lassen.
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Schenefeld: Eltern sorgen sich um ihre Kinder
Am heutigen Dienstag, 5. September, tagt der Schulausschuss öffentlich an der Gemeinschaftsschule Achter de Weiden. Dieser Termin soll für Eltern als Möglichkeit dienen, ihre Fragen über das weitere Vorgehen direkt an die Politik zu richten. Auch Christiane Küchenhof plant, zu diesem Treffen zu erscheinen.
Sowohl die Elternschaft als auch die Schulleitung erhoffen sich von diesem Treffen Klarheit über das weitere Vorgehen. „Wir wollen eine Lösung für unsere Kinder, dass sie aus diesen Klassenräumen kommen“, sagt Macke. Ziegenhagen hofft auf Aufklärung bezüglich eines Interimsstandortes. „Es muss endlich klar werden, wann die Sanierung vorgenommen wird, damit wir zumindest mittelfristig planen können“, so der Schulleiter. Um 19 Uhr startet das Treffen in der Gemeinschaftsschule.