Henstedt-Ulzburg. Trotz Insolvenzantrag des Bauträgers: Neubaugebiet in Henstedt-Ulzburg soll weiterhin kommen. Politik unterstützt Pläne der Familie.
- Seit vier Jahren hatte die Familie Wagenhuber den Projektentwickler als Partner
- Bauleitverfahren soll dennoch in diesem Jahr abgeschlossen werden
- Interesse an Immobilien in Henstedt-Ulzburg ist groß
In Henstedt-Ulzburg hat die Politik aufmerksam registriert, was rund um das vermutlich wichtigste Vorhaben der Ortsentwicklung geschieht. Nachdem am Freitagabend bekannt wurde, dass der Bauträger für das geplante neue Wohngebiet auf dem Wagenhuber-Areal im Süden der Großgemeinde einen Insolvenzantrag gestellt hat, stand sofort die Frage im Raum, was denn nun aus dem Projekt wird. Denn die Hanseatische Treuhand Immobilien GmbH & Co. KG war vor vier Jahren als Partner und Projektentwickler vorgestellt worden, um gemeinsam mit der Eigentümerfamilie das „Rhener Gärten“ genannte Vorhaben zu realisieren, also rund 200 Häuser und Wohnungen (Geschossbau, Doppel- und Reihenhäuser) an der Schleswig-Holstein-Straße zu bauen.
„Wenn der Projektentwickler insolvent ist, muss sich Wagenhuber einen neuen suchen“, kommentiert Michael Meschede (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses. „Wir als Politik sehen im Moment keinen Handlungsbedarf.“ Doris Dosdahl (Bündnis 90/Die Grünen) vermutet, „dass es sich noch weiter hinausschiebt. Aber die Wagenhubers hatten auch schon andere Bauträger. Und gerenell haben viele Unternehmen in der Branche Probleme, die Preise sind gestiegen, der Verkauf läuft nicht so gut“. Steühan Holowaty (FDP) sagt, er bedaure, „dass es zu einer Verzögerung kommt“, denn: „Henstedt-Ulzburg braucht den Wohnraum. es ist dringend notwendig, das Projekt zu realisieren.“ Er kritisiert die lange Dauer: „Das politische Verfahren ist ein Drama ersten Ranges.“
Henstedt-Ulzburg: Wagenhuber-Neubaugebiet in Gefahr? Projektentwickler ist insolvent
Das Bauleitverfahren läuft in der Tat schon seit neun Jahren, ist aber nun mehr oder weniger in der finalen Phase. Bis 13. März liegt der B-Plan 147 öffentlich aus, seit dem 12. Februar konnten die Unterlagen eingesehen werden aus. „Außerdem ist in Bezug auf die Änderungen oder Ergänzungen des Entwurfs des Bauleitplans und ihren möglichen Auswirkungen Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Danach werden die eingegangenen Stellungnahmen gesichtet und der Satzungsbeschluss zu diesem Bebauungsplan wird vorbereitet“, sagt Volker Duda, Fachbereichsleiter für Planen, Bauen und Umwelt. Dieser solle noch vor der Sommerpause gefasst werden.
Eine letzte Hürde war die Verkehrsanbindung an Schleswig-Holstein-Straße und Norderstedter Straße, hier einigten sich Henstedt-Ulzburg und der zuständige Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr 2022. „Es gibt keinen Hinderungsgrund mehr“, so Michael Meschede. „Und wir wollen es ja nicht als Industriebrache liegen lassen. So viele Baugebiete hat Henstedt-Ulzburg nicht.“
Wagenhuber: 2012 wurde die Betonproduktion in Henstedt-Ulzburg eingestellt
Es könnte eine bemerkenswerte Transformation werden. Die Firma Wagenhuber hatte die Produktion von Beton bereits 2012 eingestellt. Bekannt ist ihr Name heute durch die Entwicklung und den Vertrieb von Mobildeichen für den Hochwasserschutz. Gegenüber dem Abendblatt sagt Rudolf Wagenhuber, was das Insolvenzverfahren für die Pläne bedeutet. „Wichtig ist: Mein Onkel und ich sind weiterhin Eigentümer des Grundstücks. Wir hatten die Entwicklung schon vorher alleine betrieben. Wir werden diese jetzt ohne Partner bis zum Satzungsbeschluss des B-Plans bringen.“
Davon geht auch die Gemeinde aus, so Volker Duda. „Die Planung kann unabhängig von einem Investor ausgeführt werden. Die Bebauungsplanung spiegelt den gemeindlichen Willen zur städtebaulichen Gestaltung wider.“ Eine Ausnahme gäbe es, wenn die Wagenhuber-Familie einen neuen Partner hätte, der Veränderungen wünschte: „Wenn geänderte Planungsanforderungen an die Gemeinde heran getragen würden, so wäre ein Änderungsverfahren des Bebauungsplans vorzunehmen, welches wiederum durch die gemeindlichen Gremien beschlossen werden müsste. Dies ist jedoch nicht absehbar.“
Insolvenz: „Massive Kaufzurückhaltung der Kundschaft“ ein Hauptgrund
Rudolf Wagenhuber ist selbst für die HIT tätig, das trennt er aber von der Zukunft des Areals an der Schleswig-Holstein-Straße. Dass die Unternehmensgruppe Insolvenz anmelden würde, habe sich nicht abgezeichnet, sagt er, auch wenn es im letzten Jahr eine Durststrecke gegeben habe. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben seit mehr als 50 Jahren in der Wohnwirtschaft tätig. Die Spezialgebiete sind der Geschosswohnungsbau sowie der Bau von Doppel- und Ensemblehäusern. Der Jahresumsatz soll über 100 Millionen Euro betragen haben.
Auch die Gesellschaften in Frankfurt und Berlin sowie die Galeria Projektgesellschaft, die zu HIT gehört, sind von dem Insolvenzverfahren betroffen. „Die Krise des Bauträgers und Projektentwicklers wurde durch die massive Kaufzurückhaltung der Kundschaft ausgelöst“, heißt es in der Mitteilung. „Diese beruht auf den enorm gestiegenen Baukosten, erheblichen Zinssteigerungen, zeitweise leeren Fördertöpfen und der insgesamt angespannten Konjunkturlage.“
Wagenhuber: Insolvenzverwalter prüft Fortführung des Bauprojektes
Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Dr. Sven-Holger Undritz (White & Case LLP) bestellt. Dieser mache sich derzeit in Gesprächen mit der Geschäftsführung „ein Bild über die Lage der Gesellschaften und prüft Sanierungsoptionen sowie die Fortführung von Bauprojekten“. Da dürfte es auch um das Wagenhuber-Neubaugebiet gehen.
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Die 95 Mitarbeitenden wurden am Freitag über die Situation informiert. Über das Insolvenzgeld sind die Löhne für die nächsten drei Monate gesichert. „Für belastbare Aussagen zur weiteren Entwicklung sind detaillierte Prüfungen erforderlich, die einige Zeit in Anspruch nehmen werden“, so die Unternehmensgruppe.
Neues Wohngebiet: Vorerst wird Familie das Verfahren ohne Projektpartner fortführen
Nicht ausgeschlossen ist, dass sich die Familie Wagenhuber einen neuen Projektpartner sucht. Das geplante Quartier gilt offenbar als attraktiv. „Städte oder Gemeinden wie Henstedt-Ulzburg befinden sich in einem Bereich, wo das noch funktionieren kann. Man sieht es bei Manke, die bei den Pinnau-Wiesen mit dem Bau angefangen haben“, sagt Rudolf Wagenhuber und berichtet auch davon, dass sich auch heute bereits Interessenten melden, die Häuser oder Wohnungen mieten beziehungsweise kaufen möchten, auch wenn das noch viele Jahre dauern könnte. „Wir als Familie sind weiterhin zuversichtlich“, betont er.