Lesen Sie hier, was der Norderstedter Arne Hentschel als Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks bei seinem Einsatz an der jordanisch-syrischen Grenze erlebt. Ein Blog aus dem Krisengebiet.

Vor dem Norderstedter Arne Hentschel liegen harte Wochen. Der 46 Jahre alte Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) arbeitet gemeinsam mit Kollegen vom Flüchtlingshilfswerk UNHCR der Vereinten Nationen im Camp Za'atari an der jordanisch-syrischen Grenze – ein humanitärer Einsatz in einem Krisengebiet.

Die Situation im Camp ist dramatisch. Vor wenigen Monaten lebten dort 20.000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien. Inzwischen sind es fast 80.000. In einigen Schätzungen ist bereits von 100.000 die Rede. Täglich kommen Tausende hinzu. 60 Prozent der Neuankömmlinge sind Kinder, von denen viele ohne ihre Eltern in Za'atari eintreffen. Ihre Eltern sind in Syrien geblieben, kämpfen oder versuchen, ihren Besitz zu schützen. Die Campbewohner leben in der Wüste in einer Zeltstadt, die Versorgung übernehmen das UNHCR und Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt. Das THW gehört dazu.

Arne Hentschels letzter Auslandseinsatz liegt 20 Jahre zurück. Damals war er mit Lkw-Konvois des THW im Baltikum unterwegs und hat die Bewohner der zusammenbrechenden Sowjetunion mit Hilfsgütern versorgt. "Eines haben die Situationen damals in der Sowjetunion und heute in Jordanien gemeinsam", sagt Hentschel. "Die Menschen, denen wir helfen, haben einfach nichts mehr, was ihnen gehört.

Auch sein THW-Kollege Axel Lausch hat sich auf einen humanitären Einsatz im Lager Za'atari vorbereitet. Der Bautechniker aus Quickborn, der zum Norderstedter THW-Ortsverband gehört, fliegt am 6. April nach Amman.

Hentschel und Lausch arbeiten ehrenamtlich fürs THW. Hentschel ist bei seinem Arbeitgeber als Personaldisponent beschäftigt, Bautechniker Lausch gehört zur Stadtverwaltung in Bad Bramstedt. Ihre beruflichen Qualifikationen sind jetzt in Za'atari gefragt. Hentschel rekrutiert in Jordanien einheimische Arbeitskräfte, disponiert das Personal für Arbeiten im Camp und kümmert sich um die Logistik.

Der 32 Jahre alte Lausch überwacht den Bau von Waschplätzen und Toiletten, Küchen und Drainagen. Im vergangenen Januar hatte starker Regen zu Überschwemmungen im Camp geführt. Das Wasser stand in den Zelten bis zu 15 Zentimeter hoch. Um sich einen Überblick über das Ausmaß der Schäden in dem Camp zu verschaffen, bat das THW die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt um Unterstützung und beschaffte sich Satellitenaufnahmen. Inzwischen hat sich die Lage entspannt.

Die Lauschs letzter Auslandseinsatz liegt erst fünf Jahre zurück. Damals flog er mit einem THW-Team nach Myanmar, um den Menschen des asiatischen Landes nach einer Flutkatastrophe zu helfen. "Das THW hat uns auf unsere Aufgaben sehr gut vorbereitet", sagt Lausch. Die Männer haben mehrwöchige Lehrgänge hinter sich. Sie haben sich mit der Kultur und den Gebräuchen beschäftigt und auch Extremsituationen durchgespielt. Dazu gehört das Verhalten bei Überfällen und bei Evakuierungen in Notfällen. "Syrien ist nicht weit entfernt", sagt Lausch.

"Die Vorbereitungen geben uns die Kraft, entspannt zu reisen", sagt Hentschel. "Aber wir stellen uns natürlich die Frage, wie sich die Sicherheitslage entwickeln wird." Im Camp sorgen die jordanische Polizei und Wachdienste für die Sicherheit.

Diese Fragen werden sich auch die Familien und die Freunde der beiden Männer stellen. Hentschel hat zwei Kinder im Alter von zwölf und 15 Jahren und wohnt mit seiner Lebensgefährtin zusammen. Lauschs Tochter Melina ist vor zehn Monaten zur Welt gekommen. Sie wollen versuchen, übers Internet Kontakt zu halten

Seine Frau Julia hat er in dem Jahr kennengelernt, als das THW ihn nach Myanmar rief. "Sie kennt meine Aufgabe und unterstützt mich", sagt Lausch. Er und Hentschel wollen versuchen, übers Internet Kontakt zur Familie zu halten. Hauptsächlich werden sie den Telefon- und Videodienst Skype nutzen. Lausch freut sich über die Möglichkeiten der modernen Kommunikationstechnik: "Damit können meine Tochter und ich uns regelmäßig sehen."

Axel Lausch ist seit fast 20 Jahren beim THW und war bis vor Kurzem für die Fachausbildung aller Norderstedter Helfer zuständig. Die beiden Helfer vom Norderstedter Ortsverband werden gemeinsam mit ihren anderen THW-Kollegen in einem Apartment in der jordanischen Hauptstadt Amman wohnen.

„Für viele Flüchtlinge bedeutet Za'atari Hoffnung", sagt der Norderstedter THW-Ortsbeauftragte Dennis Diederichs. "Es gibt nicht viel, aber es gibt Essen, Trinken, Kleidung, Zelte und medizinische Versorgung. Mehr, als die Menschen bisher hatten."

Bis zu 18 THW-Helfer sind ständig vor Ort, berichtet Diederichs. "Sie sind überwiegend ehrenamtlich tätig und werden von ihren Arbeitgebern für diesen Einsatz freigestellt." Bei den Helfern handelt es sich um Spezialisten für Logistik, Administration sowie um Bautechniker, Ingenieure und Handwerker aus dem Bau- und Sanitärbereich.