Norderstedt. In Norderstedt will Katrin Schmieder Chefin im Rathaus werden. Damit kandidiert sie gegen ihre Vorgesetzte Elke Christina Roeder.
Was schon vor einigen Monaten erstmals als Gerücht in der Stadt die Runde machte, ist jetzt offiziell geworden: Katrin Schmieder will Oberbürgermeisterin von Norderstedt werden. Damit fordert die Sozialdezernentin ihre eigene Vorgesetzte, nämlich die amtierende Verwaltungschefin Elke Christina Roeder, direkt heraus. Diese hatte ihre erneute Kandidatur Anfang Januar beim SPD-Neujahrsempfang verkündet, mittlerweile wurde sie von ihrer Partei formal nominiert.
Schmieder wählt einen anderen Weg. Sie sammelt Unterschriften von wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern aus der Stadt. 195 gültige müssen beim Wahlamt eingereicht werden, damit eine Kandidatur zugelassen wird. Diese Hürde wird kein Problem sein. Theoretisch hätte die 54-Jährige auch von ihrer Partei – sie ist Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen und war dort einst Fraktionsvorsitzende – aufgestellt werden können.
Norderstedt: Sozialdezernentin fordert Oberbürgermeisterin heraus
Aber, so erklärt Schmieder im Gespräch mit dem Abendblatt: „Für mich sollte das Amt parteipolitisch unabhängig sein, von Anfang an. Das hat sich auch im letzten Jahr als Dezernentin so bewährt. Die Kommunalpolitik ist so vielfältig und bunt, dass es am besten ist, Vorhaben überparteilich zusammen zu führen und im Sinne der Stadt umzusetzen. Dabei schadet es nicht, Erfahrung aus dem Rathaus und aus Politik mitzubringen.“
Die meisten Parteien beziehungsweise Wählergemeinschaften und Fraktionen wissen längst Bescheid. Sie habe „offensiv davon berichtet“, so Schmieder. „Und ich habe auch meine Chefin, die Oberbürgermeisterin, informiert.“ Einen rathausinternen Zweikampf hat es schon einmal gegeben. Baudezernent Hans-Joachim Grote (CDU) trat 1998 gegen Sozialdezernent Harald Freter (SPD) an und siegte mit 50,2 zu 49,8 Prozent der Stimmen.
Katrin Schmieder ist seit Anfang 2022 für die Stadt tätig
Im Rathaus ist Katrin Schmieder als Zweite Stadträtin für einen großen Bereich verantwortlich: Kitas, Schulen und weitere Bildung, Integration, Jugend- und Sozialamt, Sport, Kultur. Diese Tätigkeit übernahm sie allerdings erst Anfang 2022, nachdem sie im September 2021 von der Stadtvertretung gewählt worden war. Zuvor hatte sie in leitender Funktion für eine Versicherung gearbeitet.
Katrin Schmieder versichert aber: „Ich bin nicht Dezernentin geworden, um als Oberbürgermeisterin zu kandidieren. Das hat sich im letzten halben Jahr ergeben. Viele Norderstedter hatten mich direkt gefragt. Aus meiner täglichen Arbeit halte ich das professionell raus, das gehört nicht ins Rathaus, denn wir haben in diesem Jahr große Themen zu bewegen.“
Norderstedt: Gewählt wird am 8. Oktober
Schon einmal, nämlich 2017, hatte sie diese Option, verrät sie. Als Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote als Innenminister in die Landesregierung wechselte, musste neu gewählt werden. Die Grünen fragten Schmieder. „Aber das kam damals aus beruflichen Gründen nicht infrage.“
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Weitere Details, auch zu ihren Zielen und zu ihrem Wahlkampfteam, will sie erst bekanntgegeben, wenn ihre Kandidatur durch das Wahlamt bestätigt wurde. Die Oberbürgermeisterwahl selbst ist am 8. Oktober, eine Stichwahl wäre am 5. November.
SPD: „Interessante Konstellation mit zwei örtlich ansässigen Damen“
Die SPD hatte sich bereits auf Schmieder eingestellt. Katrin Fedrowitz, die Ortsvorsitzende, sagt: „Ich finde es legitim, dass man sich als Dezernentin zur Verfügung stellt. Ich freue mich auf einen fairen Wahlkampf und einen fairen Austausch. Es ist eine interessante Konstellation mit zwei örtlich ansässigen Damen. Ich denke, dass Frau Roeder als Amtsinhaberin gute Chancen hat.“
Auch die Grünen sind im Bilde. Arne Lunding, einer der Sprecher des Ortsverbands, sagt, dass man sich über eine „kompetente Bewerberin“ freue. Und: „Kompetenz geht bei uns vor Parteibuch.“ Auf die Frage, wie aktiv die Partei Katrin Schmieder unterstützen werde, verweist er auf eine Mitgliederversammlung im März. Dort werde man darüber beraten.
Norderstedt: CDU stellt vermutlich eigenen Kandidaten auf
Ebenso im nächsten Monat, und zwar voraussichtlich am 11. März, will die CDU eine eigene Person aufstellen. Als Favorit gilt Robert Hille aus Hamburg-Eimsbüttel. Er ist dort politisch für die CDU aktiv und beruflich Geschäftsführer einer Theaterbetriebsgesellschaft. Hille war zuletzt bereits zu Gast auf dem Neujahrsempfang der Partei.
Zeitweise hatte es zudem eine mögliche Bewerberin gegeben, die in einer Verwaltung in Schleswig-Holstein in leitender Position tätig ist, dies hat sich mittlerweile zerschlagen. Weitere Namen sind nicht bekannt, auch nicht von anderen politischen Lagern in der Stadt. Allerdings besteht keine Eile, denn theoretisch können Wahlvorschläge noch bis zum 14. August eingereicht werden.