Nach der Forderung eines Hells-Angels-Verbotes übt die Polizeigewerkschaft Kritik. Ein Friedenschluss mit den Bandidos steht indes im Raum.

Hannover. Die verfeindeten Rockerclubs Hells Angels und Bandidos haben einEnde ihrer blutigen Fehde erklärt – unmittelbar vor Beratungen der Innenminister über ein bundesweites Verbot. Die Gruppierungen wollen an diesem Mittwoch ihren Friedensschluss in Hannover öffentlich besiegeln. Dazu kommen sie bei dem bekannten Rechtsanwalt Götz von Fromberg zusammen, wie die beiden Clubs am Dienstag ankündigten. Die Innenministerkonferenz befasst sich am Donnerstag und Freitag in Hamburg mit der Rockerkriminalität. Die Polizei bewertet die Ankündigung der Rocker mit Skepsis.

Zwischen den Motorradclubs war es immer wieder zu Gewaltexzessen und Bluttaten gekommen. Dabei geht es unter anderem um eine Vormachtstellung beim Drogenhandel und im Rotlichtmilieu.

Federführend soll unter anderem der Präsident der Hells Angels Hannover, Frank Hanebuth, eine Verständigung herbeigeführt haben – er gilt in der Szene als äußerst einflussreich. Sein Club ist nach Einschätzung aus Sicherheitskreisen einer der mächtigsten bundesweit. Am Dienstag gaben die Hells Angels und Bandidos in Deutschland in einer kurzen Mitteilung auch offiziell bekannt, „dass nach mehr als zwei Monaten Vorbereitungszeit ein Weg zu einer künftigen Koexistenz gefunden wurde und der Konflikt zwischen beiden Clubs mit sofortiger Wirkung offiziell beendet ist“.

Zugleich luden sie für Mittwochnachmittag zu einer Pressekonferenz in die Kanzlei des Anwalts von Fromberg ein, der beste Kontakte zu Wirtschaftsmanagern und Politikern hat. Die Online-Ausgabe des Hamburger Magazins „Stern“ berichtete zuvor, beide Gruppen hätten am Pfingstmontag beschlossen, ihren Rockerkrieg beizulegen.

Ein Sprecher des niedersächsischen Landeskriminalamtes (LKA) sagte, es könnte ein „taktisch gewählter Zeitpunkt“ der Clubs sein, ausgerechnet während möglicher Verbotsplanungen ein Ende des Rockerkriegs zu erklären. Zudem beziehe sich das angebliche Ende des Konflikts nur auf untereinander begangene Straftaten.

Ende 2008 sei schon einmal ein Friedensschluss angekündigt worden, der nicht von langer Dauer gewesen sei, sagte der LKA-Sprecher. Es sei insgesamt auch noch zu früh, die jetzige Erklärung der Clubs zu beurteilen. Allerdings begrüße es die Polizei grundsätzlich, wenn gewalttätige Auseinandersetzungen beendet werden.

Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt hatten dafür plädiert, die Rockerbanden bundesweit zu verbieten. Auslöser der neuen Diskussion war der tödliche Schuss eines Hells-Angels-Mitglieds auf einen Polizisten in Rheinland-Pfalz im März. Nach blutigen Auseinandersetzungen im Rockermilieu hatte Schleswig-Holstein erst im April zwei Vereine der Hells Angels und Bandidos verboten.

In Niedersachsen sind nach Polizei-Angaben rund 300 Mitglieder bekannt, die dem engeren Kreis der Rockergruppierungen zuzuordnen sind. Diese werden als gewaltbereit eingestuft. In Hamburg sind die Hells Angels seit 1983 verboten, in Düsseldorf seit 2001.