Zwei Männer wurden verletzt, einer von ihnen schwer. War es Rache für die Schüsse auf das Haus des Hells-Angels-Anführers?
Kiel. Die Hells Angels haben offenbar zurückgeschlagen: Nach den Schüssen auf das Haus des Hells-Angels-Anführers in der vergangenen Woche in Kiel haben nun vermutlich seine Kumpanen zwei 21 und 20 Jahre alte Männer vor einem Kieler Fitnesscenter mit Messern angegriffen und niedergestochen. Eines der beiden Opfer wurde lebensgefährlich verletzt. Er zählt zu den rivalisierenden Bandidos. Die Bluttat sprach sich unter den Bandidos rasend schnell herum. Nur wenige Minuten nach der Messerstecherei eilten mehrere der Rocker zum Tatort. Die Polizei schickte daraufhin ein Spezialeinsatzkommando (SEK).
Vor dem Fitnesscenter nahmen die Beamten neun Bandidos vorsorglich in Gewahrsam, um Ausschreitungen zu verhindern. Auch um eine weitere Eskalation zu verhindern, fuhr die Polizei zu Treffpukten der Hells Angels und überrüfte Personalien der Rocker an der Kieler Küste. Die Täter wurden nicht gefasst. „Es gibt noch keine Hinweise“, sagte Stefan Jung, Sprecher des Landeskriminalamtes Kiel. Jung betonte, dass die Täter nicht zwangsläufig bei den „Hells Angels“ zu finden sein müssten, die Ermittlungen gingen jedoch auch in diese Richtung. Die Sonderkommission „Rocker“ im LKA ist eingeschaltet. Weitere Details gab die Polizei zunächst nicht bekannt.
Zwischen den Banden war es in den vergangenen Monaten immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Die Bandidos versuchen, in Schleswig-Holstein Fuß zu fassen. Es geht vor allem um Marktanteile beim Drogenhandel und der Prostitution gehen. Erst in der vergangenen Woche hatte ein unbekannter Täter auf das Haus des Hells-Angels-Anführers geschossen. Dabei wurde niemand verletzt.
Der Flensburger Hells-Angels-Anführer muss sich demnächst wegen versuchten Totschlags vor Gericht verantworten. Der 36-Jährige soll im September 2009 mit hoher Geschwindigkeit ein Mitglied der Bandidos von der Autobahn 7 (Hamburg-Flensburg) gedrängt haben. Insgesamt rechnet das LKA den Hells Angels und den Bandidos 50 bis 60 Vollmitglieder und 50 bis 75 Unterstützer im Norden zu, wobei die Hells Angels immer noch stärker vertreten sind.