Am Dienstag haben etwa 20.000 VW-Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt und mehr Geld gefordert. Sie fordern 6,5 Prozent mehr Entgelt.

Wolfsburg. Fahnen, Transparente, Trillerpfeifen: Die Belegschaft von Volkswagen hat am Dienstag ihre Muskeln spielen lassen. Rund 20 000 Beschäftigte des Stammwerks in Wolfsburg haben für zwei Stunden die Arbeit ruhen lassen und für eine bessere Bezahlung demonstriert. Die IG Metall fordert für den Haustarif 6,5 Prozent mehr Entgelt für die rund 102.000 Beschäftigten der sechs westdeutschen VW-Werke und der VW-Finanztochter. VW hat bislang kein Angebot vorgelegt.

„Sie geben eine Jubel-Meldung nach der anderen an die Medien. Und für die Belegschaft, meine Herren des Vorstands, haben sie noch nicht mal ein Angebot übrig“, wetterte Betriebsratschef Bernd Osterloh vor dem Verwaltungshochhaus des Konzerns, in dem der Vorstand tagte.

Wenn sich VW nicht bald etwas bewege, werde der Druck aus der Belegschaft wachsen. „Denn wir können bei VW nicht nur die besten Autos bauen, wir können auch die schärfsten Arbeitskämpfe führen“, warnte Osterloh. Parallel zur Tarifrunde fordert der Betriebsrat die Übernahme weiterer Leiharbeiter und den Ausbau der Ausbildungsplätze. Die feste Übernahme der Azubis, wie sie die IG Metall in der Fläche fordert, ist bei VW bereits garantiert.

Auch in Emden, Braunschweig, Kassel und Hannover standen die Bänder still, laut Gewerkschaft haben dort mindestens weitere 10 000 Beschäftigte protestiert. „Dem Unternehmen geht es so gut wie lange nicht mehr“, sagte IG Metall-Bezirkschef Hartmut Meine. Von VW erwarte er ein besseres Angebot als aus der Fläche. Im Tarifstreit für die Metallindustrie hat die IG Metall auch 6,5 Prozent gefordert, die Arbeitgeber haben 3,0 Prozent für 14 Monate angeboten. Bundesweit haben laut Meine bereits 700 000 Metaller an Warnstreiks und Aktionen teilgenommen, morgen ist eine Großdemo in Salzgitter geplant.

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In der ersten Runde vor einer Woche hatte VW darauf hingewiesen, dass der Markt in Westeuropa unter der Finanzkrise leide, andere Automobilhersteller verstärkt in Osteuropa produzieren ließen und die fernöstliche Konkurrenz immer aggressiver auf den Weltmarkt dränge. Ein Unternehmenssprecher sagte am Dienstag auf Anfrage: „Die Analyseergebnisse haben nach wie vor Bestand.“ Die nächste Verhandlung ist am 25. Mai in Hannover geplant.

Auf Plakaten war mit Anspielung auf VW-Verhandlungsführer Martin Rosik zu lesen: „Martin gib die Kohle her, sonst bauen wir keine Autos mehr“. „Es ist eine Frechheit, dass man es soweit kommen lässt, dass die Leute auf die Straße gehen“, sagte Frank Tykarski, Sanitäter im VW-Werk. Der 18-Jährige Philipp Grabowski aus der Montage meinte: „Ich sehe die Gewinne und finde, wir haben dafür gearbeitet“. (dpa)