Tornesch/Elmshorn. In Elmshorn soll neues Bahnsteiggleis entstehen. Auch Verbindung nach Hamburg profitiere. Was zur Umsetzung noch fehlt.

Der Minister kam nicht ohne Geschenke nach Heidgraben. Bei seinem Antrittsbesuch bei der Bürgerinitiative „Starke Schiene“ aus Tornesch brachte Schleswig-Holsteins neuer Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) die frohe Kunde mit, dass die Erweiterung des Bahnhofs Elmshorn um ein viertes Bahnsteiggleis endlich in trockenen Tüchern sei. Es fehle nur noch die Unterschrift des Bundesverkehrsministers Volker Wissing (FDP) an der Vereinbarung zwischen Bund, Land und Deutscher Bahn AG.

Elmshorner Bahnhof soll umgebaut und erweitert werden

„Damit wird der notwendige und lang ersehnte Ausbau einen riesigen Schritt vorankommen“, sagte Minister Madsen vor den Angehörigen der BI Starke Schiene und im Beisein von Kreispräsident Helmuth Ahrens sowie den Landtagsabgeordneten Birte Glißmann aus Elmshorn und Martin Balasus aus Moorrege (alle CDU). „Wir wollen mehr Menschen auf die Schiene bekommen.“

Dieser Ausbau des Elmshorner Bahnhofs wiederum ist die Voraussetzung für das seit Jahren von den Bahnpendlern im Kreis geforderte dritte und vierte Bahngleis zwischen Elmshorn und Pinneberg. Auch da käme die Planung nun voran, kündigte Minister Madsen an. So würden Anfang des Jahres drei Ausbauvarianten geprüft, ob sie ausschließlich für S-Bahn- oder auch den Regionalverkehr genutzt werden sollen. Der drei- bis viergleisige Ausbau stünde nun vorn im landesweiten Nahverkehrsplan, sagte Minister Madsen. Von den 500 Millionen Euro Ausbaukosten soll das Land 125 Millionen, der Bund 375 Millionen Euro übernehmen.

Nordbahn-Chef Eduard Bock verkündete auf dem Treffen der BI, dass bereits zum Fahrplanwechsel ein zusätzlicher Zug dreimal am Tag zwischen Hamburg-Altona und Itzehoe pendeln werde, der auch in Elmshorn und Tornesch hält und jeweils bis zu 260 Fahrgäste befördern könne. Er fahre morgens um 7.20 Uhr von Itzehoe nach Hamburg und zweimal am Nachmittag (15.06 und 17.06 Uhr) von Hamburg nach Tornesch und Elmshorn. Allerdings müsse der Zug, den die Nordbahn Anfang Dezember erhalte, noch umgebaut werden, sodass er wohl erst im Januar regulär täglich fahren werde.

Land soll die Mehrkosten für Bahnhof tragen: sechs Millionen Euro

Beim Bahnhofsumbau hakte es lange daran, dass die Bahn AG nur die „Minimallösung“ realisieren wollte, die einen zusätzlichen Außenbahnsteig westlich der jetzigen Anlagen vorsah. Das hätte nicht nur einen Umbau des ZOB in Elmshorn notwendig gemacht. Auch wäre es nicht möglich gewesen, auf den geplanten zusätzlichen Gleisen S-Bahnen und Regionalzüge fahren zu lassen, was aus Sicht des Landes und der Pendler im Kreis die beste Lösung wäre. Nun übernimmt das Land die Mehrkosten für den kompletten des Bahnhofs von sechs Millionen Euro. Den Rest trägt der Bund.

Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje ist begeistert. „Das ist super. Endlich machen wir einen großen Schritt in die Richtung, dass der Bahnhof wirklich erweitert wird.“ Dies sei auch der richtige Ansatz und gut, dass „nicht die Schmalspurlösung“ der Bahn AG umgesetzt werden soll. Für Hatje ist das Vorhaben eines der wichtigsten für die Entwicklung der Krückaustadt. So habe er gerade ein eigenes Projektteam mit einer ausgewiesenen Expertin aus Hamburg im Rathaus eingesetzt, das jetzt alle Auswirkungen auf den Öffentlichen Nahverkehr und andere Belange untersuchen soll.

Elmshorn: Welche Gleis-Variante ist die sinnvollste?

Für die zusätzlichen Gleise zwischen Pinneberg und Elmshorn würden mit Beginn des nächsten Jahres die Vor- und Nachteile von drei Varianten untersucht, stellte Bernd Reestorff in Heidgraben ausführlich dar. Er ist im Landesverkehrsministerium für die Eisenbahninfrastruktur zuständig. So könnten die beiden neuen Gleise ausschließlich für den S-Bahnverkehr genutzt werden. Das wäre die Vorzugsvariante für die Hansestadt Hamburg, weil das am ehesten einen pünktlich fahrenden Schienenverkehr auch in Hamburg sicherstellte. Würden Regionalzüge auch auf diesen Gleisen fahren, könnte das Verspätungen ins Fahrbahnnetz nach Hamburg tragen, so die Befürchtung, erläuterte Reestorff.

Doch aus Sicht des Landes Schleswig-Holstein und auch der Bahnpendler im Kreis Pinneberg würde eine Doppelstruktur mit S-Bahnen und Regionalbahnen auf beiden neuen Gleisen die meiste Entlastung auf dieser landesweit am höchsten frequentierten Strecke bringen. Dann könnten 24 Züge pro Stunde, darunter acht Regionalbahnen sowie jeweils vier S-Bahnen, Regionalexpress- und ICE-Züge verkehren, heißt es in einer Voruntersuchung. Bei einem reinen S-Bahnverkehr würden es demnach nur 15 Züge die Stunde sein können. Diese Variante würde auch das Überholen von Güterzügen möglich machen, erklärte Reestorff.

Elmshorn: Bürgerinitiative „Starke Schiene“ erfreut über konkrete Ankündigung

Die dritte Prüfvariante, die wohl keiner Seite besonders nützlich wäre, würde nur Regionalzüge auf den neuen Gleisen zulassen. Diese könnten aber gar nicht den Hauptbahnhof erreichen, weil sie nicht durch den Citytunnel kämen.

BI-Sprecherin Gisela Hüllmann zeigte sich erfreut über die konkreten Ankündigungen zu baldigen Verbesserungen im Bahnverkehr. „Das ist alles sehr positiv. Hoffentlich wird es dann auch schnellstmöglich umgesetzt.“ Wichtig sei, dass der 20-Minuten-Takt für Tornesch erhalten bleibe. „Wir wollen schnell und pünktlich in die Innenstadt nach Hamburg kommen.“

Minister Madsen kündigte zudem an, dass ein schnellerer Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Land dringend notwendig sei. „Ich bin oft schockiert, wie lange sowas dauert. Wir leben in einem Land, das es sich selbst schwer macht. Ich will da mehr Dynamik reinbringen.“ Als Beispiel nannte er auch den Bau der A20, der seit Jahren in Bad Segeberg ruht. „Ich dachte erst, das wäre eine Baustelle. Aber da wird gar nicht gebaut.“ Er hoffe immer, wenn er auf dem Weg von Rostock nach Kiel dort entlang fahre, nicht erkannt und von wütenden, im Stau stehenden Autofahrern aus dem Wagen gezerrt zu werden. „Ich wundere mich, dass sich da noch keiner an die Straße gekettet hat.“