Wentorf. Seit einer Woche ist die 39-Jährige in Wentorf im Amt. Was ihre wichtigsten Aufgaben und Projekte sind.
Auf einiges hat sich Wentorfs Bürgermeisterin Kathrin Schöning in ihrem neuen Job so richtig gefreut: zum Beispiel auf die E-Rechnungen. Die Verwaltung in Wentorf ist bei der Digitalisierung nämlich in einigen Bereichen schon um einiges weiter als in Reinbek, wo die 39-Jährige zuvor Amtsleiterin war. „In Reinbek wird noch mit Rechnungen auf Papier gearbeitet, während Wentorf schon 2013 mit der Digitalisierung begonnen hat“, erzählt sie. Auch die Vorlagen für die politischen Sitzungen werden digital erstellt, die neue Verwaltungschefin kann sie am Bildschirm lesen und mit einem Häkchen freigeben, damit sie an die Mitglieder der Gremien per E-Mail verschickt werden. „In Wentorf laufen alle politischen Sitzungen papierlos“, sagt sie anerkennend.
„Ich will die Digitalisierung niemandem aufzwingen“, erklärt die Verwaltungsfachwirtin. „Aber sie ist die Chance, um Prozesse und Arbeitsabläufe zu optimieren und so zu beschleunigen. So haben wir mehr Zeit für die Bürger. Digitale Sitzungen sind die Zukunft.“ Die Pandemie habe einen Umbruch verursacht, dessen positive Ergebnisse man weitertragen müsse.
Kathrin Schöning ist schon mittendrin in Wentorfs Verwaltung
„Ich bin schon mitten drin“, stellt Kathrin Schöning lächelnd fest. „Denn die Sprache hier im Haus ist die gleiche, die kenne ich.“ Arbeit gebe es genug. Mit aufgekrempeltem Blazer, Sneakers und Pferdeschwanz wirkt sie dynamisch und tatkräftig. Und tatsächlich: Noch vor der Feierstunde zu ihrer Amtseinführung hat die neue Verwaltungschefin den Auftrag für den BNB-Koordinator der neuen Feuerwehrwache unterschrieben.
Dieser Projektleiter, der nach dem „Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen“ betitelt worden ist, soll das Pilotprojekt Feuerwehrneubau voranbringen. „Ein bisschen ähneln die Themen doch denen in Reinbek“, sagt die 39-Jährige mit einem feinen Lächeln. Dabei betritt die Gemeinde gerade mit diesem vom Bund geförderten Projekt Neuland. „Denn für nachhaltiges Bauen im Feuerwehrbereich gibt es noch keine Qualitätsstandards“, erklärt Kathrin Schöning. Wie soll die Wache beheizt werden? Wie wird sie ausgestattet?
Der Standort für die neue Wentorfer Feuerwehr ist unstrittig
Während sich Reinbeks Politiker jahrelang um den Standort der neuen Feuerwehr gezankt haben und das Projekt dort fast 13 Jahre bis zur Fertigstellung (voraussichtlich in diesem Juni) gebraucht hat, hofft Kathrin Schöning auf eine schnellere Realisierung in Wentorf. Gebaut wird auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule. Daraus ergibt sich aber ein neues, brisantes Thema, weil dann eine Sporthalle wegfallen wird. Die wird aber sowohl von den Schulen als auch vom SC Wentorf dringend benötigt.
Auf jeden Fall weniger dramatisch als in Reinbek sei die Situation bei der Kinderbetreuung. „Anders als in der Nachbarstadt werden in Wentorf alle Kinder auf der Warteliste versorgt, wenn man die geplanten Neubauten mit einrechnet“, berichtet die Bürgermeisterin. Aktuell hakt es gerade beim Ausweichstandort für die Kita Lütte Lüüd, auf deren Deich die neuen Räume der OGS entstehen soll. „Da sind wir in Gesprächen und haben Termine angefragt“, sagt die 39-Jährige, selbst Mutter eines fünfjährigen Sohnes.
Neugestaltung der Ortsmitte aus einem Guss
Beim Thema Neugestaltung des Casinoparks plädiert Kathrin Schöning dafür, „einfach ein paar Meter weiterzudenken“. Die Neugestaltung sei von der Hauptstraße kaum zu trennen. Schöning will der Politik eine Bürgerbeteiligung vorschlagen: „Wir sollten die Leute mitnehmen, wenn es um den zentralen Platz in ihrem Ort geht.“
Hinter den Kulissen ist sie jetzt einerseits mit der Vorbereitung der Kommunalwahl am 14. Mai beschäftigt. „Ich bin das erste Mal in meinem Leben Gemeindewahlleiterin“, erzählt sie. Dabei weiß sie das erfahrene Team um Sascha Kröger hinter sich. Fest vorgenommen hat sie sich, sämtliche zwölf Wahllokale zu besuchen. „Ich war selbst schon Wahlhelferin und ziehe meinen Hut vor den Ehrenamtlichen, die die Verantwortung für unsere Demokratie übernehmen“, erklärt sie. Auch in Wentorf werden ehrenamtliche Wahlhelfer noch dringend gesucht (Kontakt über Telefon 040/72 00 10).
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Fachkräftemangel macht Neuorganisation zur Herausforderung
Andererseits bereitet sie die Neuorganisation der Verwaltung im Rathaus vor. „Wir haben mehrere Führungspositionen neu ausgeschrieben“, berichtet die Verwaltungschefin. Der Fachkräftemangel macht dies nicht eben einfacher. „Mit einem schicken Wasserspender kann man keine neuen Mitarbeitenden gewinnen“, erklärt Kathrin Schöning. „Eher der Mix aus guter Zusammenarbeit, Klima und Arbeitsbedingungen. Das ist für viele Verwaltungen jetzt die Herausforderung, der sich die freie Wirtschaft schon früher gestellt hat.“
Sie setzt jetzt auf eine Mischung aus einem Onboarding-Konzept und Personalentwicklung. „Ich will mit meinen Mitarbeitenden ins Gespräch kommen, sie fragen: ,Wo willst Du hin und was brauchst Du dafür?’“ Junge Leute würden heute die Möglichkeit zur mobilen Arbeit erwarten. „Ich hatte mit Björn Warmer in Reinbek Glück, wir waren immer im Dialog“, verrät sie über ihren früheren Chef. „Ich konnte abends und morgens arbeiten, wenn mein Kind schlief.“