Lesen Sie hier, was der Norderstedter Arne Hentschel als Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks bei seinem Einsatz an der jordanisch-syrischen Grenze erlebt. Ein Blog aus dem Krisengebiet.

Za’atari/Norderstedt. Vor ein paar Tagen bin ich durch die unendlichen Zeltreihen gefahren. Mir fiel eine Frau auf, die weinend vor ihrem Zelt hockte. Auf ihren dunklen Kleidern sah man den Staub der Wüste. Zwei kleine Kinder spielten neben ihr im Wüstensand mit Steinen. Sie hockte da und regte sich kaum, doch ihr Gesichtsausdruck zeigte eine große Leere. Es brauchte keine Worte, um ihr Leid zu verstehen. Man konnte ihr die Verzweiflung ansehen. Sie gehört zu den Frauen, die von ihren Männern hierher in Sicherheit gebracht werden. Oft bleiben die Männer nur für eine kurze Erholung und fahren nach Syrien zurück. Viele kommen nie wieder. Sie weiß es. In ihrer Trauer sucht sie verzweifelt nach Erklärungen. Sie weiß, sie steht am Anfang einer langen Reise.

Die schweren Monate liegen noch vor uns und vor ihr. Wir befinden uns in der Wüste in einem der wasserärmsten Länder der Welt. Bei meiner Ankunft im März lagen die durchschnittlichen Temperaturen bei 23 Grad. Inzwischen kratzen wir an der 40-Grad-Marke, und in wenigen Wochen werden wir weit darüber liegen. Die Luft ist so trocken, dass man nach dem Händewaschen kein Handtuch braucht. Innerhalb weniger Sekunden sind die Hände trocken.

Das Wetter wird neue Anforderungen an alle stellen. Die Experten wissen, dass der Wasserverbrauch steigen wird. Die Lösung wird eine große Herausforderung. Wie wird es den Menschen in den Zelten ergehen? Wie werden wir ihren steigenden Wasserbedarf decken können? Werden die Spenden die Kosten für mögliche Lösungen decken? Wird die Welt den syrischen Flüchtlingen die Hilfe geben können, die sie brauchen?

Täglich steigt die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien. Die Nachrichten lassen keine Veränderung der Lage erkennen. Die Vereinten Nationen versuchen fieberhaft, auf allen politischen und diplomatischen Wegen Lösungen zu finden. Alle sind sich sicher, dass es eine Lösung geben wird. Welche es immer es sein wird - sie muss nur schnell kommen.

Bis dahin sitzen noch viele Frauen weinend vor ihren Zelten. Bis dahin spielen die Kinder weiter im Wüstensand. Bis dahin werden wir die Menschen nicht vergessen, auch wenn jeder von uns eines Tages seinen Rucksack nehmen muss. In unseren Herzen und Gedanken nehmen wir sie mit - die Bewohner von Za´atari.