Der Winter ist hartnäckig. Erneut fiel zum Beginn des Wochenendes Schnee. Dieser verursachte Chaos auf den norddeutschen Straßen.

Harrislee. Die Rückkehr des Winters mit erneutem Schneefall hat am Freitagabend im Norden Schleswig-Holsteins zahlreiche Autofahrer ins Rutschen gebracht. In den Kreisen Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und der Stadt Flensburg krachte es innerhalb einer Stunde 15-mal. „Die Autofahrer fahren langsam, aber nicht langsam genug“, sagte ein Polizeisprecher in Harrislee (Kreis Schleswig-Flensburg). Es blieb in den meisten Fällen bei Blechschäden.

In Hamburg begann es am Abend ebenfalls zu schneien, hier wurden zunächst keine Unfälle gemeldet. Auch in anderen Teilen des nördlichsten Bundeslandes blieb es nach Angaben der Polizei ruhig.

Eis-Tief "Yve“ im Anmarsch - Warten auf Westwind

Ist es wieder nur die Ruhe vor dem Schneesturm? Während sich am Freitag in weiten Teilen Deutschlands eine zaghafte März-Sonne bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt blicken ließ, rüstete sich der Nordwesten für die Ankunft des nächsten Winterboten. Erste Ausläufer von Nordsee-Tief „Yve“ sind schon am Abend über das Festland gezogen- erneut mit viel Schnee und Kälte im Gepäck. „Es wird dort eisig zuschlagen und eine tiefwinterliche Spur hinterlassen“, erklärte Meteorologe Thomas Globig. Dagegen werde der im Januar und Februar von teils meterhohen Schnee-Verwehungen bedeckte Nordosten wohl verschont.

“Wenn überhaupt, dann bekommt die Elbregion was ab“, meinte der Experte im Ostsee-Studio des Wetterdienstes Meteomedia auf der Insel Hiddensee. In der Nacht zum Sonnabend werde es regnen, örtlich kämen Schneeschauer hinzu. „Ansonsten wird uns „Yve“ an der Küste so gut wie nichts tun“, sagte Globig. Damit seien freilich nur die östlichen Meeresanrainer gemeint. Denn weiter westlich dürfte das heranziehende Tief am Wochenende alle frühzeitigen Frühlingsgefühle zunichtemachen.

Der Hauptgrund hierfür sei, dass ganz Deutschland auch nach dem meteorologischen Frühlingsanfang am 1. März durch Luftströmungen aus Nord- und Osteuropa „stark unterkühlt“ bleibe. Chancen auf ein echtes Frühjahres-Erwachen gebe es erst, wenn wieder mehr Atlantik-Luft nach Mitteleuropa fließe. Globig: „Wir warten auf den Westwind.“

Auch seine Kollegen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach sahen den Winter zum Wochenende noch längst nicht auf dem Rückzug. Ganz im Gegenteil feiere er offensichtlich sein „Comeback“, kündigte Simon Trippler aus der Vorhersage- und Beratungszentrale des DWD an. „Yves“ polare Luft werde dazu beitragen, dass - abgesehen von der Region nordöstlich der Elbe - das ganze Land mit einem kräftigen Schnee-Nachschlag rechnen könne. „Schneeschieber und Salz kommen also fast überall wieder zum Einsatz.“ Allein in Hamburg sind am Abend 170 Einsatzfahrzeuge ausgerückt, um den Schnee und die Glätte zu bekämpfen.

Derzeit liege der Winter 2009/2010 auf Platz 20 aller kältesten seit dem Jahr 1901.

Das Eis an der Ostseeküste lässt nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Rostock vielerorts weiterhin keine normale Schifffahrt zu. Die Schollen würden in manchen Häfen zwischen Flensburg und Usedom mittlerweile etwas dünner. „Im Greifswalder Bodden sind aber immer noch Eisbrecher im Einsatz“, berichtete BSH-Expertin Natalia Schmelzer. Weiter nördlich zwischen Schweden und Finnland war die vom Ostsee-Eis eingeschlossene Fähre „Amorella“ mit 1000 Reisenden erst am Freitagmorgen freigekommen.

Nach den DWD-Prognosen werden die Temperaturen am Sonnabend zwischen -1 und +1 Grad Celsius pendeln. In der Nacht zum Sonntag soll der Nordost-Wind die Luft auf bis zu -4 Grad abkühlen. Für die kommende Woche erwartet auch Globig kein Auftauen auf breiter Front; -3 bis -1 Grad würden der Regelfall sein, ganz selten sei „der zweistellige Plus-Bereich“ drin. „Auf jeden Fall wird es nicht so schnell dramatisch mild werden. Das ist noch kein richtiges Frühlingswetter.“