Abendblatt-Autor Jörg Heuer spricht während der Proteste gegen den Castor-Transport vor Ort mit den Demonstranten.
Charlotte Roche:
Die Moderatorin und Bestsellerautorin, 32, aus Köln, ist seit Freitag im Wendland. „Ich bin das erste Mal beim Castortransport und ziemlich geschockt. Als ich hier ankam, dachte ich, ich sei im Kriegsgebiet gelandet, überall Polizeihorden, Stacheldraht-Absperrungen und funkelndes Blaulicht“, sagt sie am Samstag kurz vor dem Beginn der Großkundgebung, zu der über 30 000 Demonstranten erwartet werden. „Dieses Jahr guck ich mir das hier nur an. Beim nächsten Castor kette ich mich an die Gleise. Ich bin total radikalisiert durch die Entscheidungen der Politik in den letzten Monaten.“
Frank Otto:
Der Medienunternehmer, 53, aus Hamburg, sagt am Samstag in Gorleben, er habe schon in den 80iger Jahren gegen Atomkraft demonstriert. Jetzt wurde er von der örtlichen Notgemeinschaft der Bauern gebeten, bei der Anti-Castor-Demo einen Traktor zu fahren. „Ich habe sofort zugesagt“, erklärt Otto. „Das Endlager ist eine Farce. Es macht mir große Angst. Es muss verhindert werden.“
Rebecca Harms:
Die Wendländerin, 53, hat die Anti-Castor Bürgerinitiative 1977 mit gegründet und ist die aktuelle Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament. „Ich habe in den letzten Tagen das deutliche Gefühl und durchaus neue Hoffnung bekommen, dass es doch noch eine Chance gibt, die Unvernunft in Gorleben zu stoppen“, sagt sie. „Demokratie ist sich verändern und mit den Bürgern wachsen. Das sollten sich auch die regierenden Parteien auf die Fahnen schreiben.“
Jürgen Betitz:
Der Landmaschinentechniker aus der Nähe von Dannenberg, 41, ist mit Tochter Sophia, 4 und Sohn Hendrik, 9, auf dem Weg zur Großdemonstration. „Zu viele Deutsche haben lange gebraucht, doch jetzt verstehen sie – die Atomkraft macht uns kaputt. Uns und die nachfolgenden Generationen“, sagt er, die Tochter auf der Schulter, den Sohn an der Hand. Er hoffe, dass die Castoren, die morgen hier ankommen sollen, aufgehalten werden und umdrehen müssen: „Dahin, wo sie herkommen.“
Gisela Dost, 64, Gerlinde Hart, 56 und Regina Brand, 51:
Die drei Lehrerinnen aus Hamburg sind mit dem Bus zur Großkundgebung bei Dannenberg angereist. Sie sind „wütend“, „betroffen“ und „traurig“ wegen der Entscheidungen über längere Laufzeiten der schwarz-gelben Bundesregierung. „Stuttgart und Gorleben zeigen ganz deutlich, dass unsere Regierung sich immer mehr vom Willen des Volkes entfernt“, sagt Gerlinde Hart, die in Hamburg Politik und Deutsch unterrichtet. „Man kann das kaum noch Demokratie nennen, was neuerdings in unserem Land stattfindet“, sagt Regina Brand. „Mehr direkte Demokratie, die Einbindung der Bürger in wichtige Entscheidungen, das erwarte ich von der Regierung“, sagt Gisela Dost.