Elmshorn. Auf dem Areal des neuen Rathauses in Elmshorn schlummern Überreste der Industrie. Wie der Sanierungsplan jetzt aussieht.
Die Stadt Elmshorn ist stolz auf ihr industrielles Erbe – auch wenn es in der Gegenwart zum Problem wird. Zeugnisse aus der Hochzeit der Stadt als Industriestandort finden sich nämlich noch immer vielerorts im Stadtbild, etwa die Knechtschen Hallen im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen.
Die historischen Bauten sind allerdings nicht das einzige Überbleibsel dieser Zeit. Ein weniger schönes und vor allem gefährlicheres Erbe schlummert im Boden unter der Elmshorner Innenstadt: Die Altlasten aus ebenjener Zeit.
Elmshorn: Gefährliches Erbe – neuer Plan für Gift im Boden des Zentrums
Zwar konnte der Verdacht auf Milzbrandsporen als Überbleibsel der ehemaligen Lederfabrik an der Schauenburger Straße ausgeräumt werden. Belastet ist der Boden dennoch. Und die Entsorgung dieses Bodens ist teuer.
Unter anderem auch aus diesem Grund war bei den Planungen des neuen Rathauses bereits auf eine Tiefgarage und einen Teilkeller verzichtet worden. Allein durch den Verzicht auf den Keller konnten vier Millionen Euro eingespart werden – gleichwohl sind die kalkulierten Kosten inzwischen auf mehr als 40 Millionen Euro gestiegen.
Neues Rathaus in Elmshorn: Schadstoffe sollen im Boden bleiben
Nun könnte beim Rathausneubau sogar ganz auf eine Auskofferung des Geländes verzichtet werden, wie Thomas Kröger vom Gebäudemanagement der Stadt berichtet. Eine Auskofferung des belasteten Bodens sei aus umwelttechnischer Sicht nicht notwendig.
Statt den belasteten Boden auszuheben, soll neue Erde aufgeschüttet werden. Die Schadstoffe verbleiben dabei im Boden. „Das verbleibende Material wird durch die Versiegelung der Fläche und den Bodenauftrag auf dem Grundstück gesichert“, heißt es vom Gebäudemanagement der Stadt.
Elmshorn: Verdacht auf Milzbrand konnte ausgeräumt werden
Die Versieglung der Fläche soll zum einen durch den Rathausneubau, zum anderen durch zusätzliche Erde erreicht werden. Das sieht zumindest der Sanierungsplan vor. Der Entwurf des Plans wurde Ende Januar vorgelegt, mit einer Genehmigung rechnet Thomas Kröger noch im Sommer 2023.
Sind die Schadstoffe im Boden ein Risikofaktor? Immerhin haben Erdproben ergeben, dass sich zahlreiche, teilweise hochgiftige Substanzen im Erdreich befinden. Darunter polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW), Schwermetalle, Arsen, organische Schadstoffe und Methan. Kampfmittel und auch die befürchteten Milzbrandsporen wurden allerdings nicht entdeckt.
Auch das Grundwasser in Elmshorn mit Schadstoffen belastet
Aus umwelttechnischer Sicht bestehe keine Gefährdung durch die Bodenluft, heißt es vom Gebäudemanagement. Die Bodenluft ist der gasförmige Teil des Bodens, also das, was sich zwischen den Bodenpartikeln befindet.
Zwar sei auch das Grundwasser durch Arsen, Kupfer, PAK und leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW) belastet. Teilweise überstiegen die Konzentrationen sogar die Geringfügigkeitsschwelle. Ein Problem soll das aber nicht sein: Die Schadstoffquelle liege nicht auf dem Rathausgrundstück.
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Elmshorn: Planungen für das neue Rathaus gehen voran
Der Rathaus-Neubau beschäftigt die Elmshorner Politik und Verwaltung nun schon seit mehr als zehn Jahren. Und immer noch steht kein Stein des neuen Verwaltungssitzes. 2012 fiel die Entscheidung für den Neubau, 2014 wurde der Standort südlich des Buttermarktes festgelegt. Noch 2017 war ein Spatenstich für das Jahr 2020 angekündigt worden.
Doch der Baubeginn verschob sich immer weiter. Im Juni 2022 wurde dann endlich der Bauantrag für das neue Rathaus gestellt, im November 2023 soll mit den Arbeiten begonnen werden. Und im Laufe der Jahre verschob sich nicht nur der Baubeginn. Auch die zu erwartenden Kosten sind seit 2012 von anfangs 30,5 Millionen auf mittlerweile 43 Millionen Euro gestiegen – sofern auf den Keller verzichtet wird.