Elmshorn. CDU startet Petition für den Abbruch des Gebäudes. Doch das Kuratorium für den Erhalt von Kulturdenkmälern setzt sich für Erhalt ein.

Ist das Steuergeldverschwendung oder handelt es sich um eine sinnvolle Investition in den Erhalt der Stadtgeschichte? Das ehemalige Gebäude der Firma Johann Meyn im Elmshorner Zentrum sorgt in der Krückaustadt nach wie vor für politische Diskussionen.

Auf der einen Seite: Die Elmshorner Grünen, die sich einen Erhalt und eine Restaurierung des historischen Gebäudes auf dem Areal des neuen Rathauses wünschen, sowie die SPD und die Linken, mit deren Stimmen der Erhalt und die Umwandlung des Gebäudes in ein Fahrradparkhaus beschlossen wurde. Auf der anderen Seite: Die CDU und die FDP, die den Abriss des Hauses fordern und einen Neubau der Fahrradgarage befürworten.

Stadtentwicklung: Steuerzahlerbund rügte das Projekt

In Sinn der Union und der Liberalen urteilte schon der Bund des Steuerzahler, der das 1,5-Millionen-Euro-Projekt 2022 in seinem Schwarzbuch als Steuerverschwendung rügte. Die Christdemokraten haben eine Petition unter dem Titel „Stoppt die Geldverschwendung! Keine 1,5 Mio. Euro für die Sanierung des alten Güterschuppens“ gestartet. Und aus den Reaktionen wird ersichtlich, dass es sich bei dem Konflikt nicht nur um einen Streit zwischen Parteien handelt.

Mehr als 800 Menschen haben die Petition bereits unterschrieben, davon 676 aus Elmshorn. Um das Quorum zu erreichen, werden 790 Unterschriften von Elmshorner Bürgern benötigt. Bis zum 28. Februar hat die CDU noch Zeit, die nötigen Unterschriften zu sammeln.

Die Christdemokraten fordern, den alten Schuppen zurückzubauen und stattdessen eine modernen Fahrradanlage für das Rathaus zu errichten. Das würde laut CDU nur etwa 250.000 Euro Kosten und damit einen Bruchteil der 1,25 Millionen Euro, die von der Verwaltung für den Erhalt des Gebäudes und die Umwandlung in eine Fahrradgarage kalkuliert wurden.

Das gesparte Geld könne in anderen Infrastrukturprojekten der Stadt besser verwendet werden. „Bedarfsgerechter Ausbau und Sanierung der Schulen, Sanierung der maroden Straßen und Kanäle, Schaffung neuer Kita-Plätze – das ist alles wichtiger als ein alter Schuppen“, heißt es dazu im Petitionstext.

„Wir fordern die Elmshorner Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker auf, ihre Entscheidung zu überdenken“, so die Christdemokraten. „Bitte stimmen Sie für den sofortigen Abriss des maroden Schuppens, der nicht unter Denkmalschutz steht.“

Kommentierende fordern Abriss des Hauses

Diese Vehemenz spiegelt sich auch in den Kommentaren zur Petition. Mehr als 350 Kommentare wurden auf der Webseite openpetition.de zu dem Thema hinterlassen, die Kommentierenden bemängeln dabei vor allem die Steuerverschwendung und fordern, das Geld solle anderswo sinnvoll eingesetzt werden.

Viele Unterzeichner nutzen die Möglichkeit, um ihrem Ärger Luft zu machen. „Einige der Elmshorner Politiker denken, sie wären Könige, voll daneben“, schreibt ein anonymer Nutzer. Ein anderer fordert sogar: „Bitte auch keine 250.000 Euro in eine Fahrradanlage investieren, lieber mehr Pkw-Parkraum schaffen.“ Kommentare für den Erhalt des Kontor- und Geschäftshauses sucht man vergeblich. Nur auf der Diskussionsseite äußern einige Nutzer auch Kritik an der Petition.

Aber auch die Kämpfer für den Erhalt des Gebäudes bekommen Unterstützung. Das Kuratorium der Elmshorner Stiftung zur Erhaltung von Kulturdenkmalen hat sich mit dem Thema befasst und kam zu dem Entschluss, dass das Gebäude, welches nicht unter Denkmalschutz steht, erhalten werden sollte.

Kuratorium sieht Gebäude in Elmshorn als Denkmal an

Das Kuratorium berät die Stadt und die Politik seit 1986 in Denkmalfragen, von den elf Mitgliedern sind fünf Architekten. Damit gibt es durchaus Expertise in dem Gremium. Das Gebäude am Vormstegen 13 beschäftigt das Kuratorium schon lange. „Seit etwa vier Jahres ist das Betriebsgebäude der Firma Johann Meyn immer wieder Thema in unseren Sitzungen“, sagt Uwe Köpcke, seit 36 Jahren Vorsitzender des Kuratoriums. So auch zuletzt.

Die einhellige Meinung der Mitglieder: „Es ist ein Denkmal. Auch wenn das Landesamt für Denkmalpflege das anders sieht.“ Köpcke hebt vor allem die historische Bedeutung des Hauses am Vormstegen hervor. „Das Betriebsgebäude hatte einen Anschluss an die Hafenbahn, die von großer Bedeutung für die industrielle Entwicklung Elmshorns war.“ Um 1920 seien etwa 10.000 Waggons pro Jahr über die Schienen gerollt.

Andere Zeugnisse der Hafenbahn seien bereits aus dem Stadtbild verschwunden. „Schienen wurden entfernt und auch ein Prellbock am Hafen, den wir gern als historisches Zeugnis der Hafenbahn erhalten wollten, gibt es nicht mehr“, so Köpcke. Aus Sicht der Gremiums sei eine Einstufung des Betriebsgebäudes als Denkmal also wünschenswert – auch wenn die Chancen dafür verschwindend gering sind. „Aber nur, weil es kein Denkmal ist, heißt das nicht, dass das Haus nicht erhaltenswert ist“, sagt Köpcke, der auch Stadtverordneter der SPD ist.

Handelt es sich also um ein erhaltenswertes Stück Elmshorner Industriegeschichte? Oder einfach um eine abrisswürdigen Verladeschuppen? Die Meinungen über das Haus am Vormstegen gehen weit auseinander. Und das, obwohl die Politik bereits im April 2022 für den Erhalt gestimmt hat. Sollte die Petition erfolgreich sein, wird sich die Elmshorner Politik allerdings noch einmal mit dem Sachverhalt beschäftigen müssen. Das letzte Wort scheint in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen.