Schwarzenbek. Schwarzenbek. Vor 60 Jahren wurde nicht nur die Städteverbrüderung gegründet, sondern auch ein Ortsverein der Europa-Union.
Im Jahr 1972, Franz Kubelke hatte gerade seine neue Stelle im Schwarzenbeker Rathaus angetreten, nahmen er und seine Ehefrau Marianne an einer von seinem Dienstherren organisierten Europa-Reise durch Österreich, die damalige CSSR und Ungarn teil. Am Ende kam die unvermeidliche Frage von Bürgermeister Hans Koch, der 1955 neben der Städteverbrüderung auch Mitgründer des Ortsvereins der Europa-Union war, ob sein neuer Mitarbeiter nicht beitreten wolle?
Grenze schockierte Kubelke
„Ich habe es nicht gemacht, weil er mein Chef war, sondern weil mich die Grenze zwischen Tschechien und Ungarn so schockiert hat. Ich habe diese Grenze damals schlimmer als die zur DDR empfunden“, erinnert sich der 68-Jährige, der seit sechs Jahren Vorsitzender der Europa-Union ist.
Damals zählte die Europa-Union Schwarzenbek 41 Mitglieder, heute sind es 71. „Wir sind eigentlich der Kreisverband, umfassen mit Ausnahme von Aumühle und Wohltorf das gesamte Kreisgebiet“, bekennt Kubelke stolz, offenbart aber auch ein Problem: „Die junge Generation fehlt.“
An den Unis in Lübeck und Kiel nutzen einige Studenten die Jugendorganisation JEF als Karrierenetzwerk, weiß Kubelke, doch im Ortsverein ist Ex-Bürgermeister Frank Ruppert mit 54 Jahren das jüngste Mitglied. Für Kubelke hat das auch eine gute Seite: „Die Älteren leben den Europagedanken viel intensiver. Was wissen die Jungen denn noch von Grenzen.“
Stimmungsumschwung vor 30 Jahren
Dass Europa und die Europäische Kommission heute vor allem für Auswüchse der Bürokratie verantwortlich gemacht werden, ärgert Kubelke: „Es sind Interessenvertreter, die ihre Wünsche etwa nach geraden Gurken an die EU herantragen. Aber die Landesparlamente müssen schließlich auch zustimmen.“ Früher habe der Friedensgedanke im Vordergrund gestanden, vor etwa 30 Jahren sei jedoch die Stimmung gekippt. Gerade deshalb sei auch die Städtepartnerschaft so wichtig.
Europa-Union plant "Familienabend"
Beim Fest am letzten Augustwochenende wird die Europa-Union zwar teilnehmen, mit ihrem Wunsch, im Rahmen der „Jumelage“ auch ihr 60-jähriges Bestehen zu feiern, fand der Verein in der Stadtverwaltung jedoch kein Gehör. Dennoch werden die Mitglieder der Europa-Union sich einbringen. Kubelke: „Wir werden bei der Ankunft der europäischen Gäste am Donnerstag Getränke und Snacks servieren.“ Außerdem stellt die Europa-Union während der Stadtrallye einen Erfrischungsstand für die Teilnehmer.
Ganz neu: Am Sonnabend will der Verein im Amtsrichterhaus Gäste und Gastgeber zu einem Familienabend einladen. Kubelke: „Bis auf den Gala-Abend am Sonntag sind die Gastgeber, die Besucher aus den Partnerstädten bei sich aufgenommen haben, auch für deren Unterhaltung zuständig. Denen wollen wir ein Angebot machen.“
Jubiläum wird am 12. September gefeiert
Das eigene Jubiläum wird dann am Freitag, 18. September, mit einem Festakt im Rathaus gefeiert. Die Festrede wird die Europaabgeordnete Ulrike Rodust (SPD) halten. Am Sonnabend, 12. September, ist der Ortsverein zudem Gastgeber für die Landesversammlung der Europa-Union.