Gegen die geplante Weitererkundung des Salzstocks Gorleben als Atommüll-Endlager haben hunderte Demonstranten im Wendland protestiert.

Dannenberg/Gorleben. Mit Traktoren und Autos haben rund 600 Demonstranten am Sonnabend Atomkraftgegner im Wendland mit Straßenblockaden gegen die Weitererkundung des Salzstocks Gorleben als Atomendlager protestiert.

Für mehrere Stunden versperrten die Demonstranten wichtige Zufahrtsstraßen. Die Aktionen sollen der Auftakt für größere Proteste sein: Anti-Atom-Initiativen rechnen im November mit zehntausenden Demonstranten im Wendland. Der Protest richtet sich gegen den dann geplanten Castor-Transport, der stark strahlenden Atommüll ins oberirdische Zwischenlager Gorleben bringt.

Unterdessen kommen an diesem Montag die gesamte Spitze und die Bundestagsfraktion der Grünen zu einer Sondersitzung in Gorleben zusammen. Die Politiker wollen mit Anti-Atom-Initiativen über das Vorgehen gegen das Endlager-Projekt beraten.

Grünen-Chefin Claudia Roth bezeichnete die Wiederaufnahme der Arbeiten im Salzstock Gorleben als Provokation für große Teile der Bevölkerung. Die schwarz-gelbe Bundesregierung gehe arrogant über die Interessen der Bürger hinweg, sagte sie am Sonntag. Die Grünen befinden sich laut Umfragen derzeit in einem absoluten Stimmungshoch. Der niedersächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Grindel forderte die Grünen auf, sie sollten ihren Einfluss nutzen und jeder Art von Gewalt bei den Protesten im Wendland eine klare Absage erteilen. Grindel warf dem früheren Bundesumweltminister Jürgen Trittin von den Grünen erneut vor, er habe selber nichts für eine Suche nach alternativen Endlager-Standorten getan. „Mit heißer Luft und Seifenblasen findet man kein Endlager“, sagte Grindel, der Sprecher der CDU im Gorleben-Untersuchungsausschuss des Bundestages ist.

Am Sonnabend blockierten Atomkraftgegner mit insgesamt etwa 50 Traktoren Kreuzungen und Bundesstraßen im Kreis Lüchow-Dannenberg. „Wird Gorleben Endlager, geht Profit vor Sicherheit“, war auf einem der Transparente zu lesen, mit denen die Bürger Straßenschilder verhüllten. Andere Demonstranten forderten: „Atomkraftwerke abschalten – sofort“ und „Gorleben stoppen“. Zwei Atomkraftgegner seilten sich von einer Brücke über der Bundesstraße 191 ab. Die Protestaktionen richteten sich auch gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Auf einer überdimensional großen, gelben Toilette aus Pappmaché brachten Demonstranten den Slogan an: „Angela sorgt für den Beschiss“.

Nach zehn Jahren Unterbrechung sind die Untersuchungen für ein Atomendlager in Gorleben wieder angelaufen. Am Freitag war der unter der rot-grünen Bundesregierung vereinbarte Erkundungsstopp offiziell zu Ende gegangen. Atomkraftgegner fordern, den Standort wegen Sicherheitsrisiken aufzugeben und nach anderen Endlagerstätten in Deutschland zu suchen.

Die Atomwirtschaft dagegen hält den Salzstock für geeignet und bezeichnete eine Weitererkundung als ein Zeichen der Vernunft. In einem Endlager muss der hoch radioaktive Müll aus deutschen Atomkraftwerken für eine Million Jahre sicher lagern können.