Wann haben Sie entdeckt, dass Ihnen Politik Spaß macht?
Wolfgang Jüttner: Schon in der Schulzeit habe ich mich als Schulsprecher engagiert, die studentische Protestbewegung habe ich am Rande begleitet. Ganz begeistert war ich dann von der "Rote-Punkt-Protestaktion" Ende der 60er-Jahre: Im ÖPNV wurden drastisch die Preise erhöht. Als Folge davon klebten sich Autofahrer rote Punkte auf die Scheibe, um zu signalisieren, dass sie Leute mitnehmen. Ein tolles Beispiel für Selbstorganisation der Menschen!
Christian Wulff: Meine fünf Jahre als Schülersprecher meines Gymnasiums und das Engagement in der Schülerunion haben mir von Anfang an viel Spaß und Freude gemacht.
Was war - in der Politik - Ihre erste Niederlage?
Die verlorene Kandidatur um den Juso-Bundesvorsitz im Jahre 1977. Aber für Spitzenpolitiker gehört es dazu, auch an Niederlagen zu wachsen.
Die von 1994 war eigentlich von uns allen für möglich gehalten worden, aber die Wahlniederlage 1998 schmerzte, weil es im Kern nur um die Kanzlerkandidatur zwischen Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine und gar nicht um die Niedersachsen ging.
Wer war der wichtigste politische Förderer und warum?
Der ehemalige niedersächsische Kultusminister und Programm-Vordenker der SPD, Peter von Oerzen, weil er dem Nachwuchs in der Partei Gestaltungsspielraum gegeben hat. Allerdings kann ich seine politische Entwicklung und den Austritt aus der SPD überhaupt nicht nachvollziehen.
Dr. Werner Remmers, früherer niedersächsischer Kultus- und Umweltminister, der mich 1990 zu seinem Nachfolger als Vorsitzender des in Niedersachsen wichtigen CDU-Bezirksverbandes Osnabrück-Emsland vorgeschlagen hatte.
Haben Sie Vorbilder?
Ja, zum Beispiel den IG-Metaller Willy Bleicher. Sein Motto "Man soll sich nie vor einem lebendigen Menschen bücken" hat mich nachhaltig beeindruckt.
Konrad Adenauer, Nelson Mandela.
Welches Buch würden Sie Ihrem Kontrahenten schenken?
Christian Wulffs Buch "Besser die Wahrheit", damit er noch mal nachliest und sich selbst beim Wort nehmen kann.
Dale Carnegie: Sorge dich nicht - lebe!
Kann Sie Musik trösten - und wenn ja, welche?
Als Kind haben mich Schlaflieder getröstet. Jetzt entspanne ich gern bei Rockmusik genauso wie bei Modern Jazz oder Klassik, je nach Stimmung und Situation.
Jedenfalls Ausgeglichenheit wiederherstellen: Popballaden und italienische Tenöre.
Macht schmeckt . . .
Würzig.
Macht schmeckt gut, wenn man sie mit Gelassenheit nutzt, um Gutes zu tun.
Wie viele Kilometer fahren Sie jährlich dienstlich Auto/Zug?
Rund 45 000 Kilometer im Auto. Die Zug-Kilometer - zum Beispiel durch die vielen Fahrten nach Berlin - kann ich nicht überprüfen.
Wohl über 90 000 Kilometer mit dem Auto und rund 30 000 Kilometer mit dem Zug.
Wie viel Privatleben braucht ein Berufspolitiker?
Das ist schwer zu trennen. Politiker sein ist eine Grundhaltung, die sich durch alle Lebensbereiche zieht. Wichtig dabei ist, einen guten Freundeskreis zu haben, der den gesunden Ausgleich zur Politik bietet.
Er braucht auf jeden Fall eines.
Können Sie sich - rein zeitlich - noch ein richtiges Hobby leisten?
Ich spiele leidenschaftlich gern Tischtennis, manchmal auch Tennis. Ich nehme mir die Zeit dazu, wann immer es geht. Im Urlaub lese ich gern auch dicke Bücher. Jetzt im Wahlkampf komme ich leider nicht dazu.
Ich nutze freie Zeit für Spaziergänge, Squash und Tennis am Abend, ein gutes Buch oder schlicht zum Faulenzen, schließlich sind Politiker ganz normale Menschen.
Welche Eigenschaften müssen Menschen haben, die Ihnen nahestehen?
Sie sollten ehrlich, witzig, gradlinig, vertrauensvoll und respektvoll im Umgang mit anderen sein.
Herz, Charakter und sie müssen Menschen mögen.
Ihr liebster Broterwerb - weder Politiker noch Ihr erlernter Beruf?
Hörfunkjournalist oder Leiter einer Bildungseinrichtung.
Schriftsteller.
Sie dürfen sich etwas völlig Überflüssiges für 1000 Euro kaufen . . .
Für Unnützes gebe ich kein Geld aus.
Einen Wasserskikursus.
An welchem Ort in Niedersachsen geraten Sie ins Schwärmen?
Ich lebe mit großer Begeisterung in Hannover, bin gern in Ostfriesland und kenne noch viele Orte in Niedersachsen, an denen es lebenswert ist.
In meiner Heimatstadt Osnabrück auf dem historischen Marktplatz und in unserer Landeshauptstadt Hannover am Maschsee an einem schönen Sommerabend.
Wo möchten Sie - natürlich viel später - begraben werden?
Auf dem Lindener Berg in Hannover. Von dort habe ich einen guten Überblick über meinen gesamten Wahlkreis.
Auf einem Friedhof, damit meine Kinder und Kindeskinder einen festen Ort der Erinnerung haben.