Wentorf/Reinbek. Gemeinde, ADFC und Schulen bereiten Aktionen rund um die Themen Mobilität und Verkehr vor. Was geplant ist.
Nicht erst seit dem Klimawandel und der Energiekrise steht in Wentorf die Verkehrslenkung im Fokus. Zum zweiten Mal ist die Gemeinde vom 16. bis 22. September bei der Europäischen Mobilitätswoche dabei. Das offizielle Motto der europaweiten Initiative lautet dieses Jahr „Besser verbunden“.
Ziel der Aktionen während der Europäischen Mobilitätswoche ist es, der Politik zu zeigen, wo Bürgerinnen und Bürger dringenden Handlungsbedarf sehen. 2022 gilt der Schülermobilität und der gemeinsamen nachhaltigen Mobilität eine besondere Aufmerksamkeit. Dabei kooperiert die Gemeinde mit der Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) und den Wentorfer Schulen.
Verkehr und Mobilität: Was wünschen sich die Wentorfer?
Während die Schulen noch mitten in der Planung für Projekte und gemeinsame Aktionen in Sachen Verkehrssicherheitstraining und Mobilität stecken, planen Klimaschutzmanagerin Yvonne Hargita, der ADFC, die Polizei und das Ordnungsamt jeweils zum Unterrichtsbeginn während der Woche Aktionen zum regelkonformen Radfahren. „Wir wollen die Kinder dazu einladen, von uns begleitet auf der Hauptstraße zu radeln“, berichtet Yvonne Hargita. Denn laut Verkehrsregeln sollten Kinder von zehn Jahren an auf der Straße fahren.
Die Vorbesprechungen dazu laufen noch. „Wir wollen auch die Eltern jüngerer Kinder bitten, sie auf dem Schulweg mit dem Rad auf der Straße zu begleiten“, sagt die Klimaschutzmanagerin. Viele Kinder, die auf dem Bürgersteig radeln, würden sich zudem nicht rücksichtsvoll verhalten. So sollten sie beispielsweise nicht einfach über den Zebrastreifen sausen. „Je mehr Radfahrerinnen und Radfahrer sich auf der Straße bewegen, desto sicherer ist es für sie“, betont Yvonne Hargita. „Denn dadurch verlangsamt sich nicht nur der Verkehr, die Autofahrenden sind auch aufmerksamer.“
Auch die Genossenschaft Bürgerenergie Bille aus Wohltorf stellt sich vor
Der „Shared Mobility Day“ am Sonnabend, 17. September, steht bereits. Klimaschutzmanagerin Yvonne Hargita will gemeinsam mit der ADFC Ortsgruppe Wentorf/Börnsen und dem Dorfstromer-Verein von 12.30 bis 15 Uhr auf dem Casinopark über alles informieren, was aktuell in Sachen Mobilität und Radverkehr läuft. „Wir freuen uns über Wentorferinnen und Wentorfer, die uns ihre Wünsche verraten und Vorschläge machen“, sagt Yvonne Hargita. Sie können außerdem Lastenräder Probe fahren und mehr über das Dorfstromer-Engagement für gemeinsames Carsharing in Wentorf erfahren.
Außerdem stellt sich auch die neue Genossenschaft Bürgerenergie Bille aus Wohltorf vor. Sie will Energie dort erzeugen, wo sie verbraucht wird, und die Bürgerinnen und Bürger an den Gewinnen ihrer gemeinsamen, größeren Projekte beteiligen. Diese wollen die Mitglieder der Genossenschaft auf die Beine stellen, um die Energiewende voranzubringen, Energieunabhängigkeit und Versorgungssicherheit für private Haushalte und lokale Wirtschaft zu erreichen. Mehr Informationen über die Genossenschaft unter www.buergerenergie-bille.de.
Jahrestag der Fahrraddemos in Wentorf am 17. September
Am 17. September wird es außerdem eine Fahrraddemo, eine „Critical Mass“ (CM), nach Reinbek und zurück nach Wentorf geben. Die rollende Protestaktion startet an diesem Jahrestag um 11 Uhr am Casinopark, von dort geht’s zum Reinbeker Täbyplatz. Dort treffen sich die Aktivistinnen und Aktivisten mit dem ADFC Glinde, auch die Klimaschutz-Initiative Sachsenwald und der Verein Dorfstromer wollen dort ab 10 Uhr auf dem Wochenmarkt über ihre Arbeit informieren. Von dort geht es dann zurück zum Casinopark nach Wentorf, um gegen 12.30 Uhr rechtzeitig zum Start des Mobility Days vor Ort zu sein.
Die Fahrraddemos haben Tradition: Seit einem Jahr ermuntert eine private Initiative mit Unterstützung des ADFC, auch Wentorferinnen und Wentorfer zu einem lokalen Ableger der CM: An jedem dritten Sonnabend im Monat geht’s aufs Rad. Gewöhnlich formieren sich Fahrradaktivistinnen und -aktivisten am Casinopark, um als geschlossener Verband durch die Gemeinde zu rollen. Eine derartige Protestgruppe darf sich laut Straßenverkehrsordnung wie ein Fahrzeug bewegen, solange die Gruppe dicht beieinander als „Masse“ fährt. Dann darf auch die gesamte Gruppe eine Ampel passieren, auch wenn diese auf Rot umspringt. Weltweit protestieren diese Fahrraddemonstrationen gegen die Dominanz des motorisierten Verkehrs in den Städten und für die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden meist an Freitagen.
„Wir sind keinesfalls Autohasserinnen oder Autohasser“
Ein Umstand, der unter Autofahrern oft für Unverständnis sorgt. Aber, so schreiben die Organisatoren: „Die CM blockiert nicht den Verkehr – wir sind der Verkehr, dessen Rahmenbedingungen für den Umweltverbund (Schiene, Bus und Fahrrad) verändert werden müssen.“ Den Initiatoren, die vom ADFC unterstützt werden, geht es um Gerechtigkeit für den Radverkehr. Denn der werde ständig benachteiligt.
Einer der Mitstreiter ist Jörg Trommer: „Wir sind keinesfalls Autohasserinnen oder Autohasser. Wir wollen nur zeigen, dass Wentorf sehr gut und schnell mit dem Fahrrad erschlossen werden kann“, betont er. Voraussetzungen dafür sei eine bessere Radinfrastruktur. „Wir demonstrieren mit den Critical Masses ein Stück (notwendige) Zukunft“, schreibt er. Autos seien 95 Prozent der Zeit „Stehzeuge“ und beanspruchten vor allem knappe Ressourcen, die sinnvoller genutzt werden könnten.
Zum Auftakt am Freitag, 16 . September, am sogenannten Parking Day, will der ADFC ab 15 Uhr auf einigen Parkplätzen der Hauptstraße für eine gerechte Aufteilung demonstrieren.