Wentorf. Kita Lütte Lüüd aufstocken, derweil Container nutzen oder neu bauen? Politik und Verwaltung kommen nicht weiter. Woran es hakt.

Familien haben in Wentorf zurzeit das Nachsehen: Denn obwohl Kitaplätze dringend gebraucht und die Offene Ganztagsschule keine eigenen Räume hat, passiert nichts. Familien mit kleinen Kindern fühlen sich von der Politik allein gelassen, wie beispielsweise Sophie von Hoyningen-Huene sagt. „Wir haben den Eindruck, dass die Politikerinnen und Politiker nur die Bürgermeisterwahl am 6. November abwarten“, sagt die Mutter zweier Kitakinder enttäuscht.

Im Kinderzentrum am Wohltorfer Weg wird es eng: Gerade hat die Gemeinde auf dem ohnehin schon kleinen Pausenhof der Grundschule Container aufstellen müssen. Denn die Grundschule steuert auf die Sechszügigkeit zu. Seit Gründung der Offenen Ganztagsschule (OGS) müssen die Erzieherinnen sich am Nachmittag mit den Klassenräumen der Grundschule behelfen. Zumindest dies wollte Wentorfs Politik ändern und hat beschlossen, die Kita Lütte ­Lüüd um zwei Etagen aufzustocken, um dort im ersten Stockwerk eigene Räume für die Offene Ganztagsschule sowie im zweiten Stockwerk für die Grundschule nebenan zu errichten. Die Idee, dies bei laufendem Betrieb zu tun, hat die Politik mittlerweile verworfen. Jetzt will die Mehrheit die 113 Kinder während der Bauphase in Containern unterbringen. Wenn der Bau fertig ist, sollen die Lütte Lüüd wieder in das Erdgeschoss zurückziehen.

Kitastreit: FDP in Wentorf will lieber in eine neue Kita investieren

Ein Provisorium aber will die FDP nicht unterstützen. „Wir sprechen uns für eine nachhaltige Investition in eine neue Kita aus, die schon für die Bauzeit der Kitaaufstockung genutzt werden kann“, sagt Kristof Jahn, Ortschef der Liberalen. „Wentorf hat zu wenig Kitaplätze, ein neuer Zubau ist daher mehr als sinnvoll. Eine provisorische Unterbringung der Kita in Containern lehnen wir ab, sie ist weder im Sinne der Kinder und Mitarbeiter der Kita, noch im Sinne der Steuerzahler.“

Kinder- und Jugendpfleger Mario Kramer schätzt, dass kreisweit 600 bis 800 Kinder auf den Wartelisten für die Kindertageseinrichtungen stehen. „Da viele ihre Kinder heute auf dem Weg zur Arbeit in die Kita bringen, liegt Wentorf vor Hamburg für viele strategisch günstig“, erläutert Jahn. Deshalb sei der Bedarf dort besonders hoch. Er schätzt ihn auf 400 Plätze.

Container als Zwischenlösung werden auch aus Klimagründen abgelehnt

Provisorische Container seien wegen ihrer schlechteren Isolierung zudem klimaschädlich. Ein derartiges Provisorium koste zudem mehrere Millionen Euro. Dies bestätigt Bürgermeister Dirk Petersen: „Die Kosten kämen denen eines Neubaus gleich“, sagt er. Nicht nur, dass wegen der hohen Nachfrage auch die Miete für die Container, die für mindestens ein Jahr gemietet werden müssen, eklatant gestiegen sei. Es fielen auch Kosten für die Infrastruktur, Anschlüsse von Wasser, Strom und Abwasser sowie für die Außenanlagen an. „Für eine Übergangslösung gelten dieselben Anforderungen wie für einen Neubau“, betont der Verwaltungschef. „In Wentorf müssten wir auch dafür erst Baurecht schaffen.“

Das Geld will die FDP im Sinne der Steuerzahler, Familien und Betreuer nachhaltig und klimafreundlich in einen Neubau investieren. Den großen Fraktionen wirft Jahn Blockadepolitik vor. Denn die Verwaltung habe bereits vor langer Zeit Vorschläge gemacht: der Spielplatz Am Petersilienberg – auf dem Areal liege bereits Baurecht – oder für Amandas Garten oder den Schulwald. „Wegen der Verzögerungen befürworten wir den Standort Am Petersilienberg, können uns als Kompromiss aber auch die anderen beiden vorstellen“, sagt Jahn. Es sei einfacher, einen Ersatzspielplatz zu finden als ein für eine Kita passendes Grundstück. „Dass jetzt nichts passiert, ist die schlechteste Lösung: Ein Ausschuss schiebt dem anderen die Verantwortung zu“, bemängelt er. „Leidtragende sind die Familien und Kinder.“

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Kitastreit: CDU wehrt sich gegen Vorwürfe

„Die Politik wartet gar nichts ab“, bekräftigt Peter Meyer, Vize der CDU-Fraktion. „Wir alle wollen eine Lösung, auch die Verwaltung.“ Fast alle Fraktionen seien gegen die Bebauung des Spielplatzes gewesen. „Trotzdem hören wir von der Verwaltung immer nur diesen einen Vorschlag“, kritisiert der CDU-Mann. Dies sei ein grundsätzliches Problem, die Verwaltung arbeite die Beschlüsse nicht ab. „Die Kommunalaufsicht wirft Wentorf vor, dass wir zu wenige Vorhaben umsetzen“, sagt er. Offenbar sei die Verwaltung aus personellen Gründen überlastet und überfordert. „Daher unterstützen alle Fraktionen Kathrin Schöning als Bürgermeisterkandidatin in der Hoffnung, dass sie mit mehr Verwaltungserfahrung die Lage meistern wird.“