Am Mittwoch soll sich klären, ob Niedersachsens Landtag nach dem Entwurf des Hamburger Architekten Walter Gebhardt umgebaut werden kann.

Hannover. Die Suche nach der Umbaulösung für den niedersächsischen Landtag geht weiter: Eine erneute Vorstellung der Siegerentwürfe des Architektenwettbewerbs hat am Dienstag in Hannover einmal mehr eine lebhafte Debatte unter den Parlamentariern ausgelöst.

Vor allem der zweitplatzierte Entwurf des Hamburger Architekten Walter Gebhardt sorgte im Landtag für zahlreiche Nachfragen. Denn seine Umsetzung würde einen wesentlichen Teil des denkmalgeschützten Anbaus des Nachkriegsarchitekten Dieter Oesterlen erhalten.

An diesem Mittwoch will der Ältestenrat entscheiden, ob der Landtag in der kommmenden Woche bei seiner Sitzung endgültig über die Umbaufrage abstimmen soll. Genau zehn Minuten ließ der Jury-Vorsitzende des Wettbewerbs, Carl Fingerhuth, den Siegern Zeit, um ihre Entwürfe den Abgeordneten vorzustellen – und sorgte im voll besetzten Leibniz-Saal des Landtags auch energisch dafür, dass dieser Rahmen eingehalten wurde.

Ziel der Veranstaltung sei es nicht, die Pläne der Architekten miteinander zu vergleichen, sagte Fingerhuth. Zwar freue er sich über den lebhaften Prozess der Umbau-Diskussion:„Ich möchte aber in diesem Gremium keinen erneuten Abwägungsprozess zwischen den Projekten machen“, sagte der Schweizer.

Kölner Architekt ist siegessicher

Der Sieger des Wettbewerbes, der Kölner Architekt Eun Young Yi, zeigte sich nach der kurzen Präsentation seines Entwurfes siegessicher: An der Debatte um den Wettbewerb wolle er sich bewusst nicht beteiligen, sagte er. „Ich konzentriere mich lieber darauf, schöne und gute Architektur zu machen.“ Für den Umbau des Landtages habe er eine „optimale Lösung“ gesucht – und gefunden:„Ich habe gute Arbeit abgeliefert und damit den ersten Preis gewonnen. Ich bin sicher, dass sie direkt und eins zu eins umgesetzt werden kann.“

Das Konzept des Kölner Architekten sieht einen Abriss des maroden Oesterlen-Baus vor: An dessen Stelle soll eine Säulenhalle gestaltet werden. Doch das Projekt war nicht nur bei zahlreichen Parlamentariern auf Widerstand gestoßen, die den Oesterlen-Bau erhalten wollen. Auch die Witwe des Architekten hatte im Falle eines Abrisses Protest angekündigt und mit einer Klage gedroht.

Gebhardt-Pläne bis zu 30 Prozent unter 45-Millionen-Budget

Für wesentlich mehr Diskussionsbedarf sorgte allerdings der zweitplatzierte Entwurf des Architekten Walter Gebhardt. Seine Pläne sehen einen Umbau des Landtags vor, bei dem nach eigenen Angaben ein wesentlicher Teil des Altbaus stehenbleiben soll. „Die Aufgabe des Architekten ist es, bei denkmalgeschützten Gebäuden möglichst sensibel mit dem Bestand umzugehen“, sagte der Hamburger Architekt. Sein Entwurf mache das Gebäude zukunftsfähig, „das rechtfertigt auch Eingriffe in ein Denkmal“.

Die Kosten, die bei einer Realisierung seines Entwurfes anfallen würden, liegen nach den Angaben Gebhardts zwischen 10 und 30 Prozent unter dem Budget von 45 Millionen Euro. Dem Plan der Landtagsgrünen, seinen Entwurf mit dem Siegerkonzept aus dem ersten Architektenwettbewerbs von 2002 zu kombinieren, steht Gebhardt grundsätzlich offen gegenüber: „Ich habe da keine Berührungsängste“, sagte der Hamburger. „Wir müssen uns da erst mal beschnuppern und sehen, ob man inhaltlich und auch vom Wesen her zusammenpasst.“

Zweitplatzierter Entwurf bedeutet keinen Totalabriss

Der Präsident des niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, Stefan Winghart, zeigte sich im Anschluss an die kurze Präsentation Gebhardts angetan von dessen Konzept:„Ich bin zunächst davon ausgegangen, dass auch bei dem zweitplatzierten Entwurf mit einem Totalabriss des Gebäudes zu rechnen gewesen wäre“, sagte er. „Das stellt sich nun aber nicht mehr so dar:Wir können hier – wenngleich mit einigem Bauchgrimmen – von einem Fortbau am Denkmal sprechen.“