Henstedt-Ulzburg. Ostern endet die Zeit des Einzelhändlers im Gewerbepark in Henstedt-Ulzburg. Die Schließung hat eine Kettenreaktion nach sich gezogen.
Schon auf dem Parkplatz lässt die Werbung keine Fragen offen. „Grosser Abverkauf. Alles muss raus!“, besagen rote Banner im Gewerbepark Nord. Hier, im nördlichen Einkaufsgebiet von Henstedt-Ulzburg, sind die letzten Tagen von Marktkauf angebrochen. Bereits jetzt sind viele Regale leer, ganze Abteilungen abgesperrt und abgebaut, nur wenige Kunden streifen durch die Gänge, es ist ein tristes Ambiente. Ende März, also am Osterwochenende, wenn dann überhaupt noch Artikel vorhanden sind, ist für immer Feierabend. Das steht seit Dezember fest, als die Edeka-Handelsgesellschaft, zu der Marktkauf gehört, ihre Entscheidung bekannt machte. Zuvor waren Gespräche mit der Redos Real Estate Group, also den Eigentümern des Gewerbeparks, über eine Verlängerung des Mietvertrages gescheitert.
Bekanntlich hatte Edeka 2022 den damaligen Real-Markt übernommen und umgewandelt. Marktkauf war somit Untermieter, doch diese Vereinbarung wurde infolge der Real-Insolvenz obsolet. Und was mittlerweile klar wird: Das Marktkauf-Aus zieht eine Kettenreaktion nach sich. Denn in dem Gebäude haben auch die weiteren Läden und Filialen Kündigungen erhalten. Alle weisen darauf hin, dass in wenigen Tagen Schluss ist. Ein Friseur empfiehlt der Kundschaft eine Filiale im fernen Alstertal-Einkaufzentrum. Der Textil-Discounter KiK wirbt mit kräftigen Rabatten von 50 Prozent auf bereits reduzierte Kleidung – und gibt bekannt, schon am 6. April in der Gutenbergstraße 6, also direkt um die Ecke, neu eröffnen zu wollen.
Henstedt-Ulzburg: Marktkauf-Aus zieht Kettenreaktion im Einzelhandel nach sich
Doch KiK ist ein Milliardenkonzern mit entsprechenden Möglichkeiten. Für kleine Gewerbetreibende sieht das ganz anders aus. „Wir müssen raus, ich muss mir eine andere Arbeit suchen“, sagt der Verkäufer bei Hallo Döner geknickt. Und hofft auf die Zukunft. Denn Kaufland will hier eine Filiale eröffnen, wenn auch aller Voraussicht nach erst im ersten Quartal 2025. „Wir verhandeln neu“, so der Gastronom. Nebenan klingt es beim Telefon-Shop ähnlich: „Wir würden gerne weitermachen.“ Wie zu hören ist, laufen die Gespräche längst. Nur eine Ausnahme scheint es zu geben. Das Schnellrestaurant „DIS“ hat nämlich den großen Vorteil eines eigenen Eingangs.
Ausführlich zur Situation äußert sich Norbert Wolf. Denn der Inhaber des Schuh- und Schlüsseldienstes hat schon viel erlebt. „Ich bin seit 27 Jahren hier, habe damals bei Allkauf begonnen als Pächter. Damals war es Mr. Minit, also eine Franchise. Dann wurde es Real, es war immer noch eine Franchise. Dann konnte ich mich lösen, bin direkt hier rein.“ Das sei 13 Jahre her. „Es lief immer gut, ich bin zufrieden. Und ich mache hier weiter. Ich muss jetzt diese elf Monate ausharren. Das ist ein großer Teil meiner Rente.“
Ladeninhaber: „Wir sind rausgeschmissen worden. Das war von heute auf morgen“
Er wird den Laden ausräumen, Waren und Einrichtung, soweit noch verwendbar in Zukunft, zu Hause in Hartenholm lagern. Zum Schluss war Edeka sein Vermieter, ehe er Ende 2023 die Kündigung erhielt. „Wir sind rausgeschmissen worden. Das war von heute auf morgen. Ich dachte, ich hätte einen weiterführenden Vertrag unterschrieben, dachte, ich könnte bis zur Rente weitermachen“, so der 60-Jährige.
Die Chancen stehen allerdings gut, dass es 2025 für ihn weiter geht. „Mit 61 nochmal einen neuen Laden aufmachen, ist für mich kein Problem. Irgendwie mag ich meinen Beruf. Kaufland würde gerne so etwas wie mich hier haben. Auch einen Telefon- und einen Blumenladen. Man muss sich das so vorstellen, dass die ganze Fläche vielleicht so bleibt, die Läden nur anders vermietet werden. Dass die zum Beispiel drüben, wo die Heiße Theke ist oder der Getränkemarkt, Läden einbauen.“
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Zum Teil hätten sich Marktkauf, auch früher Real, und die kleinen Geschäfte gegenseitig befruchtet. „Aber es kommen auch Leute gezielt zu mir, ohne Einkaufswagen. Man kennt die meisten Kunden.“ Das Konzept, einen großen Ankermieter und kleine Läden sowie Gastronomie zu verbinden, praktiziert Kaufland schon heute in Henstedt-Ulzburg, und zwar im CCU.
Henstedt-Ulzburg: Was plant Kaufland im Gewerbepark Nord und im CCU?
Bisher hat sich das Unternehmen nur so weit geäußert, dass man dort seinen Mietvertrag auch erfüllen wolle. Doch wie lange der läuft, darüber gibt es unterschiedliche Gerüchte, während Kaufland selbst dazu nichts sagt. Klar wäre: Sollte das sowieso schon von dramatischem Leerstand gekennzeichnete CCU seinen wichtigsten Anlaufpunkt verlieren, könnte das fatal sein für den Einzelhandel im Ortszentrum.
Es dürfte aber dauern, bis hier Klarheit herrscht. Im Gewerbepark Nord wird es einen monatelangen Leerstand geben. Sobald Kaufland übernimmt, wird eine Bestandsaufnahme vorgenommen. Auf deren Grundlage werden weitere Schritte, insbesondere bezüglich eines Umbaus, in die Wege geleitet. Die Marktkauf-Beschäftigten werden allerdings nicht übernommen. Dafür sollen Mitarbeitende aus dem CCU-Kaufland Angebote erhalten haben. Der nicht unwesentliche Unterschied allerdings: Offenbar will der Einzelhändler im Gewerbepark bis 22 Uhr öffnen, im CCU wird um 20 Uhr geschlossen.