Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat bei den französischen Atommüll-Behältern des Castor-Transports nach Gorleben mit einer wärmeempfindlichen Infrarot-Kamera deutlich mehr Neutronenstrahlung gemessen, als bei früheren Behältern.

Die neuen Castoren mit dem hochradioaktiven Atommüll würden, so Greenpeace, noch in 14 Metern Entfernung mehr als 500 mal höher als die zuvor gemessene Hintergrundstrahlung durch Neutronen absondern. Die natürliche Strahlung der Neutronen am gleichen Ort lag nur wenige Stunden vorher bei etwa 0,009 Mikrosievert pro Stunde. Bei den Messungen am Castor wurden Werte von 4,8 Mikrosievert pro Stunde gemessen. Damit ist die Strahlung noch einmal um 40 Prozent höher als beim Castor-Transport vor drei Jahren. Der Sonderzug ins Zwischenlager Gorleben besteht aus drei Lokomotiven, elf Waggons mit in Glas eingegossenen 17 Tonnen Atommüll und zwei Waggons mit Begleitschutz. Der letzte Waggon mit Atommüll gebe erheblich höhere Strahlung ab als die früheren Castor-Transporte nach Deutschland oder Japan. Die Messungen wurden bereits am Freitag bei der Abfahrt des Zuges in der Normandie vorgenommen.

Der Temperaturanstieg in dem letzten Waggon erklärt sich aus der zunehmenden Anreicherung der Brennelemente mit Uran 235 und den damit verbundenen Abbränden mit höherer Radioaktivität. Die Infrarot-Kamera stellt unterschiedliche Temperaturen durch verschiedene Farben dar.

Der Greepeace-Atomexperte Heinz Smital bemängelte: "Die Belastung des Begleitpersonals, der Anwohner und der Demonstranten ist unverantwortlich. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über negative Wirkung auch von Niedrigstrahlung auf den Menschen wird immer eindeutiger. Gleichzeitig wird nicht dafür gesorgt, dass Atommüllbehälter weniger Strahlung abgeben."

Die Umweltschützer räumten ein, auch die erhöhten Werte würden "vermutlich innerhalb der Grenzwerte" liegen. Bei einem stundenlangen Aufenthalt neben den Atommüllbehältern könne aber die zulässige Jahreshöchstmenge schnell erreicht werden.

Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums lag die Strahlung der Behälter vor der Abfahrt in Frankreich jedoch unter den zulässigen Grenzwerten. "Auch bei den Messungen an den in Dannenberg bereits umgeladenen Behältern haben wir keine Überschreitungen der Grenzwerte festgestellt", sagte Ministeriumssprecherin Jutta Kremer-Heye.

In Zukunft wird das aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague zurückkehrende strahlende Material deutlich radioaktiver sein und mehr Wärme entwickeln. Aus diesem Grund müssen neue Behälter eingesetzt werden. Diese müssen vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) genehmigt werden. "Es darf nicht sein, dass an Behältern zu Lasten der Sicherheit gespart wird", so Smital. "Die Behälter müssen die Bevölkerung schützen und dürfen sie nicht unnötig erhöhter Strahlung aussetzen. Dieses muss das Bundesamt sicherstellen, sonst handelt es fahrlässig."

Die Umweltschutz-Organisation fordert die Bundesregierung auf, die Atommüllmenge durch einen schnelleren Atomausstieg zu begrenzen und den Standort Gorleben als Atommülllager aufzugeben.