Henstedt-Ulzburg. Im Süden von Henstedt-Ulzburg: Rund 200 Wohnungen und Häuser geplant. Auch Lärmschutz ist ein großes Thema.
- Bis 2012 wurde bei Wagenhuber Beton produziert
- Transformation in Wohnraum seit 2015 in Planung
- Für Henstedt-Ulzburg eines der wichtigsten Projekte in der Ortsentwicklung
Für viele Menschen in Henstedt-Ulzburg ist es das wohl spannendste und auch spektakulärste Projekt in diesem Jahrzehnt. Die Planung für eine Umwandlung des Wagenhuber-Areals in ein modernes Wohngebiet dürfte irgendwann 2024 zumindest auf politischer Ebene abgeschlossen sein. Sollten tatsächlich sämtliche inhaltlichen Fragen und Formalitäten abgehakt sein, und auch keine rechtlichen Hürden mehr bestehen beim Bebauungsplan 147, wäre das ein Meilenstein für die Ortsentwicklung am Südrand der Großgemeinde.
Das Bauleitverfahren war vor über acht Jahren, am 7. September 2015, initiiert worden. Rund drei Jahre vorher, 2012, hatte die Betonproduktion der Firma Wagenhuber geendet. In der Folge war klar geworden: Hier soll eine Transformation stattfinden, von Industrie hin zum Wohnen, der Begriff „Rhener Gärten“ wurde geschaffen. Die Rahmendaten: Auf dem Areal im Eckbereich Schleswig-Holstein-Straße/Norderstedter Straße sollen Geschosswohnungsbau, Doppelhäuser und Reihenhäuser entstehen, insgesamt fast 200 Wohneinheiten für viele Hundert Menschen.
Letzte Details der Planung werden geklärt
Mittlerweile scheint ein Ende der zähen Bauleitplanung in Sicht zu sein, und zwar ein erfolgreiches. Wenn alles gut geht, könnte im Frühjahr 2024 der Bebauungsplan für das Projekt das nächste Mal auf der Tagesordnung der Politik landen. Zur Jahresmitte könnte dann bereits ein Satzungsbeschluss erfolgen. Was die Realisierung angeht, sind weitere Zeitpläne derzeit aber nicht bekannt. Der Abriss der alten Gebäude dürfte nicht zuletzt relativ aufwendig werden.
Gerade hat der Planungs-, Ortsentwicklungs- und Mobilitätsausschuss weitere Details des Projektes behandelt. Für die künftigen Bauarbeiten muss ein kleines Waldstück weichen. Dieses wird am Rande des Ortsteils Henstedt wieder aufgeforstet, die Grünfläche soll 2,6 Hektar umfassen.
Schriftlich fixiert wurde, dass eine Kindertagesstätte mit Krippe und Elementarbereich entstehen muss. Das hatten die Investoren bereits zugesichert. Die Familie Wagenhuber arbeitet bei der Realisierung seit 2020 mit der Hanseatischen Immobilien Treuhand zusammen.
Großer Streitpunkt war lange Zeit die Schleswig-Holstein-Straße
Die einzelnen Häuser des neuen Wohngebietes sollen über einen inneren Ring erschlossen werden. Komplizierter war es, eine Anbindung an die Norderstedter Straße sowie an die direkt angrenzende Schleswig-Holstein-Straße zu finden. Erst nach vielen Verhandlungen und nach viel Lobbyarbeit auch durch die Landtagsabgeordneten aus der Gemeinde, Ole-Christopher Plambeck (CDU) und Stephan Holowaty (FDP), fand sich zusammen mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr eine Lösung.
Ein Gutachten ergab, dass der Abbieger des Wohngebietes hin zur Norderstedter Straße nicht mit einer Ampelanlage geregelt werden muss. Dort fahren zu Spitzenzeiten weitestgehend Pendler, und das zu 60 Prozent in südlicher Richtung. Davon biegen wiederum 75 Prozent nach links auf die Schleswig-Holstein-Straße ab, der Rest fährt in Richtung Ulzburger Straße und A7. „In der morgendlichen Spitzenstunde ergeben sich durch die zusätzlichen Verkehre aus dem Baugebiet gegenüber dem vorhandenen Zustand keine bedeutsamen Veränderungen in der Verkehrsqualität“, heißt es.
Henstedt-Ulzburg: Bebauungsplan könnte 2024 rechtskräftig werden
Weil ein Ausbau genau dieses Knotenpunktes seitens des Landes langfristig geplant ist, würde sich, so die Erwartung, die Rückstau-Problematik sowieso weiter entspannen. Dann gäbe es unter anderem einen neuen Rechtsabbieger von der Schleswig-Holstein-Straße zur Norderstedter Straße, was nach Ansicht der Verkehrsplaner erhebliche Verbesserungen mit sich bringen würde.
Für den Schutz der Menschen im Wohngebiet wird hiervon unabhängig eine vier Meter hohe Lärmschutzwand gebaut. Diese verläuft vom südöstlichen Rand der Norderstedter Straße entlang der Schleswig-Holstein-Straße und dann wiederum nach einigen Hundert Metern wieder nördlich entlang der Baugrenze, hört dann südwestlich des Tannenwegs auf.
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Lärmschutz: Gemeinde plant Erweiterung entlang der Schleswig-Holstein-Straße
Die Nachbarn dort fragen sich: Warum verläuft die Schutzwand nicht gleich bis zum Gräflingsberg? Denn auch dort seien die Anwohner ja belastet. Auf Nachfrage erklärt Volker Duda, Leiter der Bauabteilung: Im jetzigen Verfahren werde nur beraten, was auch zum Wagenhuber-Gebiet gehört. Das kleine Waldstück zwischen Tannenweg und Gräflingsberg muss separat betrachtet werden. Zumal es hier auch private Grundstücke betroffen sein könnten.
Aber: Tatsächlich ist eine Verlängerung der Lärmschutzwand in den nächsten Jahren vorgesehen. Die Kosten sollen sogar als Haushaltsansatz im nächsten Etat aufgelistet sein, wobei eine Umsetzung eher nicht 2024 stattfinden wird. In der Vergangenheit waren sich die Gemeinde und der für die Schleswig-Holstein-Straße zuständige Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr nicht einig gewesen, wer für den Lärmschutz hier zuständig sei.
Die Behörde meinte, die Straße sei vor den Anwohnern schon dort gewesen. Henstedt-Ulzburg sieht das etwas differenzierter. Die Verlängerung der Kohtla-Järve-Straße hin zur A7 habe erst zu der hohen Verkehrs- und Lärmbelastung geführt. Vermutlich wird es also auf die Politik in Henstedt-Ulzburg ankommen, ob sich der Ort die Investition für die Menschen im Süden des Rhens leisten möchte.