Rund 2000 Protestler haben gegen den bevorstehenden Castor-Transport nach Lubmin demonstriert. Der Zug wird am Donnerstag erwartet.

Greifswald/Anklam. Am Sonnabend sind rund 2000 Atomkraft-Gegner in Greifswald zu einer Kundgebung gegen einen Castor-Transport ins Zwischenlager Nord bei Lubmin zusammengekommen. Sie forderten zugleich den Verzicht auf die beschlossene Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. Atomkraft habe zwar die bessere Klimabilanz als Kohle. „Aber hier tauschen wir nur die Pest gegen Cholera“, sagte der Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche, Hans-Jürgen Abromeit, zum Auftakt der Kundgebung. Die Demonstranten machten mit Sprechchören und Trommeln ihrem Unmut über den für Donnerstag erwarteten Transport von vier Castoren mit hochradioaktivem Abfall aus bundeseigenen Forschungsanlagen Luft. Der Transport soll Anfang der kommenden Woche im südfranzösischen Cadarache starten.

Bei dem hochradioaktiven Atommüll, der in das Zwischenlager Nord bei Lubmin kommen soll, handelt es sich um deutsche Abfälle aus Bundesforschungseinrichtungen, die noch im französischen Forschungszentrum Cadarache nordöstlich von Marseille lagern. Die vier Castoren beinhalten 2413 Brennstäbe aus der Kompakten Natriumgekühlten Kernreaktoranlage (KNK) des Forschungszentrums Karlsruhe, 52 Brennstäbe aus dem Atomfrachter „Otto Hahn“ sowie einige weitere hundert KNK-Brennstäbe, die in den Jahren 1981 und 1987 für Forschungsexperimente zur Entwicklung der Brütertechnologie ins belgische Mol gingen.

An der Demonstration nahm auch Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) teil. „Ich möchte, dass der Atommüll woanders hinkommt. Ich sehe die große Gefahr, dass Lubmin immer mehr zur atomaren Müllhalde verkommt“, sagte Sellering der Nachrichtenagentur dpa. Wegen der Koalition mit der CDU werde sich Mecklenburg-Vorpommern leider nicht der Klage gegen die Laufzeitverlängerung anschließen.

Bischof Abromeit kritisierte, dass Atomkraftwerke betrieben würden, obwohl es kein Endlager gebe. „Fakten zu schaffen und die Verantwortung für den strahlenden Müll ungeklärt zu lassen, ist ein Verbrechen an unseren Kindern.“ Zugleich warf er dem Bund „Wortbruch“ vor, wenn jetzt hochradioaktiver Müll aus westdeutschen Forschungsanlagen in Lubmin eingelagert werde. Ursprünglich war das Zwischenlager für die Abfälle der stillgelegten DDR-Atomkraftwerke errichtet worden.