Bad Segeberg. Deges-Projektleiter: „Wir bereiten ab jetzt die Verträge vor“. Was der Grund für die große Zuversicht ist.
Bürger von Bad Segeberg, die sich endlich Fortschritte beim Weiterbau der Autobahn 20 wünschen, können Hoffnung schöpfen. Denn Bürgermeister Toni Köppen und auch Rüdiger Martens, zuständiger Projektleiter bei der Planungsgesellschaft Deges, verbreiten zum Jahresbeginn großen Optimismus.
Der Grund: Nach Ende der Auslegungsfrist für diesen Bauabschnitt sind die Einwendungen bei der Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) eingegangen. Aber die Planer haben darunter offenbar nichts gefunden, was ihnen sonderlich Angst machen würde. Mit anderen Worten: es findet sich aus ihrer Sicht nichts darunter, was erneute lange Gerichtsverfahren und damit weitere jahrelange Verzögerungen bedeuten könnte.
Stellungnahmen „erwartbar und beantwortbar“, sagt der Deges-Projektleiter
„Bis kurz vor Weihnachten sind rund 50 Stellungnahmen eingegangen. Es waren keine neuen Aspekte darunter. Was eingegangen ist, war erwartbar und ist beantwortbar“, sagte Rüdiger Martens am Freitag bei einem eigens einberufenen Pressetermin im Segeberger Rathaus.
Martens weiter: „Es sind aus unserer Sicht keine Belange darunter, die eine erfolgreiche Klage ermöglichen würden.“ Toni Köppen sagte: „Ich habe die große Hoffnung, dass es in absehbarer Zeit zu einem positiven Abschluss kommt. Das Projekt ist von elementarer Bedeutung für die Stadt.“
Der Weiterbau der Autobahn 20, die eines Tages laut Plan bei Glückstadt die Elbe queren und dann bei Bremerhaven bis zur A28 weitergeführt werden soll, wird in Bad Segeberg in der Tat von vielen sehnlich erwartet. Konkret wünscht man sich Fortschritte beim „Bauabschnitt 3“ der schon seit Jahrzehnten vorangetriebenen Pläne. Denn aktuell endet die Autobahn östlich kurz vor den Toren der Stadt. Sie mündet dort direkt in die Bundesstraße 206 ein, die durch Bad Segeberg führt.
Lastwagen, die zur A21 und zur A7 wollen, fahren im Moment durch Bad Segeberg
Das bedeutet: Täglich quälen sich die Verkehrsmassen durch Bad Segeberg, darunter viele Lastwagen. Diese müssen, wenn sie von der A20 zur A21 oder zur A7 wollen, erst einmal durch die Stadt mit dem Kalkberg. Bis zu 30.000 Autos, so heißt es, rollen im Moment täglich durch Bad Segeberg. Wird aber der Abschnitt 3 der A20 realisiert, fahren die vielen Autos künftig südlich um die Stadt herum. „Die Autobahn wird die Stadt von zwei Dritteln des Verkehrs entlasten“, sagt Toni Köppen.
Einen Planfeststellungsbeschluss dafür gab es schon im Jahr 2012. Aber dagegen klagten Umweltverbände, vor allem wegen einer Schädigung des Travetals. Und sie hatten damit Erfolg. Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig musste der Bund, der Bauherr ist, in Sachen Naturschutz nachbessern.
Zum Schutz des Travetals wurde die Trasse nach Norden verschoben
Das nahm einige Jahre in Anspruch. Wichtigster Punkt: Die Deges änderte zusammen mit der Stadt den Verlauf der A20 im Bereich des Travetals. „Die Trasse wurde nach Norden verschoben, um das Tal vor Stickstoffeintrag zu schützen“, sagt Rüdiger Martens. Außerdem wurden in dem Bereich zehn Meter hohe Schutzwände errichtet. Zudem soll nun, in einem 4,4 Kilometer langen Bereich zwischen der Gieselteichbrücke und dem künftigen Autobahnkreuz aus A20 und A21, Tempo 60 gelten.
Die geänderten Planunterlagen lagen dann, im Herbst 2023, erneut öffentlich aus. Wieder konnten danach Anwohner und sogenannte „Träger öffentlicher Belange“, also unter anderem Umweltverbände, ihre Stellungnahmen bei der Deges einreichen. Die Frist dazu endete im Dezember.
„Die parallele Bauvorbereitung beginnt“, sagt der Deges-Projektleiter
Die Einwendungen wurden seitdem von seinem Team „geprüft“, wie Rüdiger Martens sagt. Und nun ist man offenbar sicher, dass die geänderten Pläne auch gerichtsfest sind. So sicher, dass bei der Deges schon jetzt, vor einem offiziellen Startschuss, die nächsten Schritte gemacht werden: „Die parallele Bauvorbereitung beginnt“, so Mertens. Sein Team bereite ab sofort „alle Bauverträge“ vor, sodass dann schnell die Aufträge erteilt werden könnten.
Die rechtlich erforderlichen, nächsten Schritte im Verfahren sind diese: Die Deges reicht nun die Unterlagen mitsamt der Einwendungen bei der Planfeststellungsbehörde ein. Dann kommt ein öffentlicher Erörterungstermin, bei dem der Verfahrensträger – also die Deges – begründen muss, wie genau sie auf die Kritik der Umweltverbände eingegangen ist. Anschließend könnte die Planfeststellungsbehörde den Planfeststellungsbeschluss erteilen. Dann würde es losgehen – nur ein Eilantrag vor Gericht, dem auch stattgegeben wird, könnte den Bau dann noch stoppen.
„Wir planen den ersten Spatenstich im ersten Quartal 2025“
„Mit dem öffentlichen Erörterungstermin rechnen wir im ersten Quartal 2024“, sagt Rüdiger Martens. Und er skizziert auch schon die nächsten Schritte: „Wir planen den ersten Spatenstich für das erste Quartal 2025.“ Bis der neue Autobahnabschnitt dann in Benutzung ist, müssten sich die Segeberger noch einige Jahre gedulden. Bis die A20 in einem neuen Kreuz mit der A21 verbunden wird, werde es „realistischerweise“ bis 2030 dauern, so Mertens. Dann soll die Autobahn dann bei Wittenborn an die B206 geführt werden.
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Und dann könnte Bad Segeberg auch endlich daran gehen, sein Stadtzentrum umzubauen. „Im Moment zerschneidet die B206 mit dem ganzen Verkehr die Stadt“, sagte Toni Köppen. Sie werde, wenn die A20 endlich da sei, zur Gemeindestraße heruntergestuft. Dann will die Stadt auch den ZOB überplanen, „Bad Segeberg wieder sinnvoll zusammenführen“, so der Bürgermeister. In der Stadt, die immerhin den Titel „Bad“ trage, werde man dann endlich „Lebensqualität zurückgewinnen“.
Erstmal gibt‘s ein Modell von der A20
Bis es so weit ist, können die Bürger der Stadt die A20 schon mal als Modell bestaunen. Die von einer Plexiglashaube geschützte Konstruktion stand früher im Foyer des Berliner Hauptsitzes der Deges, unweit des Museums am Checkpoint Charlie. Zum Jahresbeginn wurde sie nach Bad Segeberg gebracht und steht dort nun im ersten Stock des Rathauses. Jeder dürfe es anschauen, aber natürlich „zu den Öffnungszeiten“, wie der Bürgermeister sagt.