Wentorf/Reinbek. Wentorfs Fahrradaktivisten fordern Gleichberechtigung. Unermüdlich engagieren sie sich für die Verkehrswende – mit ersten Erfolgen.
Aus Sicht von Reiner Freund, seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern des ADFC Wentorf ist das Fahrrad auf dem Weg zur Verkehrswende das beste Mittel: „Um die Emissionen zu reduzieren, sind der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad und zu Fuß zu gehen für den Individualverkehr am effektivsten“, sagt Freund. Deshalb setzen er und etwa 20 weitere Aktive des ADFC sich vehement dafür ein, dass mehr Menschen aufs Fahrrad umsteigen – auch in der dunkleren und kälteren Jahreszeit. Dafür muss nicht nur die Ausrüstung stimmen (siehe unten), sondern vor allem auch die Infrastruktur.
Unermüdlich weisen sie auf die Probleme hin, ob während der monatlichen „Critical Mass“, mit Aktionen während der Mobilitätswoche, Aufrufen oder durch Kontakte zur Politik: Mit derzeit 15 Projekten und Aktionen beschäftigen sich die Fahrrad-Befürworterinnen und -Befürworter aktuell. „Über die Zahl unserer Vorhaben war ich selbst ein bisschen erschrocken, als ich sie aufgelistet habe“, erzählt Reiner Freund. Darunter sind auch politische Themen wie das beschlossene Tempolimit von 20 Kilometern pro Stunde auf der Hauptstraße – andere wie eine Kooperation mit der Volkshochschule Sachsenwald oder eine Fahrradschule für Kinder sind vorerst nur Ideen.
Ausbau einer Veloroute ist ein Erfolg auf dem Weg zur Verkehrswende
Zu den Erfolgen zählt der Ausbau einer Veloroute in der Verlängerung der Fahrradstraße Hohler Weg über die Untere Bahnstraße. Die Straßen Hohler Weg und An der Bergkoppel waren bereits im März 2015 zum Schutz der Schulkinder als Fahrradstraßen umgewidmet worden. Das heißt, dass die Straßen außer von Anliegern und Rädern nicht befahren werden dürfen. Außerdem gilt dort eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde und der Radverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden. Das Nebeneinanderfahren auf Rädern ist dort ausdrücklich erlaubt.
Die Politiker des Liegenschaftsausschusses haben jetzt den Ausbau der Fahrradstraßen als Route zwischen Wentorf und Reinbek beschlossen. Beantragt hatte der ADFC dies mithilfe der Grünen. Hintergrund: Den sogenannten, nur etwa 90 Zentimeter breiten „Schutzstreifen“ auf dem Reinbeker Weg zwischen den Kommunen lehnen die meisten Radfahrerinnen und Radfahrer als zu gefährlich ab. Im Volksmund wird er auch „Abschussrampe“ genannt.
ADFC will Fraktionen anbieten, an einer Reise nach Utrecht teilzunehmen
Die neue Route führt vom Kreisel über die Straßen Petersilienberg, An der Bergkoppel, Hohler Weg, Waidmannsgrund, durch die Unterführung unter der S-Bahnstrecke, über die Untere Bahnstraße bis Reinbek. Sie soll möglichst durchgehend als Veloroute ausgeschildert werden, wie der Liegenschaftsausschuss auf seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen hat.
- Chaotischer Baustart für die Veloroute in Eißendorf
- 12 Baustellen in Bergedorf gehen unplanmäßig in Verlängerung
- Elterntaxi: "Fahrt Kinder doch gleich ins Klassenzimmer!"
Eine weitere Idee, um die Verkehrswende in Wentorf auf den Weg zu bringen, ist eine zweite Reise in die Fahrradstadt Utrecht in Holland, die der ADFC auch Vertretern der Fraktionen anbieten möchte. „Ich glaube, es ist noch einmal etwas anderes, wenn die Politik erlebt, dass ein gleichberechtigter, sogar vorrangiger Radverkehr funktionieren kann“, sagt Freund.
Für das nächste Treffen des Rundes Tisches Radmobilität im November, bittet der ADFC um Mithilfe: Wo in Wentorf sind die Schwachstellen der Radinfrastruktur? Fehlende oder hohe Übergänge, Kanten, enge Schranken, fehlende Markierungen können per E-Mail an info@wentorf.adfc-sh.de gemeldet werden.
Für die Herbst- und Wintersaison auf dem Rad zählt die Ausrüstung
Die Ausrüstung macht den Unterschied: Wer es ernst meint mit dem Umstieg aufs Fahrrad, braucht für die Sicherheit ordentliche Beleuchtung, Bekleidung und Bereifung. Reiner Freund vom ADFC hat sich gerade einen neuen Helm mit einem Blinklicht an der Rückseite gekauft. Denn gute Fahrradlampen seien in der dunklen Jahreszeit zwar wichtig, noch wichtiger sei es jedoch, als Radlerin oder Radler von den Autofahrern gesehen zu werden.
Außerdem rät der ehemalige Lehrer zu einer guten warmen Regenjacke, zu einer Regenhose und Handschuhen. Reflektoren an der Regenbekleidung sei ebenfalls empfehlenswert. „Das kostet zwar alles Geld“, räumt der passionierte Radfahrer ein. „Aber es ist immer noch günstiger als ein Auto.“
Um mit nassem Untergrund und rutschigem Laub besser zurechtzukommen, empfiehlt er für mehr Bodenhaftung, etwas Luft aus den Reifen herauszulassen. Bei Eisglätte streicht allerdings auch Freund die Segel: „Dann steige ich auf Bus oder Bahn um“, sagt er. Weitere Tipps für das Radfahren während der Wintersaison unter www.adfc.de/artikel/rad fahren-im-winter.