Beim NDR in Hannover ging es gestern Abend auch um Mindestlohn und Jugendgewalt. Doch selbst so brisante Themen zündeten nicht.

Hannover. Die Umfragen sind eindeutig: Ein Drittel aller Niedersachsen kann mit dem Namen Wolfgang Jüttner nichts anfangen. Entsprechend wichtig war für den SPD-Spitzenkandidaten gestern Abend das einzige TV-Duell mit Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). 60 Minuten Chance für Jüttner, auf N3 energisch den Mann zu stellen, den er gerne als Wackel-Wulff bespöttelt, weil der Amtsinhaber seit Monaten jede Zuspitzung vermeidet.

Aber Jüttner konnte nicht aus seiner Haut, und wie zuvor in zahllosen Wahlveranstaltungen benennt er angebliche Defizite der CDU-FDP-Landesregierung, beklagt soziale Kälte in Niedersachsen in dem für ihn typischen ruhigen Ton. Zur besten Sendezeit ab 21 Uhr erfahren die Zuschauer von ihm viele Indikatoren, also Zahlen darüber, dass es alles viel besser hätte laufen können. Jüttner weiß, wovon er spricht, aber Emotionen weckt er nicht.

Wulff geht auf den getragenen Ton sofort ein, wirkt allerdings etwas nervös. Wenn er dem Konkurrenten Miesmacherei unterstellt, kommt das ohne jede Empörung, ganz sachlich. Er verstärkt so noch Jüttners Zurückhaltung, obwohl der doch angreifen müsste angesichts der schlechten Umfragewerte.

Der Ministerpräsident hat es mit seinem präsidialen Stil binnen fünf Jahren geschafft, dass im Falle einer Direktwahl des Ministerpräsidenten 66 Prozent aller Niedersachsen für ihn stimmen würden. Sogar jeder dritte Sozialdemokrat hat sich in der neuesten NDR-Umfrage für ihn ausgesprochen. So einer ist nicht leicht aus der Reserve zu locken, auch nicht beim Thema Mindestlohn. Selbst der Vorwurf der sozialen Eiseskälte gleitet an ihm ab. Bald soll es zudem wieder mehr Geld auch fürs Soziale geben, weil die Landeskasse in Ordnung gebracht worden sei. Nicht einmal das in Hessen so emotional diskutierte Thema Kriminalität sorgt für eine andere Stimmungslage im Studio. Der Ministerpräsident will im Jugendbereich mehr Prävention und härtere Strafen, Jüttner beklagt eine aus seiner Sicht misslungene Polizeireform und eine steigende Zahl von Straftaten.

Ruhig ist auch die Moderation. Eine regelmäßig eingeblendete Stoppuhr sorgt zudem für Gleichbehandlung bei den Redezeiten. Am Ende gibt es noch ein Schlusswort nach einem Schlagabtausch, von dem der NDR-Moderator feststellte: Es hat nicht richtig wehgetan.