Henstedt-Ulzburg. Ein Teil des Einkaufszentrums wird umstrukturiert. Hier soll etwas entstehen, das es bisher in Henstedt-Ulzburg noch nicht gibt.
Leerstand, Tristesse, Schließungen: Die Situation im City Center Ulzburg (CCU), dem seit etwas mehr als neun Jahren bestehenden Einkaufszentrum in der Ortsmitte von Henstedt-Ulzburg, ist hinlänglich dokumentiert. Doch die unübersehbare Krise hat in diesem Fall eine Chance geboten, etwas zu verwirklichen, das schon seit Jahren in der Planung ist. Denn wenn der Einzelhandel schon nicht so funktioniert, wie erhofft, soll in diesem Jahr hier ein sogenannter „Dritter Ort“ geschaffen werden. Es könnte die goldene, aber eventuell auch fast die letzte Möglichkeit sein, das CCU wiederzubeleben.
Worum geht es? Besagter „Dritter Ort“ ist zunächst einmal ein Konzept aus den Geisteswissenschaften, entstanden in der Soziologie. Der Gedanke: Die zwei Orte, an denen sich Menschen sowieso meist befinden, sind der Arbeitsplatz und die eigenen vier Wände. Aber das kann ja nicht alles sein. Dort, wo man sich ebenso aufhält, austauscht, lernt, bildet, Kultur genießt, das kommt dazu. Häufig werden hierfür die bereits vorhandenen Büchereien umfunktioniert, auch diese befinden sich in einem starken Transformationsprozess.
Dritter Ort im Einkaufszentrum: Was Henstedt-Ulzburg mit dem CCU vorhat
Henstedt-Ulzburg startete eine solche Debatte im April 2018, als Vertreterinnen und Vertreter der örtlichen Bücherei und Mediothek eine Präsentation zur Vision eines „Dritten Ortes“ hielten. Das stieß auf Anklang, in der Folge wurde die Volkshochschule mit ihrem Leiter Dr. Jochen Brems damit beauftragt, das Konzept im Detail auszuarbeiten. Lange Zeit stand der Plan, die Gemeindebücherei und -mediothek umzubauen und zu modernisieren. Mit dem Niederländer Aat Vos wurde ein ausgewiesener Experte für genau derartige Vorhaben engagiert, er ist auch das „Hirn“ hinter dem Bildungshaus, das in Norderstedt gebaut wird.
Doch etwas Vergleichbares ließ sich in Henstedt-Ulzburg nicht umsetzen, im Herbst 2023 verabschiedete sich die Politik von der ersten Option und schwenkte um auf eine Alternative. Man landete nebenan im CCU, und zwar im Erdgeschoss. Dort soll nun ein Treffpunkt geschaffen werden, informell, für alle Bürgerinnen und Bürger gut sichtbar und zugänglich. Hier könnten verschiedene kulturelle Veranstaltungen, etwa Lesungen, stattfinden. Auch ein „Maker Space“, eine Art digitale Werkstatt für kreative Köpfe, gehört zu den Ideen, ebenso eine digitale Sprechstunde, und es wird eine Bühne geben mit Instrumenten. Sprich: Der „Dritte Ort“ und mit ihm die Gemeindebücherei kommen ins Einkaufszentrum.
Bürgermeisterin Ulrike Schmidt: Einzug und Eröffnung im ersten Quartal 2025
„Der Mietvertrag ist schon geschlossen. Der Architekt Aat Vos, der bereits viel Erfahrung mit der Erstellung von Konzepten für einen ‚Dritten Ort‘ hat, wurde mit den Planungen beauftragt. Das Konzept kann der Politik voraussichtlich im Sommer dieses Jahres vorgestellt werden“, sagt Bürgermeisterin Ulrike Schmidt. „Die Planung und die Umsetzung der Baumaßnahmen sollen bis Jahresende abgeschlossen sein. Der Einzug und die Eröffnung könnten dann im ersten Quartal 2025 erfolgen.“
Doch sie muss auch noch einige Dinge klarstellen. Denn wie das oftmals so ist in Henstedt-Ulzburg, gab es in letzter Zeit offenbar diverse Gerüchte und Fake News, die online kursierten. Die Verwaltung spricht hier von „inkorrekten Informationen in einem Henstedt-Ulzburger Medienerzeugnis“, das von „Gratis-Kaffee und leckerem Gebäck auf Kosten der Steuerzahler:innen“ geschrieben habe. Da sei wohl vereinzelt ein falsches Bild entstanden, so die Bürgermeisterin, die derartige Berichte zurückweist.
„Werden keinesfalls Bäckereien und Cafés ihre Lebensgrundlage entziehen“
„Wir wollen und werden keinesfalls mit dem ‚Dritten Ort‘ den örtlichen Bäckereien und Cafés ihre Lebensgrundlage entziehen“, verspricht Schmidt. „Er soll vornehmlich als Lern- und Begegnungsstätte dienen. Ein genaues Betriebskonzept liegt bislang jedoch noch nicht vor.“
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Aber sie betont noch einmal: „Das Wichtigste ist: Es soll ein Treffpunkt für alle sein und keinen Eintritt kosten. Ob zum Arbeiten, ob zum gemeinsamen Ausarbeiten eines Referats, ob zum gemütlichen Schmökern in einem Buch, ob zur Überbrückung von Wartezeit, ob zum allgemeinen Austausch – egal ob Jung oder Alt, er soll jeder und jedem offenstehen.“
CCU: Umstrukturierung umfasst auch weitere Maßnahmen
Vielleicht ist der „Dritte Ort“ auch nicht der letzte Schritt in der Neuausrichtung des City Centers. Denn abgesehen der Pläne, die nun bekanntgegeben worden sind, haben die CCU-Eigentümer, nämlich der Investmentfonds Greenman, vor einigen Monaten auf Abendblatt-Nachfrage bestätigt: Über die nächsten Jahre soll das Einkaufszentrum zu einem Großteil umstrukturiert werden, „um es an die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse von Kund:innen und Mieter:innen anzupassen“, hieß es.
Kaufland sei ein „wichtiger Ankermieter“, daneben ist vorgesehen, „weitere Mietflächen effizienter zu gestalten“. Für das Obergeschoss habe es Gespräche mit potenziellen neuen Mietern aus den Bereichen Fitness und „modernes Arbeiten“ gegeben. Der Zeitplan passt zum Projekt „Dritter Ort“, denn: Man ziele auf einen Baubeginn im Sommer 2024 ab, „mit dem Ziel, das Projekt bis zum ersten Quartal 2025 abzuschließen“. Weitere Einzelheiten wurden seitdem aber nicht genannt.