Henstedt-Ulzburg. Disco in Henstedt-Ulzburg feierte eine große letzte Party mit Extra-Dancefloor und Feuerwerk. Was Inhaber Joey Claussen jetzt vorhat.

  • Extra-Dancefloor und mehr Gäste denn je bei der Abschiedsfeier.
  • Wehmut bei Besuchern und Mitgliedern des Joy-Teams.
  • Die Disco steht jetzt zum Verkauf – samt Inventar.

Zum Abschied wurde noch einmal richtig Gas gegeben: Rund 1200 Gäste aller Altersstufen haben sich in der Nacht zu Sonntag mit einer großen Party von der Henstedt-Ulzburger Disco Joy verabschiedet. Betreiber Joey Claussen und sein Team hatten ein würdiges Abschiedsfest organisiert. So gab‘s ein großes Feuerwerk und einen Extra-Dancefloor, sowie eine zusätzliche Garderobe, damit mehr Besucher denn je Platz fanden.

Ausnahmsweise durfte bis „open end“ gefeiert werden. Schon gut eine Stunde vor Einlass standen Hunderte Jugendliche und Erwachsene Schlange – und bald nach Partybeginn um 22 Uhr wurde es brechend voll in der Kultdisco, die nun nach 19 Jahren schließt.

Vorfreude auf die Party bei Christopher (18, v.l.), Emily (21), Theresa (17), Jule (17), Lilly (20) undFinja (16).
Vorfreude auf die Party bei Christopher (18, v.l.), Emily (21), Theresa (17), Jule (17), Lilly (20) undFinja (16). © FMG | Claas Greite

Etwas Nostalgie empfanden viele Besucher schon vor Beginn der Party – auch jene, bei denen die ersten Besuche im Joy noch gar nicht allzu lange zurücklagen: „Es ist traurig, dass der Club hier wegfällt. Hier habe ich meine ersten Disco-Erfahrungen gesammelt“, sagte der 18-jährige Christopher, der zusammen mit seinen Freunden und „mit großer Motivation“ auf den Einlass wartete.

Laney, 23: „Das war einfach unsere Jugend!“

Sünje (l., 26) und Laney (23). Sie waren früher oft hier und wollten noch einmal feiern wie in alten Zeiten.
Sünje (l., 26) und Laney (23). Sie waren früher oft hier und wollten noch einmal feiern wie in alten Zeiten. © FMG | Claas Greite

Ähnlich klangen Laney, 23, und Sünje, 26, aus Henstedt-Ulzburg: „Das war einfach unsere Jugend! Ich weiß noch, wie ich hier mit dem Muttizettel in der Schlange stand“, sagte Laney. Sünje: „Besonders die Weihnachtspartys waren hier waren legendär.“ Auch Ehepaare kamen zur Abschiedsparty, zum Beispiel Julian, 34, und Inga, 27, aus Schmalfeld: „Früher war ich jedes Wochenende hier, besonders gerne auf den Ein-Euro-Partys“, erzählte Julian. Inga präzisierte: „Du hast deine ganze Jugend hier verbracht!“

Kurz vor 22 Uhr, es herrschte draußen schon Partystimmung, wendete sich Discobesitzer Joey Claussen per Megafon an die Menge. „Irgendwann musste der Tag kommen, an dem ich in Rente gehe. Und dieser Tag ist heute!“, rief er von der Hubbühne ins Publikum herunter. „Vielen Dank, dass Ihr gekommen seid, um uns die letzte Ehre zu erweisen!“

Um 22 Uhr wurde die Party mit einem Feuerwerk eingeläutet

Bunt und laut: Feuerwerk am Samstagabend über dem Gewerbegebiet.
Bunt und laut: Feuerwerk am Samstagabend über dem Gewerbegebiet. © FMG | Claas Greite

Es folgte ein gut zehnminütiges, veritables Feuerwerk über den Dächern des Gewerbegebietes. Und dann ging‘s los. Schon bald füllten sich die Dancefloors im Joy und auch der Außenbereich, es wurde von Beginn an gefeiert, als ob es das letzte Mal wäre – und in gewisser Hinsicht war es das ja auch. Verschiedene DJs legten auf, darunter DJ D-Short, der dem Joy seit Jahren verbunden ist. „Das hier war immer der Club, in dem ich am liebsten aufgelegt habe!, sagte er.

Betriebsleiter Tim Vollmer: „Auf und Ab der Gefühle!“

Wehmut bei Joy-Betriebsleiter Tim Vollmer (r.) und Mitarbeiter Mathis Strathen.
Wehmut bei Joy-Betriebsleiter Tim Vollmer (r.) und Mitarbeiter Mathis Strathen. © FMG | Claas Greite

Im Joy-Team, das für die zehn letzten, wieder sehr gut besuchten Events noch einmal aufgestockt worden war, herrschte eine Mischung aus Wehmut und Partystimmung. „Das ist schon ein Auf und Ab der Gefühle“, sagte Joy-Betriebsleiter Tim Vollmer. Fabio Heyderhoff, 20 Jahre alt und seit 2023 im Team, sagte: „Es tut weh. Für mich war es wirklich ein Highlight, die Gemeinschaft hier im Team kennenzulernen.“ Lee-Ann, an diesem Abend an der Bar, sagte: „Ich bin seit fünf Jahren dabei, aber kannte das Joy schon viel, viel länger. Man wird es vermissen“, so die 24-Jährige.

Sie standen am letzten Abend an der Bar: Lee-Ann (l., 24) und Janne (27) vom Joy-Team.
Sie standen am letzten Abend an der Bar: Lee-Ann (l., 24) und Janne (27) vom Joy-Team. © FMG | Claas Greite

Sie wird sich nach dem Joy-Ende wieder ihrem „Hauptjob“ in einer Event-Management-Firma zuwenden. Viele andere aus dem Joy-Team werden weiter für Joey Claussen arbeiten, der sich geschäftlich längst breiter aufgestellt hat. So betreibt er unter anderem die Bowlingbahn „Nordic Bowling“, organisiert unter dem Namen JDC weiterhin Partys und Events und plant außerdem einen Cannabis-Social-Club gleich neben dem Joy.

„Ich bin stolz auf das, was wir hier geschafft haben“, gab er während der letzten Party zu Protokoll. Und wer die feiernden, jubelnden Massen sah, konnte sich fragen, warum überhaupt Schluss sein soll mit dem Joy. Doch seit den Coronajahren waren die Besucherzahlen kontinuierlich nach unten gegangen.

Warum das Joy nach 19 Jahren schließen musste

Joy-Inhaber Joey Claussen macht mit „Nordic Bowling“, seiner Veranstaltungsfirma JDC und einem Cannabis-Social-Club weiter.
Joy-Inhaber Joey Claussen macht mit „Nordic Bowling“, seiner Veranstaltungsfirma JDC und einem Cannabis-Social-Club weiter. © FMG | Claas Greite

Joey Claussen begründet das vor allem mit einem veränderten Ausgehverhalten bei der Jugend. Man bleibe heute einfach mehr zu Hause, mache „Sit-Ins“, knüpfe Kontakte oft auch einfach digital, sagte der 30-Jährige. Unter diesen Bedingungen lasse sich eine Disco für das junge Publikum nicht mehr rentabel betreiben.

„In unserer Generation macht man eher Hauspartys“, sagt ein 18-Jähriger

Aber am Samstag ging‘s noch mal in die Disco: Schon gegen 21.30 war die Schlange lang vor dem Joy.
Aber am Samstag ging‘s noch mal in die Disco: Schon gegen 21.30 war die Schlange lang vor dem Joy. © FMG | Claas Greite

Claussens Beobachtung bestätigten dann auch einige der jungen Besucher, die am Samstagabend noch mal ins Joy kamen: „In unserer Generation macht man eher Hauspartys“, sagte ein 18-Jähriger aus Henstedt-Ulzburg. Sein Freund ergänzte: „Du kennst einfach die Leute, die du einlädst. Und du musst nicht die teuren Getränke in der Disco bezahlen, die gehen nämlich ziemlich ins Geld.“

Eine Impression von der letzten Partynacht.
Eine Impression von der letzten Partynacht. © FMG | Claas Greite

Gleichermaßen beklagten allerdings viele der angereisten Teenager, dass nun ein Ort für die Jugend wegfalle. „Das ist schon sehr traurig. Jetzt ist hier kein Laden mehr in der Nähe“, sagte Finja, 16. Theresa, 17, sagte: „Da fällt jetzt ein Spot weg, der nahe dran ist.“ Für manche war der letzte Abend im Joy gleichzeitig ihr erster Besuch: „Wir waren noch nie hier und dachten, jetzt sollten wir uns das wohl mal anschauen!“, sagte ein 17-Jähriger aus Norderstedt.

Ab Montag steht das Joy zum Verkauf

„Für immer die #1“:Zum Abschied gab es für die ersten 200 Besucher diese besonderen Flaschenöffner als Souvenirs.
„Für immer die #1“:Zum Abschied gab es für die ersten 200 Besucher diese besonderen Flaschenöffner als Souvenirs. © FMG | Claas Greite

Wer weiß: Vielleicht gibt es ja sogar, unter einem neuen Namen und mit neuer Führung, eine Zukunft für den Club am Kirchweg 119. „Ab Montag steht das Joy zum Verkauf“, sagt Joey Claussen. Wer interessiert ist, müsste allerdings einen „sechsstelligen Abstand“ für das Inventar zahlen.

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Und natürlich in große Fußstapfen treten. Wie groß, stellte Joey Claussen auch mit den eigens angefertigten Abschiedssouvenirs klar, die an die ersten 200 Gäste verteilt wurden. Es handelte sich um Flaschenöffner, darauf die Aufschrift „Alles Flaschen!“ und die Namen der ganzen Konkurrenz-Clubs, die während der Joy-Jahre in der Umgebung aufgemacht und wieder geschlossen hatten. Darunter der Schriftzug:. „Für immer die #1: Joy.“

Manche der Partygäste, die am Sonntag bis in die frühen Morgenstunden feierten, werden es genauso sehen.