Elmshorn. Marodes Gebäude soll für 1,5 Millionen Euro zur Fahrradgarage fürs Rathaus werden. Projekt spaltet die Stadt. So sieht der Zeitplan aus.
An diesem Elmshorner Gebäude scheiden sich die Geister – der ehemalige Verladeschuppen der Firma Johann Meyn steht auf dem Areal des neuen Rathauses und soll zur Fahrradgarage für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Elmshorner Verwaltung werden. Für die einen ist das Haus ein Zeugnis Elmshorner Geschichte, für andere eine abrissreife Ruine.
Pläne der Stadt Elmshorn zeigen nun: Es gibt offenbar keine Bestrebungen, das historische, aber stark heruntergekommene Gebäude abzureißen. Vielmehr wurde der Elmshorner Politik jetzt der Zeitplan für die Sanierung des Objekts vorgelegt. Demnach soll Anfang 2024 mit den Planungen begonnen werden. Die endgültige Gesamtsanierung des Gebäudes soll im Zuge der Außenarbeiten des Rathausneubaus ab 2026 beginnen.
Maroder Verladeschuppen: Elmshorn plant Sanierung der Ruine
Seit der Bund der Steuerzahler das Projekt 2022 in sein Schwarzbuch für Steuerverschwendung aufgenommen hatte, sorgte die Sanierung des Gebäudes, das mal als Verladeschuppen, mal als Kontorhaus bezeichnet wird, in Elmshorn für Diskussionen. Eine Mehrheit aus Grünen, SPD und Linken hatte für den Erhalt und die Sanierung gestimmt, CDU und FDP machten sich für einen Abriss stark.
Vor allem die geschätzten Kosten von rund 1,5 Millionen Euro führten die Gegner der Sanierung als Argument an. Der Bund der Steuerzahler rechnete hoch, dass bei dieser Summe jeder der Fahrradstellplätze rund 17.000 Euro kosten würde. Die tatsächlichen Kosten sind laut Stadt aber noch nicht absehbar, die Preisentwicklungen seien schlecht abschätzbar. Möglicherweise könnte das Projekt also noch teurer werden.
Elmshorner CDU startet Petition für Abriss des Gebäudes
Die CDU hatte sogar eine Petition für den Abriss des Gebäudes gestartet, mehr als 700 Menschen aus Elmshorn unterzeichneten diese. Aktuell wird die Einreichung vorbereitet, wie sich auf der Kampagnen-Plattform openpetition.de nachlesen lässt.
Dort machten auch viele der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner ihrem Ärger über das Projekt Luft. Das Hauptargument: Steuergeldverschwendung. Das Geld solle an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden. Die CDU fordert in ihrer Petition den Abriss des Gebäudes, rechnet vor, dass mit einem Bruchteil des Geldes eine neue Fahrradabstellanlage errichtete werden könnte.
Haus ist für viele Elmshorner ein Schandfleck im Stadtbild
Doch der politische Beschluss für den Erhalt des Hauses steht. Im April 2022 setzten sich SPD, Grüne und Linke im Ausschuss für Stadtumbau durch, stimmten für die Sanierung des Gebäudes und den Umbau zum Fahrradparkhaus für die Mitarbeitenden des Rathauses.
Das Haus mit der Adresse Vormstegen 13 ist für viele Menschen in Elmshorn ein Schandfleck. Die Fenster sind verbarrikadiert, von der Fassade löst sich die Farbe, Scheiben sind zerbrochen, die Wände sind teilweise rissig. Im Inneren zeigte sich bei einer Begehung ein ähnlicher Anblick. Zerschlagene Scheiben, Trümmer auf dem Boden, Rigips-Wände und Türen fielen Vandalismus zum Opfer.
Elmshorner Grüne setzen sich für Erhalt des Gebäudes ein
Die Elmshorner Grünen sind dennoch vom Erhalt überzeugt. „Die Bausubstanz ist gut, es gibt im Inneren keinen Schimmel, und trotz des äußeren Zustandes sehen wir das Gebäude als erhaltenswert an“, sagte Sven Hermann, Fraktionsvorsitzender der Grünen, bei der Begehung. Tatsächlich wirkten Stützpfeiler, Wände und Decken solide und keineswegs marode.
Auch das Kuratorium der Elmshorner Stiftung zur Erhaltung von Kulturdenkmalen befasste sich mit dem Thema, kam zu dem Schluss, das Gebäude solle erhalten werden. Unter Denkmalschutz steht es hingegen nicht. Trotz mehrfacher Begutachtung durch die Denkmalbehörde kamen die Denkmalschützer zu dem Schluss, dass das Haus nicht schützenswert sei.
83 Fahrradstellplätze sollen am neuen Rathaus entstehen
Damit das Gebäude bis zum Beginn der Sanierung nicht noch weiter leidet, wurden im Frühjahr 2023 Büsche und Sträucher zurückgeschnitten. Von einer Reparatur der Regenrinnen und Fallrohre sei aber abgesehen worden, dies sei aufgrund des hohen Aufwands nicht wirtschaftlich, heißt es von der Stadt.
83 überdachte Stellplätze für Fahrräder sowie eine Fahrradselbsthilfewerkstatt sind in dem historischen Gebäude geplant. Allerdings ist das Vorhaben noch nicht in den Maßnahmenplan aufgenommen, eine Zustimmung des zuständigen Ministeriums für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport steht aus. Diese ist aber Voraussetzung dafür, Planungskosten aus dem Treuhandvermögen des Stadtumbaus verwenden zu dürfen.
Elmshorn: Zeitplan für Sanierung des Verladeschuppens steht
Damit könnte die Sanierung aus Mitteln zur Städtebauförderung finanziert werden. „Um die Aufnahme der Sanierung in den Maßnahmenplan zu erwirken, sind weitere Detailplanungen erforderlich und die Zustimmung der Investitionsbank ist einzuholen“, heißt es von der Stadt.
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Immerhin: Für die Einrichtung der Fahrradstellplätze und der Selbsthilfewerkstatt sind nur bestimmte Arbeiten erforderlich. „Die Sanierung und der Umbau bezwecken einen Wetterschutz für Fahrräder. Eine Erwärmung inklusive Dämmung ist für die Ertüchtigung des Gebäudes nicht vorgesehen“, teilt die Verwaltung mit. Teuer dürfte es trotzdem werden.