Zuletzt hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass der Zug durch das Saarland fahren könnte. Nach dem Fund der Bombe ist das jedoch fraglich.

Saarbrücken/Schwerin. Eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist in Saarbrücken nahe der möglichen Route des Castor-Transports gefunden worden. Der Bereich um den Fundort und damit auch die Bahnstrecke werden für mehrere Stunden gesperrt bleiben, wie ein Sprecher der Bundespolizei am Mittwochmittag sagte. Die Fliegerbombe war am alten Hauptgüterbahnhof gefunden worden, dort wird ein Baumarkt gebaut. In der Umgebung wurden mehrere Häuser geräumt. Der Castor-Transport erreichte nach Angaben von Atomkraftgegnern inzwischen das französische Forbach nahe der Grenze zum Saarland. Er ist auf dem Weg ins Zwischenlager bei Lubmin.

Nach Angaben der Präfektur in der lothringischen Stadt Metz begleitet ein Hubschrauber den Zug. Zuletzt hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass er bei Forbach die Grenze überqueren und durch das Saarland weiterfahren könnte. Nach dem Fund der Fliegerbombe steht dahinter aber ein Fragezeichen.

Großaufgebot für Castor-Transport

Eine Spur kleiner als bei den Protesten im Wendland, dennoch mit immerhin 3000 Polizisten soll der Atommüll-Transport zum Zwischenlager bei Lubmin gesichert werden. Rund 1200 Beamte seien aus Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz, teilte Innenminister Lorenz Caffier (CDU) am Dienstag in Schwerin mit. Etwa 1800 Polizisten würden von acht weiteren Bundesländern gestellt. Zudem begleite die Bundespolizei „in vierstelliger Zahl“ den Castor-Transport durch Deutschland, wie der Präsident der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt, Joachim Franklin, sagte.

In Gorleben sollen insgesamt rund 20.000 Polizeibeamte im Einsatz gewesen sein, um den Atommüll sicher ans Ziel zu bringen. Der Transport bringt etwa 2500 Brennstäbe, die aus dem Kernforschungszentrum Karlsruhe und vom Atomschiff „Otto Hahn“ stammen und jahrelang im südfranzösischen Cadarache lagerten, nach Lubmin.

Der Zug stand laut Caffier am Dienstagabend abfahrbereit in Südfrankreich und wird am Donnerstag in Mecklenburg-Vorpommern erwartet. Zu Zeitplan und Route wollte sich der Minister mit Hinweis auf die Witterung und mögliche Behinderungen an der Strecke nicht äußern. „Es geht Sicherheit vor Schnelligkeit. Schon deshalb gibt es keinen festen Zeitplan“, erklärte Caffier. Alle Veröffentlichungen dazu und zur Streckenführung seien Spekulation.

Die Kosten für das Land bezifferte Caffier mit 1,6 Millionen Euro. Er appellierte an die Atomkraft-Gegner, ihren Protest „sachlich und gewaltfrei zu artikulieren“. Bislang seien elf Mahnwachen entlang der Strecke zum Zwischenlager bei Lubmin durch die zuständigen Ordnungsbehörden genehmigt worden, insgesamt aber 70 Veranstaltungen bekannt. „Das Gros im Raum Greifswald“, wie Caffier sagte. Der Protest sei mit dem in Gorleben vor einigen Wochen aber nicht zu vergleichen.

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Unterdessen pirschen sich Atomkraft-Gegner an die Bahngleise heran. Wie zuvor in Gorleben wollen sie offenbar versuchen, auch den Atommüll-Transport nach Lubmin durch Unterhöhlung der Gleise zu behindern. In der Region um Greifswald hätten Unbekannte bislang an neun Stellen probiert, heimlich Schotter abzutragen. „Schwellen wurden nicht freigelegt. Wir werten das ganze als Test, angesichts der Frostlage zu ergründen, ob die Steine angefroren sind“, erklärte Franklin. Er leitet den Einsatz der Bundespolizei bei dem Castor-Transport.

Unabhängig von der tatsächlichen Route des umstrittenen Atommüll-Transports bereitete sich auch die Polizei in anderen Bundesländern auf größere Einsätze vor. So rechnet Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) mit Protesten in seinem Land. Wann und wo genau die Castoren durch die Mark rollen, wollte ein Ministeriumssprecher nicht sagen: „Sicherheitsinteressen verbieten eine Vorab-Information zu Route und Zeitpunkt“, sagte er. Atomkraft-Gegner gehen davon aus, dass der Zug auf dem Weg ins Zwischenlager Nord bei Lubmin wahrscheinlich auch durch die Prignitz rollt.

Castor-Blockierer und Polizisten:Warm einpacken

Der Wetterdienst Meteomedia hat schlechte Nachrichten für alle Castor-Blockierer, Polizisten und Berichterstatter: Es wird am Donnerstag, dem Tag der Ankunft des Zuges aus Frankreich in Lubmin, kräftig schneien. „Wir rechnen mit bis zu zehn Zentimetern Neuschnee“, sagte Meteorologe Stefan Kreibohm am Mittwoch der dpa. Dazu komme ein schneidend kalter Wind aus Südwest, also der Richtung, aus der auch die Castoren kommen. Morgens werden Temperaturen von etwa minus sieben Grad erwartet, um die Mittagszeit von minus zwei Grad. Kreibohms Tipp an alle, die sich an der Zugstrecke aufhalten müssen oder wollen: „Warm einpacken!“