Norderstedt. Pächter und Stadtwerke Norderstedt sind heillos zerstritten. Stadtpark-Besucher haben dafür überhaupt kein Verständnis.
Neues Jahr, altes Problem: Es sieht danach aus, als müssten die Norderstedterinnen und Norderstedter auch in diesem Jahr auf das Strandhaus im Norderstedter Stadtpark verzichten. Seit inzwischen zweieinhalb Jahren streiten sich die Pächter mit den Stadtwerken Norderstedt, denen die Räumlichkeiten am Stadtparksee gehören. Die Konsequenz: Das Gebäude in schönster Lage von Norderstedt liegt ungenutzt brach.
Und daran wird sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern – es sei denn, Betreiber und Stadtwerke einigen sich. Doch danach sieht es weiterhin nicht aus. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen dauern an.
Stadtpark Norderstedt: Ärgerlich! Strandhaus bleibt wohl auch 2023 geschlossen
Voraussichtlich am 27. Mai startet der Badebetrieb im anliegenden Strandbad. Vor den Streitigkeiten hat das Strandhaus-Team die Badegäste mit Snacks und Getränken versorgt. So ist es vertraglich vorgesehen. Im vergangenen Jahr blieb die Gastronomie allerdings geschlossen. Die Gäste haben sich Essen und Trinken selbst mitgebracht. Und wie sieht es in diesem Jahr aus?
Zumindest die theoretische Chance besteht, dass im Strandhaus Kaffee und Kuchen verkauft werden. Zum Hintergrund: Die Pächter dürfen nach wie vor aus rechtlicher Sicht während der Badesaison öffnen. 2022 haben sie aus wirtschaftlichen Gründen darauf verzichtet. Den meisten Umsatz machen sie mit Hochzeiten, Geburtstagen und Firmenfeiern im Strandhaus.
Diese müssen sie sich allerdings von den Stadtwerken genehmigen lassen. Das hat das Landgericht Kiel entschieden. Und diese Genehmigung bleibt aus. Außerhalb der Badesaison ist der Tagesbetrieb untersagt. Das Recht, über das gastronomische Angebot im Stadtpark zu bestimmen, wurde „Spotz“-Betreiberin Anne Rumpel vertraglich zugesichert.
Strandhaus: Pächter bekommen immer noch „30 Anfragen“ täglich
Dennoch schließt Christoph Clauß, kaufmännischer Leiter des Strandhauses, nicht komplett aus, während der Strandbad-Saison zu öffnen. „Ob und welches Angebot es geben könnte, müsste mit den Stadtwerken besprochen werden“, sagt er. Bisher habe es keine Absprachen gegeben.
Immer noch bekämen die Pächter „jeden Tag 30 Anfragen“ bezüglich Hochzeits- und Geburtstagsfeiern, sagt Clauß. „Das Interesse ist ungebrochen.“ Offenbar haben viele Menschen nicht mitbekommen, dass das Strandhaus seit Monaten geschlossen ist.
Was dazu beitragen dürfte, ist die inaktuelle Homepage des Strandhauses: Dort wird ohne Verweis auf die Situation weiterhin für alle Veranstaltungen geworben und auch Anfragen können hier gestellt werden. Auf der Facebook-Seite des Strandhauses wird die Problematik allerdings aufgegriffen. Auf der Homepage des Stadtparks ist das Strandhaus nicht mehr existent: Gibt man den Begriff in das Suchfeld ein, erhält man eine Fehlermeldung.
Ex-Landtagsabgeordneter ruft die Strandhaus-Parteien zur Einigung auf
Für die Besucherinnen und Besucher des Stadtparks bleibt das geschlossene Strandhaus das größte Ärgernis. Das Verständnis der Menschen für die Situation geht gegen Null. Stellvertretend für viele mögen jene Zeilen stehen, die der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Manfred Ritzek in einem Brief an das Abendblatt schickte.
Darin lobt Ritzek die Stadtpark GmbH, deren Leitung und Mitarbeitenden für das tolle Programm in der Saison 2023. „Ein Highlight vermisse ich jedoch“, schreibt Ritzek. „Nämlich die Zusage, dass mit der neuen Sommersaison auch die Strandhaus-Streiterei, die viel Geld kostet, vorbei ist und das Strandhaus wieder für attraktive Veranstaltungen freigegeben wird, wie es lange Zeit von uns genossen wurde.“
Ritzek weiter: „Es wäre fantastisch, wenn die Leitung der Stadtpark GmbH und die Leitung des Städtischen Eigenbetriebs, nämlich die Stadtwerke, am Tag des ,ParkErwachens’ am 1. Mai die Einigung über die Fortsetzung des Betriebs im Strandhaus allen Besucherinnen und Besuchern mitteilen könnten. Die Begeisterung wäre riesengroß und dieses ,ParkErwachen’ ginge in die Norderstedter Geschichte ein.“
Stadtpark Norderstedt: Strandbad öffnet voraussichtlich fünf bis sechs Tage pro Woche
Das geschlossene Strandhaus ist übrigens nicht die einzige Baustelle im Strandbad. Norderstedts Sommerbad mit Strand am Stadtparksee hatte auch ein „Retterproblem“: Im vergangenen Jahr konnte die Stadtpark Norderstedt GmbH das Strandbad nicht so oft öffnen, wie sie es sich gewünscht hätte. Überall in der Region herrschte ein akuter Mangel an Rettungsschwimmern. Ohne sie konnte die Sicherheit der Badegäste nicht ausreichend gewährleistet werden.
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„In diesem Jahr sieht es besser aus“, sagt Stadtpark-Chef Kai Jörg Evers. „Wir haben mehr Rettungskräfte – aber der Bedarf am Markt ist nach wie vor ein Problem.“ Das Strandbad sucht also weiterhin Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer, die den Strand beaufsichtigen können. Stand jetzt gibt es so viel Personal, dass das Bad fünf bis sechs Tage die Woche genutzt werden kann. „Unser Ziel ist es aber, sieben Tage die Woche zu öffnen“, sagt Evers.