Elmshorn. Der Bund der Steuerzahler rügt die immensen Kosten für die Sanierung des maroden Elmshorner Verladeschuppens.
Der Bund der Steuerzahler hat am Mittwoch sein diesjähriges Schwarzbuch mit Beispielen mutmaßlicher Steuerverschwendung in Deutschland vorgestellt. Acht Beispiele sind in Schleswig-Holstein angesiedelt, unter anderem geht es um den ehemaligen Verladeschuppen im Zentrum von Elmshorn.
Elmshorn: Fahrradgarage im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes
Die Krückaustadt baut ein neues Rathaus. Vom Neubau umschlossen steht im großen Innenhof an der Straße Vormstegen dieser um 1910 erbaute Schuppen. Das marode Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz und ist nach Auffassung der Denkmalschützer auch nicht erhaltenswert. Dennoch wurde der Plan zur Erhaltung und Sanierung der Verladestation Anfang 2021 mit der Stimmenmehrheit von SPD, Bündnis 90/Grüne und der Linken gegen die Empfehlung der Verwaltung beschlossen.
Der Schuppen soll zu einer Fahrradgarage umgebaut werden. Ingenieure haben im Auftrag der Stadt die voraussichtlichen Kosten für den Fertigstellungstermin 2024 ermittelt. Die 87 Stellplätze werden dann geschätzte 1,5 Millionen Euro kosten. Dies entspricht 17.200 Euro pro Stellplatz. Reißt man die marode Bausubstanz stattdessen ab und baut an dieser Stelle eine moderne Fahrradabstellanlage, entstünden Gesamtkosten in Höhe von 222.000 Euro – also nur 2500 Euro pro Fahrradstellplatz.
Elmshorner CDU positioniert sich gegen das Millionenprojekt
In ihrem Positionspapier von Ende Mai diesen Jahres spricht sich die Elmshorner CDU-Fraktion erneut deutlich gegen das Projekt aus. Bei den weiter steigenden Kosten in der Baubranche können daraus bis zum endgültigen Baubeginn der Maßnahme schnell auch zwei Millionen Euro werden, heißt es. Das sei zu viel Geld für ein Gebäude, das wegen seiner Lage das „vermutlich best versteckteste, vermeintlich historische Gebäude der Stadt“ wäre, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Steffen Strünke.
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Die Ratsversammlung hält jedoch weiterhin an den teuren Plänen fest, moniert der Bund der Steuerzahler und fordert: „Noch ist genügend Zeit, die wirtschaftliche Variante zu beschließen und den vernünftigen Vorschlag der Verwaltung anzunehmen.“
Elmshorn war schon einmal im Schwarzbuch der Steuerzahler
Die Krückaustadt hat es also erneut ins Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler geschafft. 2019, im 47. Schwarzbuch, rügten die Hüter der öffentlichen Ausgaben die 72.000 Euro teure „Gold-Zertifizierung für nachhaltiges Bauen“ am geplanten neuen Rathaus. Die als unnötig angesehene Investition am neuen Verwaltungssitz firmiert unter der Rubrik „teure Imagepflege“. „Die Kriterien für nachhaltiges Bauen sind bekannt. Sie können auch ohne Zertifizierung erfüllt werden. Statt Auditoren zu bezahlen, sollte das Geld besser in die ökologische Ausstattung gesteckt werden“, ist im Schwarzbuch nachzulesen
Insgesamt sind im 50. Schwarzbuch 100 Fälle von vermeintlicher Steuerverschwendung in Deutschland gelistet. Aus Schleswig-Holstein ist erneut die Kostenexplosion beim Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals dabei. Der Verband kritisiert aber auch die Aufstockung von Mitteln für die Fraktionen im Landtag sowie die Nichtnutzung eines vom Land gekauften großen Gebäudes in bester Lage mit Blick über die Kieler Förde. Das gedruckte Exemplar des Buches kann beim Bund der Steuerzahler telefonisch unter 0431/990 16 50 kostenlos angefordert werden.