Lesen Sie hier, was der Norderstedter Arne Hentschel als Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks bei seinem Einsatz an der jordanisch-syrischen Grenze erlebt. Ein Blog aus dem Krisengebiet.

Za’atari/Norderstedt. Trotz der schweren Arbeit ist jeder Tag ein Geschenk. Wir arbeiten zwar den ganzen Tag in der glühenden Sonne, doch jeder will sein Tagesziel erreichen. Heute ist es die „Washfacility Nr. 226“. Die Zeit drängt. Seit Tagen stehen hier schon die Zelte. Hunderte Menschen warten auf die Fertigstellung. In Deutschland ist ein WC oder eine Dusche eine Selbstverständlichkeit, hier sind es Luxusgüter. Wir kennen eine solche Situation vielleicht nur vom Campingplatz für die Dauer eines kurzen Urlaubs. Aber in Za’atari müssen die Menschen noch Monate mit schwierigen Sanitärverhältnissen leben.

Aus Angst um ihr Leben haben die Flüchtlinge von Za´atari ihre Wohnungen gegen Zelte getauscht. Sie führen nun ein ähnliches Leben wie ihre Vorfahren vor tausend Jahren als Beduinen in der Wüste. Sie waren Bankangestellte, Mechaniker, Arbeiter, Lehrer oder Ingenieure in Damaskus. Nun gehören sie zu den Ärmsten der Welt. Dieser Wandel ist nicht immer konfliktfrei. Hin und wieder kommt es zu Demonstrationen für Freiheit und Frieden. Manchmal muss die jordanische Polizei eingreifen und für Ruhe sorgen.

Für die Polizisten oft ein schmaler Grad: Sie verstehen den Unmut und die Sorgen der Syrer. Für diese Zeit müssen wir das Feld räumen und unsere Arbeit kurzfristig einstellen. Für uns Helfer ist es dann immer sehr frustrierend. Wir haben unseren Zeitplan und wollen ihn erfüllen.

Sobald wieder Ruhe einkehrt ist, geht unsere Arbeit weiter – mit noch mehr Kräften und noch mehr persönlichem Einsatz. Nr. 226 soll doch heute noch fertig werden.