Henstedt-Ulzburg. Historisches Votum: Politik in Henstedt-Ulzburg startet Bebauungsplan für den künftigen „Alstercampus“. So geht es jetzt weiter.

Viereinhalb Jahre ist es her, dass die Politik in Henstedt-Ulzburg den Grundsatzbeschluss fasste: Ja, das Alstergymnasium, mit mehr als 1100 Schülerinnen und Schülern eine der größten Schulen in Schleswig-Holstein, solle langfristig durch einen Neubau ersetzt werden, so der Beschluss vom 18. November 2019, der übrigens nicht einstimmig war. Denn schon damals war allen bewusst, wie komplex das Vorhaben sein würde. Seitdem wurde in einem Sonderausschuss beraten, in Lenkungsgruppen und Workshops, ein Planungsbüro gefunden – und nun wird es ernst, denn es hat das nächste historische Votum gegeben.

Im Planungsausschuss wurde am Montagabend der Bebauungsplan 154, genannt „Alstercampus“, aufgestellt. Und über dessen Zielsetzung gibt es keine Zweifel: „Ersatz des Bestandsgebäudes des Alstergymnasiums durch einen Neubau in unmittelbarer Nähe“. Das bedeutet: Die heutige Schule, gebaut 1978, ist ein Auslaufmodell, sie soll auf Sicht tatsächlich abgerissen werden.

Neues Alstergymnasium: Das größte Projekt der Ortsgeschichte in Henstedt-Ulzburg

„Der Abriss des Bestandsbaus erfolgt allerdings erst, wenn der Neubau bezogen werden kann, um während der Bauphase den regulären Schulbetrieb aufrecht erhalten zu können“, schreibt die Verwaltung. Schon das verdeutlicht die Herausforderung, die zuletzt im Frühjahr offenkundig wurde. Denn lange stand nicht fest, wo genau die neue Schule entstehen könnte. Denn favorisiert wurde eine Option, wonach die Gemeinde die sogenannten „Flächen Lau“, also nördlich des Korl-Barmstedt-Wegs, erwerben könnte. Im März scheiterten die Kaufverhandlungen mit dem Grundstückseigentümer jedoch, man entschied sich nicht zuletzt aus Zeitgründen für die Bestandsfläche.

Vorrangig soll hierfür die Sportfläche östlich der Sporthalle genutzt werden. Das ist auch im Sinne der Schule, die übrigens auch die einzige Oberstufe in Henstedt-Ulzburg hat und jährlich stets um die 100 Abiturientinnen und Abiturienten. Der Nachteil hierbei: Es müsste ein neuer Sportplatz geschaffen werden, inklusive Lärmschutzmaßnahmen, denn der alte Bestandsschutz würde nicht mehr greifen.

„Ein Gymnasium, das modernsten Ansprüchen und moderner Pädagogik gerecht wird“

„Es ist eine einmalige Chance, hier im Ort ein Gymnasium zu bauen, das modernsten Ansprüchen und moderner Pädagogik gerecht wird, das vielleicht ein Vorbild für die gesamte Region ist“, das hatte 2019 der damalige, mittlerweile pensionierte Schulleiter Michael Höpner gesagt. Stets hatte sich das Alstergymnasium gegen die Alternative, also eine Sanierung im laufenden Unterrichtsbetrieb, ausgesprochen. Und dennoch lag diese Variante immer auf dem Tisch, nicht zuletzt aus Kostengründen.

Theoretisch gäbe es eine solche Exit-Option auch weiterhin. Denn wie teuer der „Alstercampus“ letztlich wird, weiß niemand. Anfangs war von ungefähr 40 Millionen Euro die Rede, das ist auf keinen Fall zu halten. Wie schnell es gehen kann, zeigt der Neubau des Schulzentrums Süd in Norderstedt. Beim dortigen „Campus Glashütte“, der allerdings das Lise-Meitner-Gymnasium und die Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark umfasst, dazu zwei Sporthallen und eine Bibliothek sowie ein Jugendzentrum, liegt das Volumen bei rund 150 Millionen Euro. Schon in diesem Herbst könnten die ersten Arbeiten beginnen.

Schulzentrum Süd in Norderstedt: Kosten haben sich seit 2020 verdoppelt auf 150 Millionen Euro

Seit 2020, als der Architektenwettbewerb abgeschlossen wurde, hat sich der Preis damit quasi verdoppelt. Zwar winken den Kommunen jeweils auch Fördermittel von Land und Bund in Millionenhöhe, doch hier gibt es zu diesem frühen Zeitpunkt keine genauen Summen.

Mehr zum Thema

In Henstedt-Ulzburg werden die Sporthallen nach jetzigem Stand nur saniert und nicht neugebaut, um Geld zu sparen. Diese Maßnahme wird indes unabhängig der Planungen für das Gymnasium stattfinden. Fertig ist auch das Raumprogramm, das unter Beteiligung der Schule, also auch Kollegium und Schülerschaft, entwickelt wurde. Hierbei stand im Mittelpunkt, was benötigt wir für Unterrichts- und Projekträume, die Bereiche für die Lehrerschaft und die Schulverwaltung, dazu die Räume für Naturwissenschaften, für Musik und Theater, die Nachmittagsbetreuung und nicht zuletzt die neue Mensa.

Neues Alstergymnasium: 1300 Schülerinnen und Schüler in 54 Klassen

Unter dem Strich wird mit 8798 Quadratmetern Gesamtfläche kalkuliert, das sind 585 Quadratmeter mehr als aktuell. Das unterteilt sich in Klassenräume (4308 m²), Theater, Musik und Kunst (1812 m²), Naturwissenschaften (1372 m²), Verwaltung und Lehrerzimmer (700 m²), Küche, Kiosk und Mensa (478 m²) sowie Pausenhalle und Bücherei (128 m²). Die Rechengrundlage waren 1300 Schülerinnen und Schüler in 54 Klassen, es wird also davon ausgegangen, dass das Alstergymnasium weiter wachsen wird.

Im nächsten Schritt wird nun ein Planungsbüro einen Entwurf für den „Alstercampus“ erstellen, der dann wiederum öffentlich der Politik präsentiert wird, möglicherweise zum Jahresende. Die neue Schule soll zum Ende der 2020er-Jahre stehen.