Norderstedt. Der CDU-Kandidat für den Posten des Oberbürgermeisters stellte sich vor. Warum er den Job will und was er ändern möchte.

Was für ein Oberbürgermeister wäre Robert Hille? Die Antwort, die der CDU-Mann am Freitagabend selbst gab, war in etwa diese: ein freundlicher, effizienter Manager, der gut analysieren und zuhören kann. Der aber nicht nur verwalten, sondern durchaus führen und politische Impulse setzen will, etwa in den Bereichen Gesundheit und Gewerbeansiedlungen. Und der ungefähr dort weitermachen möchte, wo Ex-Rathauschef Hans-Joachim Grote (CDU) aufgehört hat.

Rund 60 Gäste kamen am Freitagabend ins Lokal „Hopfenliebe“, zu diesem zweiten von drei Vorstellungsabenden, bei denen sich die Kandidaten für Posten des Norderstedter Oberbürgermeisters präsentieren. Die Norderstedter FDP, die selbst keinen eigenen Kandidaten in Rennen schickt, hatte dazu eingeladen – und damit im Prinzip den Wahlkampf eingeläutet.

Robert Hille (CDU): „Ich schaue ohne Betriebsblindheit auf diese Stadt“

Denn am 8. Oktober entscheiden die Norderstedterinnen und Norderstedter, wer künftig ihr Verwaltungschef sein soll. Neben Robert Hille (CDU) geht Amtsinhaberin Elke Christina Roeder (SPD) wieder ins Rennen, außerdem die derzeitige Sozialdezernentin Katrin Schmieder. Die ist Grünen-Mitglied, tritt aber als überparteiliche Kandidatin an.

Schmieder hatte sich am 4. Juli als erste Kandidatin in der Hopfenliebe präsentiert und nicht mit Kritik an ihrer Chefin Roeder gespart. Damit hielt sich Hille, höflich auftretend und im blauen Anzug gekleidet, zurück – erst einmal. Stattdessen erzählte er von sich und davon, was ihn denn eigentlich mit Norderstedt verbindet.

Hille, 47 Jahre alt, ist Kulturmanager und lebt mit seiner Frau in Hamburg

Hille, 47 Jahre alt, lebt mit seiner Ehefrau in Hamburg-Harvestehude. Er ist studierter Musik- und Kulturmanager, arbeitet als Prokurist in einer Theatergesellschaft, die „viele Produktionen als Gastspiele in die Fläche bringt“, wie er sagte.

Er ist verantwortlich für rund 200 Mitarbeiter. Seine Eignung und Erfahrung als Führungskraft qualifiziere ihn auch für den Job des Rathauschefs. Denn er könne „sehr genau zuhören, wo der Schuh drückt“, aber auch „Rahmenbedingungen analysieren“ und Ziele formulieren.

Warum er das in Norderstedt machen will? „Wir haben seit Jahrzehnten enge persönliche Verbindungen in die Stadt“, sagte Hille. Dadurch, und auch durch Theatergastspiele in Norderstedt, habe er die Stadt kennengelernt. Außerdem gründete Hille 2011 in Norderstedt einen Lions-Club.

Nach erfolgreicher Wahl will das Paar nach Norderstedt ziehen

Dass er von außen komme, sein erst einmal ein Vorzug: „Ich schaue ohne Betriebsblindheit auf diese Stadt und das Rathaus“, sagte er. Aber er stellte auch klar, dass er mit seiner Frau nach Norderstedt ziehen werde, sobald er gewählt sei.

Den Job des Oberbürgermeisters, das wurde deutlich, definiert er anders als seine Mitbewerberin Katrin Schmieder. Die hatte das Amt vor allem als sehr anspruchsvollen, leitenden Verwaltungsjob beschrieben, den es klug und mit Empathie auszuüben gelte.

„Ein Oberbürgermeister ist nicht nur ein Verwalter, er kann Impulse setzen“

Hille sagte nun: „Ein Oberbürgermeister ist nicht nur ein Verwalter. Der kann durchaus politische Impulse setzen.“ Das habe etwa Roeders Amtsvorgänger Hans-Joachim Grote (CDU) gemacht, der von 1998 bis 2017 regierte. Das seien „die wichtigsten Jahre für Norderstedt“ gewesen, so Hille.

Wo er denn politische Impulse setzen wolle, sagte er auch. Er sorge sich um den künftigen Wohlstand der Stadt, wolle daher die Ausweisung und Entwicklung von Gewerbeflächen in den Blick nehmen. Außerdem müsse „das Thema Kinder- und Jugendmedizin dringend unter die Lupe“ genommen werden. Hille: „Dass Norderstedt mit seiner Bevölkerungsgröße und Wirtschaftskraft keine eigene Geburtsklinik hat, das kann nicht sein.“

Ein Weg, eine Ansiedlung anzustoßen, könne eine bessere Absprache in der Metropolregion Hamburg sein. Aber Hille sagte auch, dass ein „erster Schritt“ wohl die Ansiedlung eines Ärztehauses sei.

Und dann stellte Tobias Mährlein (FDP) die Frage nach der Kommunikation

Robert Hille (l.), CDU-Kandidat für den Posten des Norderstedter Oberbürgermeisters, mit FDP-Fraktionschef Tobias Mährlein (r.) der die Veranstaltung moderierte.
Robert Hille (l.), CDU-Kandidat für den Posten des Norderstedter Oberbürgermeisters, mit FDP-Fraktionschef Tobias Mährlein (r.) der die Veranstaltung moderierte. © FMG | Claas Greite

FDP-Fraktionschef Tobias Mährlein, der die Veranstaltung moderierte, läutete dann die Fragerunde ein. Die erste Frage stellte er selbst. Ob Hille denn bei der Rathausführung Verbesserungsbedarf sehe, etwa im Bereich der Kommunikation?

Mährlein gab damit absichtsvoll ein entscheidendes Stichwort. Denn hier liegt ein ganz wesentlicher Kritikpunkt, den Katrin Schmieder gegen ihre Chefin erhob und den auch Teile der Politik teilen. Der Vorwurf: Elke Christina Roeder habe keinen richtigen Draht zur Politik, zu den Bürgern auch nicht.

Hille teilt Schmieders Kritik an Amtsinhaberin Elke Christina Roeder

Diesen Ball nahm Hille dann dankbar auf, legte die freundliche Art ein Stück weit ab und schaltete spürbar in den Angriffsmodus. „Das ist absolut auch meine Sicht der Dinge“, sagte er über Schmieders Kritik an Roeder.

Dass sie nicht gut kommuniziere, Politikern nur spärliche oder „dünnhäutige“ Antworten gebe – auch er habe das gemerkt, etwa als Gast in Fachausschüssen. Außerdem, so ließ er durchblicken, habe Roeder offenbar keinen Überblick über wichtige Dinge, etwa den Stellenbedarf im Rathaus. Er werde die Kommunikation „eklatant verbessern, und zwar parteiübergreifend.“

Der Seitenhieb des CDU-Kandidaten auf Sozialdezernentin Schmieder

Hille erlaubte sich aber auch einen Seitenhieb auf Katrin Schmieder. Warum diese, als Sozialdezernentin, Roeder denn nicht die Kritik „auf Augenhöhe mitgeteilt“ habe, fragte er. Und es sei natürlich klug von Schmieder, als überparteiliche Kandidatin anzutreten. Gleichwohl sei sie „im Herzen eine Grüne“, stellte er fest.

Fragen aus dem Publikum bugsierten die Debatte dann wieder in Richtung politischer Sachfragen. Eine Norderstedterin wollte wissen, was Robert Hille denn gegen hohe Mieten und Wohnungsnot tun wolle, unter der vor allem junge Leute litten.

Hille will „auf keinen Fall eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft“

Hille stellte klar, dass er „auf keinen Fall eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft“ wolle, wie das etwa die SPD fordere. Stattdessen müsse man „pragmatisch mit der privaten Wohnungswirtschaft reden“, sie einbinden, mit ihr den „Schulterschluss“ suchen, allerdings auch „ein Stück weit verpflichten.“

Dann das Thema Sicherheit: Robert Hille sagte, dass es in Sachen Kriminalität durchaus einige „neuralgische Punkte“ gebe. Hier könne Videoüberwachung helfen, außerdem sei eine enge Koordination von Sicherheitsdiensten und Polizei nötig.

Was Robert Hille zum Thema Polizei und Kriminalität sagt

Dass die Polizei in Norderstedt seit Jahren mit einem maroden Dienstgebäude leben muss, hatte erst kürzlich ein Abendblatt-Bericht thematisiert – und das war nun auch Thema in der Hopfenliebe. Natürlich müsse die Polizei vernünftig ausgestattet werden, konstatierte Hille. Er räumte auch ein, dass die Stadt Norderstedt nur zum Teil verantwortlich sei. Aber dann müsse die Stadtverwaltung eben in Kiel „immer wieder auf Verbesserung pochen.“

Ein anderer Konflikt, der die Norderstedter schon länger beschäftigt, ist der Streit um das Strandhaus im Stadtpark. Weil der Pächter und die Stadtwerke Norderstedt als Eigentümer heillos zerstritten sind, ist das beliebte Lokal geschlossen.

„Strandhaus muss unbedingt Chefsache werden!“

Katrin Schmieder hatte zuletzt wenig Hoffnung auf Lösung gemacht, da auch eine gerichtliche Mediation keinen Erfolg gebracht habe. Ganz anders klang nun Robert Hille: „Das Strandhaus muss unbedingt Chefsache werden! Und ich verstehe auch nicht, warum Frau Roeder das noch nicht dazu gemacht hat.“

Zuletzt sollte der Kandidat Hille zum Thema der Grundsteuer Stellung nehmen – ein Thema, das besonders der FDP am Herzen zu liegen schien. „Mein Gespür ist, dass man die Grundsteuer aufkommensneutral gestalten sollte“, sagte Robert Hille zu dem Thema.

Eine letzte Frage hingegen beantwortete er sehr viel sparsamer. Ob er schon einen Kampagnenslogan habe? „Ja. Aber den verrate ich noch nicht.“

Am kommenden Donnerstag, 20. Juli, 19.30 Uhr, ist Amtsinhabern und SPD-Kandidatin Elke Christina Roeder in der „Hopfenliebe“ zu Gast. Die Veranstaltung, zu der die Norderstedter FDP einlädt, ist öffentlich.