Ein Anhänger der Rockergruppe sagte vor Gericht im Doppelmord-Prozess aus. Er soll den Familienvater bedroht haben.

Flensburg. Wer hat vor dem Familiendrama von Harrislee wen bedroht und warum? Die Aussagen eines „Hells-Angels“-Sympathisanten standen am Donnerstag im Mittelpunkt des Prozesses um den Doppelmord. Der 41 Jahre alte Zeuge aus dem Umfeld der Rockergruppe erklärte vor dem Landgericht Flensburg, er habe weder den Angeklagten bedroht noch dessen Geschäftspartner, der dem kriselnden Unternehmen des Angeklagten Geld geliehen hatte.

Der 38 Jahre alte angeklagte Familienvater soll im Februar 2009 seine Ehefrau (36) und seine Tochter (7) mit 150 Messerstichen getötet und das Haus der Familie in Brand gesteckt haben, um das Verbrechen zu vertuschen. Während der Flucht hatte er die Taten in einer E-Mail gestanden. Als Motiv gab er an, vom Zeugen und von Geschäftspartnern erpresst worden zu sein und Frau und Kind Repressalien ersparen zu wollen.

Der Angeklagte sei zunächst ein guter Freund gewesen, sagte der Zeuge am mittlerweile 18. Verhandlungstag. Er selbst habe ihm dann aber die Freundschaft gekündigt, weil der Angeklagte ohne sein Wissen seinen Namen und den der „Hells Angels“ benutzt habe, um Geschäftspartner unter Druck zu setzen. „Ich war enttäuscht und sauer“, sagte der 41-Jährige, der den derzeit in Untersuchungshaft sitzenden Anführer der Flensburger „Hells Angels“ als seinen besten Freund bezeichnete.

Nach Ansicht der Verteidigung haben der Zeuge und die Flensburger „Hells Angels“ kurz vor dem Doppelmord die Seiten gewechselt: Zunächst sollten sie für den Angeklagten erreichen, dass der Geschäftspartner die Kündigung eines Darlehens zurücknimmt. Später sollten sie für den Geschäftspartner das Geld vom Angeklagten zurückbeschaffen. Deshalb wurde dem Familienvater laut Verteidigung gedroht. Am Tattag soll der Geschäftspartner dem Angeklagten im Beisein des Zeugen eröffnet haben, dieser müsse innerhalb von 48 Stunden 380.000 Euro zurückzahlen. Der Zeuge bestritt, an dem Treffen teilgenommen zu haben. Danach war der Familienvater nach Hause gefahren. Dort soll er dann das Verbrechen nach einem Streit mit seiner Frau begangen haben.

Der Angeklagte macht vor Gericht weiter keine Aussage. Mehrfach schüttelte er am Donnerstag heftig den Kopf, als der Zeuge sprach. „Hör auf, mit dem Kopf zu schütteln“, fuhr ihn der Zeuge an. „Bleib bei der Wahrheit“, konterte der Angeklagte. Auch die Freundin des „Hells-Angels“-Sympathisanten war als Zeugin geladen. Sie bestätigte die Aussagen ihres Freundes. Die Verhandlung soll am 13. April mit weiteren Befragungen von Zeugen fortgesetzt werden. Ein Urteil wird nicht vor Mai erwartet.