Norderstedt. Wahlkampfauftakt für die Oberbürgermeister-Wahl: Herausforderin Katrin Schmieder übt scharfe Kritik an der Amtsinhaberin.

Norderstedts Sozialdezernentin und Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder ist in den Wahlkampf eingestiegen – mit klaren Ansagen und Kritik an ihrer Chefin, der amtierenden Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD). Es gebe Handlungs- und Verbesserungsbedarf, besonders auf dem Feld der Kommunikation. Das machte Schmieder bei einer FDP-Veranstaltung im Lokal „Hopfenliebe“ deutlich.

Rund 40 Gäste waren in das Brauhaus am Rathaus gekommen, um zu hören, was Katrin Schmieder denn im Amt der Oberbürgermeisterin besser machen möchte. Die 55-Jährige, seit 2022 Sozialdezernentin, tritt bei der Wahl am 8. Oktober gegen Amtsinhaberin Elke Christina Roeder (SPD) an. Schmieder ist Grünen-Mitglied, tritt aber als überparteiliche Kandidatin an. Für die CDU geht Robert Hille aus Hamburg ins Rennen.

Norderstedt: „Ein Rathaus wie Fort Knox. Die Kommunikation ist ganz dünn“

Die Norderstedter FDP, die keinen eigenen Kandidaten aufgestellt hat, hat nun alle Kandidaten zu einer Vorstellungsrunde eingeladen. Schmieder war als Erste dran – und ließ von Beginn an keinen Zweifel daran, was aus ihrer Sicht aktuell im Rathaus schief läuft. „Ich glaube, es gibt ganz viel zu tun in Sachen Kommunikation. Die ist ganz dünn“, sagte Schmieder.

Das betreffe etwa den Umgang mit der Politik: „Ich sehe die Oberbürgermeisterin in der Verantwortung, zu moderieren, zusammenzuführen und Parteien, wenn es mal knallt, wieder zusammenzubringen. Daran hat es mir in den letzten Jahren gefehlt.“ Beschlüsse würden „zu langsam umgesetzt.“

Kontakt zu den Bürgern muss besser werden, sagt Katrin Schmieder

Aber auch der Kontakt zwischen Verwaltung und Bürgern müsse besser werden. Die Bemerkung eines Zuhörers, das Rathaus ähnele „Fort Knox“, griff sie bereitwillig auf. „Das kann ich bestätigen“, so Schmieder. „Manchmal sammle ich Menschen auf, die hilflos im Foyer stehen.“ Sie würde als OB ein „Lotsensystem“ einführen, generell sei es „wichtig, dass wir das Haus wieder öffnen.“

Manches scheitere aber auch daran, dass de Rathausmitarbeiter technisch nicht gut ausgestattet seien, dass die Verwaltung in Sachen Digitalisierung hinterherhinke – hier wolle sie nachbessern. Ein Großteil der 400 Rathausmitarbeiter, so sieht es Schmieder, sei ihr wohlgesonnen: „Meine Kandidatur wird mir Respekt aufgenommen. Ich erlebe ein großes Wohlwollen in unserem Haus.“

„Manche Leute bewerben sich mit weniger Kompetenzen“

Manchmal, so sagte Schmieder, müsse man mutig sein im Leben, also kandidiere sie. Und, so schob sie hinterher: „Manche Leute bewerben sich mit weniger Kompetenzen.“

Kommunizieren, zusammenführen, Politik erklären – hier sieht Schmieder selbst ihre Stärken. Und sie stellte in ihrer Vorstellungsrede auch heraus, dass sie in Norderstedt geboren und aufgewachsen sei, daher die Stadt seit Jahrzehnten bestens kenne. Ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem Schmieder punkten möchte – schließlich ist weder Elke Christina Roeder noch Robert Hille Ur-Norderstedter.

„Wir bräuchten längst ein gutes Personalkonzept“

Bei der Veranstaltung, die FDP-Ortsvorstand Michael Reimers moderierte, konnten die Bürger auch Fragen stellen. Es ging unter anderem um Fachkräftemangel. Dass es den gebe, auch im Rathaus, bestätigte Katrin Schmieder. Und sie gedenke auch, etwas dagegen zu unternehmen: Sie könne sich vorstellen, bei der Personalgewinnung „externe Profis“ zu engagieren. Die Verwaltung müsse zu einer „attraktiven Arbeitgebermarke“ werden. Und: „Wir bräuchten schon längst ein gutes Personalkonzept.“

Auf die Frage, wo sie Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich Verkehr sehe, sagte Schmieder: „Es wäre eine große Chance, wenn wir richtig gutes Carsharing hätten.“ Und die Baustellen müssten „noch besser koordiniert“ werden – auch die in Verantwortung der Stadt Norderstedt.

Wachstum Norderstedts? „Können keine Mauer um die Stadt ziehen“

Kandidatin Schmieder bei der FDP-Veranstaltung.
Kandidatin Schmieder bei der FDP-Veranstaltung. © FMG | Claas Greite

Ein Bürger sorgte sich darum, ob Norderstedt denn immer weiter wachsen könne – und fragte Schmieder, wo sie denn hier die Grenzen sehe. Die entgegnete, dass man „keine Mauer um die Stadt ziehen“ könne, und dass auch weiterhin mit dem Zuzug von Geflüchteten zu rechnen sei. Und auch sonst sei mit Zuzug zu rechnen. „Ich glaube, dass wir weiter wachsen und nachverdichten werden.“

Aktuell plant die Stadt viele öffentliche Bauvorhaben – Anlass für einen Bürger, zu fragen, ob die Politik denn überhaupt „mit Geld umgehen“ könne. Die FDP, das ist kein Geheimnis, wünscht sich eine stärkere Ausgabendisziplin. Und auch Schmieder sagte: „Wir haben kein ausreichendes Ausgabencontrolling. So eine Kultur haben wir bisher in der Stadt nicht.“

FDP-Mann Klaus-Peter Schroeder unterstützt Kandidatin Schmieder

Viele Bürger bewegen indes alltäglichere Fragen – etwa die, was denn nun mit dem geschlossenen Strandhaus im Stadtpark-Bad wird. Ob sie hier als neue Oberbürgermeisterin etwas bewegen könne, wurde Schmieder gefragt.

Sie machte eher wenig Hoffnung: „Die Fronten sind total verkeilt, auch eine gerichtliche Mediation hatte keinen Erfolg.“ Aber wenn sich „ein Korridor“ ergebe, in dem die Streitparteien aufeinander zu gehen könnten, würde sie moderieren.

Norderstedt: Am 14. Juli stellt sich Robert Hille (CDU) in der Hopfenliebe vor

Nach gut zwei Stunden endete die Veranstaltung, die auch so etwas wie Schmieders inoffizieller Start in den Wahlkampf war. Am 14. Juli wird sich CDU-Mann Robert Hille in er Hopfenliebe vorstellen, er saß am Dienstag schon mal im Publikum. Die Uhrzeit für seinen Vorstellungstermin steht noch nicht fest. Auch Elke Christina Roeder wird nach den Sommerferien zu so einer Veranstaltung kommen, heißt es. Aber einen konkreten Termin gebe es noch nicht.

Wie viele neue Unterstützer Katrin Schmieder an diesem Abend gewann, ist ungewiss. Aber zumindest einer machte schon mal öffentlich seine Unterstützung deutlich, nämlich Norderstedts langjähriger FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Schroeder. „Ich unterstütze sie, denn sie ist immer eine lösungsorientierte Politikerin gewesen. Das ist etwas, was ich heute in der Verwaltung nicht mehr sehe.“ Schmieder könne „den Karren wieder aus dem Dreck ziehen.“