Der hochradioaktive Atomabfall ist transportfähig und soll voraussichtlich im Frühjahr 2011 nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht werden.

Karlsruhe/Salzgitter. Der hochradioaktive Atomabfall aus der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) kann demnächst auf den Weg zur Zwischenlagerung nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht werden. Die Verglasung der hoch radioaktiven Abfalllösung sei abgeschlossen, teilte der Betreiber der stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) am Freitag mit. „Der Schmelzofen ist entleert und abgeschaltet.“ Die 60.000 Liter Plutoniumbrühe waren beim Betrieb der WAK bis 1990 angefallen.

Die für den Transport verhärtete Substanz soll demnächst ins Zwischenlager Nord bei Lubmin kommen. Der Termin für den Transport steht laut WAK noch nicht fest. Die fünf Castoren werden voraussichtlich im Frühjahr 2011 in den Nordosten Deutschlands rollen. Die WAK ist eine hundertprozentige Tochter der bundeseigenen Energiewerke Nord, die neben dem stillgelegten Kernkraftwerk Lubmin das Zwischenlager betreiben.

Die „Atomsuppe“ (im Fachjargon: „Highly Active Waste Concentrate“/ HAWC) stammt aus der Versuchsanlage zur Wiederaufarbeitung abgebrannter Atom-Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken. Sie lagert seit den 1970er- und 80er-Jahren in stark gesicherten Edelstahltanks auf dem Areal des Forschungszentrums in Karlsruhe. Die Wiederaufarbeitungsanlage war 1971 in Betrieb gegangen und wurde Anfang der 90er-Jahre stillgelegt. Direkt daneben wurde die „Atomsuppe“ verglast. Der strahlende Abfall wurde in insgesamt 140 Kokillen gefüllt und in Castoren geladen. Vier Castoren sind schon beladen, ein fünfter wird noch gefüllt. Bis zum Abtransport lagern die Atommüllbehälter unter Betonhüllen auf dem WAK-Gelände.

Der Transport der Glaskokillen ins Zwischenlager Lubmin ist vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bislang nur bis zum 13. Dezember genehmigt. Nach Angaben des baden-württembergischen Umweltministeriums muss die Genehmigung nun verlängert werden. Probleme werden dabei keine erwartet.

Für den energiepolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion im baden-württembergischen Landtag, Franz Untersteller, ist es fragwürdig, den Müll nach Mecklenburg-Vorpommern zu schicken. „Die Betreiber der Atomkraftwerke müssten stärker in die Pflicht genommen werden“, sagte er. Er regt eine Lagerung des verglasten Mülls an den Zwischenlagern der Atomkraftwerke an, aus denen er ursprünglich stammt; infrage kämen etwa die Lager Neckarwestheim oder das geplante in Obrigheim.

Mitte Dezember wird der erste für das Zwischenlager Nord bestimmte Transport mit Atommüll aus westdeutschen Forschungsanlagen durch den Südwesten Deutschlands rollen. Der im französischen Cadarache startende Transport umfasst vier Castoren.