Schwarzenbek. Die innovativen Elektro-Busse werden gefördert, die Infrastruktur jedoch nicht. Warum am Ende mehr Geld fließen muss.

Zum regulären Fahrplanwechsel am 12. Dezember werden in der Europastadt nicht nur die Aushänge an den Haltestellen getauscht, sondern neue Haltestellen geschaffen und fünf neue Ringbuslinien in Betrieb genommen. Weil zahlreiche regionale Buslinien die Stadt kreuzen, gab es bisher keine innerstädtischen Linien. Doch das ändert sich mit den vier Bussen des niederländischen Herstellers VDL, die elektrisch fahren. Anschaffung und Betrieb der Busse werden mit 550.000 Euro von Bund und Kreis für zwei Jahre gefördert. Danach wird geschaut, wie das neue Angebot von den Bürgern angenommen wird. Je nachdem, wie hoch der Eigenanteil der Stadt künftig sein wird, kann das Angebot fortgesetzt oder eingestellt werden.

Schwarzenbek kosten Stellplätze und Trafostation 190.000 Euro

Doch mit dem Kauf der Elektro-Busse allein ist es nicht getan: 75.000 Euro hat die Stadt bereits in ihrem Nachtragshaushalt bereit gestellt, um auf städtischen Flächen am Bauhof (Industriestraße 34) Stellplätze zu schaffen. Auch ein Hausanschluss für die Stromversorgung ist in dieser Summe bereits enthalten. Doch es wird teurer: In Gesprächen zwischen Stadt und Verkehrsbetrieben Hamburg Holstein (VHH), die die Stadtbuslinie betreibt, sowie der Schleswig-Holstein Netz AG wurde deutlich: Ohne eine neue Mittelspannungsstation ist die Stromversorgung der E-Busse nicht gewährleistet. Kosten: rund 113.000 Euro.

„Wir waren alle überrascht“, sagte Bürgermeister Norbert Lütjens, als er die Zahlen im zuständigen Bauausschuss bekannt gab. Aktuell laufen noch Gespräche zwischen den Akteuren. Andrew Yomi, Fachgebietsleiter für den Öffentlichen Nahverkehr im Kreis und Initiator des Stadtverkehrs, hat auch eine Lösungsmöglichkeit aufgezeigt: Statt alle drei Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten über einen Stromanschluss inklusive Trafostation zu versorgen, könnte für jede Ladesäule, ähnlich der Wallbox in Privathaushalten, ein eigener Hausanschluss gelegt werden.

Eigene Trafostation ist die nachhaltigere Lösung

Doch es zeichnet sich ab, dass die Stadt sich für die teurere, aber nachhaltigere Lösung entscheiden wird. Denn auch wenn die Stadtbuslinien wieder eingestellt werden sollten, sei die Investition für die neue Trafostation nicht vergebens, denn mittelfristig werde auch der städtische Bauhof seinen Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umrüsten, so Bauamtsleiter Ralf Hinzmann.

Die Midibusse haben eine Kapazität von bis zu 20 Plätzen und können als Niederflurbus auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden . Sie stammen vom niederländischen Hersteller VDL, der sie auf Grundlage eines Mercedes Sprinter produziert. Das Wunschmodell von Andrew Yomi, Verkehrsplaner des Kreises und Initiator des Stadtverkehrs, stammte von einem anderen Hersteller, doch die VDL-Busse waren sofort verfügbar und dazu noch günstiger, weil sie als gebraucht gelten. „Sie wurden für einen anderen Auftraggeber gebaut, der sie dann nicht abgenommen hat, haben noch keinen Kilometer gelaufen“, so der Kreisverkehrsplaner, der betont: „Es ist das erste Mal, dass der Bund Leistungen statt Baumaßnahmen fördert. Insgesamt profitieren zwölf Gemeinden in Deutschland von dieser Förderung.“

Probebetrieb der Elektro-Busse startet im November

Eine davon ist Bargteheide in Stormarn, die sich mit Schwarzenbek nicht nur das Busmodell teilt, sondern auch den Ersatzbus im Falle eines Defekts. Drei Busse fahren analog zu den Bahnfahrplänen vom Bahnhof in drei Ringlinien durch die Stadt. Ein Bus fährt dann zur Ladesäule, während die zwei übrigen zwei weitere große Schleifen durch die Stadt fahren. Weil die Zeit nicht ausreicht, den Bus komplett zu laden, gibt es insgesamt vier Busse, die alternierend zwischen 5.30 und 22 Uhr im Einsatz sind. Bereits ab November werden die Fahrer in Schwarzenbek auf den Bussen geschult, am 12. Dezember startet dann der reguläre Fahrbetrieb.