Schwarzenbek. Neuer Seniorenbeirat Schwarzenbek ist noch auf der Suche nach eigenen Projekten. Einige hat das Gremium jetzt ausgemacht.
In den ersten sieben Monaten seiner Amtszeit hat der Seniorenbeirat Schwarzenbek vor allem versucht, Angebote für Ältere kennenzulernen und zu erfahren, was diese sich sonst noch wünschen. Dabei wurde den sieben Mitgliedern schnell klar: In der Kommunalpolitik müssen oft erst „dicke Bretter“ gebohrt werden, bevor etwas umgesetzt werden kann. Wo das schnell gelingen könnte, ist der Bouleplatz im Stadtpark.
Die Spielfläche in der Nähe des Grillplatzes und der öffentlichen Toiletten gibt es schon länger, doch kaum einer spielte noch das aus Frankreich stammende Spiel, bei dem wechselseitig Kugeln möglichst dicht an ein Ziel geworfen werden müssen. Am Wahlsonntag, 14. Mai, hatten dann CDU und Seniorenbeirat gemeinsam zur Wiederbelebung des Platzes eingeladen, der 2015 zum 60-jährigen Bestehen der Städteverbrüderung unter anderem mit dem französischen Aubenas angelegt worden war. Seither nutzt ihn zumindest ein Mal pro Woche ein etwa zehnköpfige Gruppe.
Kleinigkeiten, die mit Bordmitteln zu machen sind
Als Mitglieder dieser Gruppe bei einer Sitzung des Seniorenbeirats Nachbesserungen verlangten, wiegelte der Beirat die Forderung zunächst ab. „Wir waren nicht sicher, ob wir für eine so kleine Gruppe tatsächlich städtische Mittel beantragen sollten“, gibt Oliver Blöse, Vize-Vorsitzender des Gremiums, zu. Ein Besuch bei einem Spiel sorgte jedoch für eine Meinungsänderung: „Es geht tatsächlich nur um Kleinigkeiten, die wohl vom städtischen Bauhof mit Bordmitteln gemacht werden können“, so der 63-Jährige.
Aktuell erfüllt der Platz mit einer Länge von knapp zwölf Meter gerade die Minimalanforderungen. Doch wollen vier Teams oder Spieler, jeweils zwei an jedem Ende, zeitgleich spielen, kommen die Kugeln schon mal durcheinander. Doch auf dem Areal ist genügend Platz vorhanden, um die Bahn an jedem Ende um ein paar Meter zu verlängern und in der Mitte eine Sperre einzubauen. Zweiter Wunsch der Spieler, die immer montags von 15 bis 17 Uhr aktiv sind: Die einzige Bank an Randes Bouleplatzes steht nachmittags mitten in der Sonne. Sie wünschen sich weitere Sitzgelegenheiten an einem schattigeren Standort.
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Seniorenbeirat braucht erfolgreiche Projekte
Der Seniorenbeirat will diese Wünsche nach der Sommerpause im Bauausschuss vorbringen: „Vielleicht wird der Platz dann auch noch mehr genutzt“, so Blöses Hoffnung. Und auch dem Beirat täte ein Erfolg gut: Bisher ist die Resonanz der Senioren bei den monatlichen Sitzungen und Sprechstunden eher verhalten. An einem Wochenmarktstand versuchten die Beiratsmitglieder, mit den Senioren der Stadt in Kontakt zu kommen, um deren Wünsche zu erfahren. „Doch die haben häufig nur abgewunken“, so Beiratsmitglied Bernd von Beuningen. Im November 2022 hatte auch nur knapp ein Viertel der mehr als 4000 Bürger im Alter von über 60 Jahren an der Wahl teilgenommen. Offenbar leidet das Gremium noch immer unter dem Streit, der 2019 dazu führte, dass es trotz Wahl keinen Seniorenbeirat gab: Damals hatten sich die gewählten Mitglieder geweigert, mit AfD-Mitglied René Franke zusammenzuarbeiten – der mittlerweile in die Stadtverordnetenversammlung gewählt wurde.
Kritik an Linienführung der neuen Stadtbusse
Doch von Beuningen und Blöse sind auch an Themen dran, die schon vor 2019 von den jeweiligen Beiräten verfolgt wurden: Dazu zählen die Toilette im Stadtpark und das rutschige Pflaster der Innenstadt. Ein ganz neues Thema sind hingegen die neuen, elektrischen Stadtbusse: Mit den Fahrzeugen von der Größe eines Sprinters sind jetzt auch die Wohngebiete im Norden der Stadt an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angeschlossen. Bewohner anderer Stadtteile beklagen sich seither, dass zu ihnen kein Bus fahre. Blöse: „Wir betonen dann immer, dass es sich um einen Modellversuch handelt.“ Über zwei Jahre werden die fünf Ringbuslinien vom Bund gefördert. Je nachdem wie gut sie angenommen werden, muss dann die Stadtverordnetenversammlung über eine Fortführung entscheiden – dann jedoch auf Rechnung der Stadt. Zudem wurden Wohngebiete wie Forsthof und Rülau nicht willkürlich aus der Routenplanung gestrichen, sondern weil auf den nahen Bundesstraßen auch die überörtlichen Linienbusse halten.
Überlegung: Seniorentarif oder Zuschuss zum Deutschlandticket?
Aktuell prüft der Beirat, ob es spezielle Seniorentarife für den innerstädtischen Verkehr gibt: Bis zur Einführung des Deutschlandtickets gab es innerhalb des Hamburger Verkehrsverbundes das Einzonenticket als Monatsticket für 44,70 Euro. Senioren zahlten dank Rabatt sogar nur 32,10 Euro. Das würde sich für Senioren lohnen: Ein Einzelticket kostet aktuell 1,90 Euro, wer es über die HVV-App kauft, zahlt sogar nur 1,77 Euro. Wer nur zehnmal pro Monat den Bus für Hin- und Rücktour nutzt, zahlt 35,40 bis 38 Euro – das Deutschland-Ticket kostet hingegen 49 Euro. Während es für Arbeitnehmer als Jobticket Ermäßigungen gibt und Schüler das Ticket teilweise sogar umsonst erhalten, gibt es für Senioren keine Zuschüsse. Der Beirat will nach der Sommerpause prüfen, ob er per Antrag an die Stadt eine Bezuschussung des Deutschlandtickets quasi als „Anschubfinanzierung“ für Senioren der Europastadt beantragen will. Ebenfalls eine Forderung des Beirats: ein Halbstundentakt auf der Bahnstrecke zumindest zwischen Bergedorf und Büchen.
Jahrzehntealte Forderung: Neues Pflaster für die Innenstadt
Die roten Steine, mit denen die Fußwege in der Innenstadt sowie auf dem alten Markt gepflastert wurden, sind schon seit mehr als 20 Jahren immer wieder ein Ärgernis für Senioren gewesen: 2016 hatte der damalige Seniorenbeirat sogar ein Anschleifen des Pflasters gefordert, scheiterte jedoch, weil damit das Pflaster zerstört worden wäre. Das Problem: Vor allem bei Regen wird das Pflaster sehr glatt. Doch das könnte sich noch in der dreijährigen Amtszeit des aktuellen Beirats ändern. Mit der Fertigstellung der Umgehung im Jahr 2024 wird auch ein Kreisverkehr der Kerntangente in die Lauenburger Straße gebaut. Danach kann die Ortsdurchfahrt, die bisher eine Bundesstraße ist, umgewidmet und neu gestaltet werden. Ein Vorgehen, das auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) vorgesehen ist. Der Beirat will dann darauf achten, dass auch die Fußwege sowie der alte Markt mit einem rutschsicheren, neuen Pflaster versehen werden. Gleiches gilt für den Ritter-Wulf-Platz und den Stadtpark, die als wichtige Flächen im Stadtentwicklungskonzept genannt werden. Auch dort will der Seniorenbeirat sich für seniorengerechte Lösungen einsetzen. Eine Begehung mit dem Behindertenbeauftragten der Stadt hatte 2019 gezeigt, dass Rollstuhlfahrer in den schmalen Fugen auf dem Platz hängen bleiben.
Wer den Seniorenbeirat kontaktieren möchte, kann dies per E-Mail an seniorenbeirat@schwarzenbek.de tun. Briefe können entweder „zu Händen des Seniorenbeirats“ im Rathaus abgegeben werden oder per Post an Rathaus, Ritter-Wulf-Platz 1, in 21493 Schwarzenbek gesendet werden. Eine eigene Telefonnummer ist beantragt, aber bisher noch nicht freigeschaltet. Zu seiner nächsten Sprechstunde lädt der Beirat für Donnerstag, 7. September, ein. Die nächste Sitzung des Gremiums ist für Montag, 4. September, geplant.