Henstedt-Ulzburg. Politik will einen Neubau der Schule, der rund 50 Millionen Euro kosten wird. Finanzierung und Standort sind noch ungeklärt.

Das Alstergymnasium in Henstedt-Ulzburg wird abgerissen und an einem anderen Standort neu gebaut. Dafür haben sich in einer gemeinsamen Sitzung die Politiker der Ausschüsse für Planung und für Bildung grundsätzlich ausgesprochen. Es ist eine Entscheidung mit einer für die Großgemeinde enormen Tragweite, denn ein vergleichbares Großprojekt hat es in Henstedt-Ulzburg noch nicht gegeben – veranschlagt sind 50 Millionen Euro.

„Es ist eine einmalige Chance, ein Gymnasium zu bauen, das modernsten Ansprüchen gerecht wird“, sagt Michael Höpner, Schulleiter.
„Es ist eine einmalige Chance, ein Gymnasium zu bauen, das modernsten Ansprüchen gerecht wird“, sagt Michael Höpner, Schulleiter. © HA

Eine Alternative wäre gewesen, die Gebäude, darunter auch Sporthallen, bei laufendem Betrieb für etwa die Hälfte der Kosten zu sanieren. Schulleiter Michael Höpner hatte vor dieser Lösung gewarnt, weil dann die Qualität des Unterrichts leiden würde. Umso zufriedener ist er nun mit dem Beschluss, der durch eine Mehrheit von SPD, Grünen, FDP und BfB zustande kam – CDU und WHU stimmten dagegen, es gab zudem einige Enthaltungen. „Es ist eine einmalige Chance, hier im Ort ein Gymnasium zu bauen, das modernsten Ansprüchen und moderner Pädagogik gerecht wird, das vielleicht ein Vorbild für die gesamte Region ist“, sagt Höpner.

Seit 2014 wird über Sanierung oder Neubau diskutiert

Eine Sanierung im laufenden Betrieb sei kaum möglich, sagt der 63-Jährige, der seit fast 20 Jahren das größte Gymnasium im Kreis – und zugleich eines der größten in Schleswig-Holstein – leitet. 1050 Schüler lernen hier aktuell, jährlich gibt es bis zu 160 Abiturienten. Die Einrichtung hat einen guten Ruf, war 2018 in der Endrunde zum Deutschen Schulpreis. Trotzdem: Die Infrastruktur des vor mehr als 40 Jahren nach dem „Kasseler Modell“ gebauten Alstergymnasiums ist in allen Bereichen, ob nun Heizung, Raumkonzept, Belüftung, Leitungen, Barrierefreiheit, nicht mehr zeitgemäß. „Es stößt an seine Grenzen“, so Höpner.

„Der Neubau ist die vernünftigste Lösung, wenn man auf fortschrittliche Bildung setzen will“, sagt Horst Ostwald, Fraktionsvorsitzender der SPD.
„Der Neubau ist die vernünftigste Lösung, wenn man auf fortschrittliche Bildung setzen will“, sagt Horst Ostwald, Fraktionsvorsitzender der SPD. © Christopher Herbst | Christopher Herbst

Sanierung oder Neubau, darüber diskutieren Schule, Politik und Verwaltung seit 2014. Ein Arbeitskreis formulierte schließlich die Empfehlung, der sich nun die Mehrheit angeschlossen hat. Bürgermeister Stefan Bauer sagt, man solle nicht mehr weiter auf „kostenträchtige Sanierungen und Reparaturen“ setzen. Horst Ostwald (SPD) spricht von der „vernünftigsten Lösung, wenn man auf fortschrittliche Bildung setzen will.“ Es sei nicht akzeptabel, dass es Innenräume ohne Tageslicht gebe. Ein Gutachten hatte ergeben, dass eine Sanierung die verbliebene Nutzungsdauer von 17 auf 25 Jahre erhöht hätte. Bei einem Neubau wird mit 60 Jahren gerechnet. „Nur in einem Neubau können energetische Maßnahmen, Lärm- und Brandschutz und modernste Konzepte realisiert werden“, sagt Stephan Holowaty (FDP). Bei einer Sanierung hätte das immer noch verbaute Asbest ein Risiko dargestellt.

BfB schlägt Hybridbau aus Stahl und Holz vor

Die CDU kritisiert den Beschluss, hätte diesen gern vertagt. „Die Finanzierung ist nicht klar, es sind viele Fragen noch offen“, sagt Gemeindevertreter Michael Meschede. Zudem hätten nicht alle Politiker den gleichen Informationsstand gehabt. „Es war der Wille der anderen Parteien, das durchzuziehen.“ Kurt Göttsch (Grüne) reagiert genervt auf diese Aussage. „Die CDU stellt Fragen, die sie im Arbeitskreis hätte stellen können.“ Auch die WHU hatte sich für eine Sanierung ausgesprochen. „Es ist ein Fehler, das aus dem Fokus zu nehmen“, so die Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah. „Es ist nicht mit gleichen Maßstäben gemessen worden. Man kann eine Schule renovieren und daneben Container installieren.“

Jens Iversen von der BfB ist gedanklich schon einen Schritt weiter, er regt an, über einen Hybridbau aus Stahl und Holz nachzudenken. Seiner Ansicht nach stünden drei Standorte zur Auswahl. Einmal direkt neben der jetzigen Fläche – doch dann würde der Unterricht gleich doppelt, nämlich erst durch den Neubau, dann den Abriss, gestört. Weitere Optionen sind der Bereich westlich des Bahnhofs Ulzburg-Süd sowie am Dammstücken. Die Verwaltung soll das nun prüfen, genauso wie die Verfügbarkeit von Fördergeld – insbesondere von Bund und Land erhofft sich die Gemeinde eine kräftige Unterstützung. Im Frühjahr sollen die Planungen dann weitergehen. Das gesamte Verfahren dürfte fast zehn Jahre dauern. Dort, wo sich heute die Schule befindet, könnten perspektivisch in zentraler Lage Wohnungen entstehen.