Hells Angels und Bandidos haben heute in Hannover Frieden geschlossen. Niedersachsens Innenminister rechnet nicht mit einem schnellen Verbot.

Hannover. Die verfeindeten Rockergruppen Hells Angels und Bandidos haben ihren internen Bandenkrieg für beendet erklärt - per Handschlag. Abgesandte beider Seiten aus ganz Deutschland kamen zu einer bühnenreifen Inszenierung in einer Promi-Anwaltskanzlei in Hannover zusammen. „Beide Parteien haben vereinbart, zukünftig in friedlicher Koexistenz miteinander zu leben und sich gegenseitig zu respektierten, ohne dass es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt“, hieß es in einer Presseerklärung beider Seiten.

Auslöser der Verbotsdiskussion war der tödliche Schuss eines Hells-Angels-Mitglieds auf einen Polizisten in Rheinland-Pfalz im März. Auch in Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern hatte es immer wieder blutige Auseinandersetzungen gegeben. Erst im April waren im Norden zwei Vereine der „Hells Angels“ und „Bandidos“ verboten worden.

Polizeiliche Ermittler bewerten den „Friedensschluss“ mit großer Skepsis. „Wir werden sehen, ob in diesem Umfeld keine Straftaten mehr geschehen, ob es im Bereich Drogenhandel und Menschenhandel einen Rückgang geben wird. Das müsste ja zwangsläufig der Fall sein“, sagte Bernhard Witthaut, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei in Niedersachsen. „Ich halte diesen Friedensschluss im Hinblick darauf, dass die Innenminister über ein Verbot beraten wollen, letztlich für eine taktische Maßnahme.“

Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) rechnet allerdings nicht damit, dass es zu einem schnellen Verbot der Rockerbanden kommt. „Das erwarte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht“, erklärte er. Die öffentliche Diskussion darüber sei kontraproduktiv. „Die hilft nur den Rockergruppen selber“, sagte Schünemann. Er betonte, ein Verbot sei keine grundsätzlich politische Entscheidung. „Zunächst muss auf polizeilicher Ebene geliefert werden, ob es für ein Verbot genügend Anhaltspunkte gibt.“

Der Friedensschluss der Rocker sollte in der Kanzlei von Rechtsanwalt Götz von Fromberg zelebriert werden, der gute Kontakte zu Promis wie Udo Lindenberg, Sigmar Gabriel oder Klaus Meine pflegt. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist dem Juristen in einer Bürogemeinschaft verbunden. Der Rechtsanwalt vertritt den Anführer der hannoverschen Hells Angels, Frank Hanebuth (45), schon seit längerem.

Niedersachsens Innenminister Schünemann sagte, für ein Verbot sei es notwendig, nachzuweisen, dass Straftaten von den Rockergruppen ausgehen. „Das ist nicht überall gegeben. Und bei einem bundesweiten Verbot muss auch nachgewiesen werden, dass es klare Führungsstrukturen gibt, dass die Ortsgruppen miteinander verbunden sind“, erklärte der Minister.

Den Friedensschluss zwischen den Hells Angels und den Bandidos bewertete der Innenminister skeptisch. „Inszenierungen zählen nicht, es zählen nur Fakten. Wir werden abwarten, ob es tatsächlich zu einer Befriedung kommt.“

Polizist Witthaut sagte zu den Gerüchten, Rockerbanden wie die Hells Angels seien Teil der organisierten Kriminalität und betrieben ihre legalen Geschäfte im Rotlichtmilieu auch, um illegale Gelder zu waschen, es gebe immer wieder entsprechende Hinweise. „Ich glaube, es gibt eine enge Verbindung zu diesem Bereich. Ich kann es nicht beweisen. Aber das, was aus Strafverfahren und anderem bekannt geworden ist, lässt diesen Schluss zu“, sagte Witthaut. Die Gruppen versuchten aber mit allen rechtlichen Mitteln, solche Behauptungen zu unterbinden.

Zwischen den Rockerbanden war es immer wieder zu Gewaltexzessen und Bluttaten gekommen. Dabei soll es unter anderem um die Vormachtstellung beim Drogenhandel und im Rotlichtmilieu gehen.