Gülzow/Schwarzenbek. Wer seine grüne Oase liebt, der gießt. Doch bei der richtigen Auswahl von Pflanzen geht das auch anders. Wir haben Tricks und Tipps.
Hohe Temperaturen, nur wenig Niederschlag und extreme Trockenheit bis tief in den Boden hinein: Für Landwirte und Gartenfreunde ist auch dieser Sommer eine extreme Belastung. Außerdem herrscht erhöhte Waldbrandgefahr. Es ist der sechste Sommer seit 2018 in Folge, in dem es zu wenig geregnet hat.
Die Hamburger Umweltbehörde warnt vor drohendem Fischsterben, Blaualgenblüte und empfiehlt angesichts der niedrigen Wasserstände, auf die Entnahme von Oberflächenwasser zu verzichten. Das ist unter anderem in den Vier- und Marschlanden zur Bewässerung üblich und in begrenztem Maß erlaubt.
Gartentipps für heiße Tage: die richtige Auswahl von Pflanzen
„Wir merken an den hohen Durchflussmengen, dass offenbar viele Schwarzenbeker ihren Rasen retten wollen. Wenn tatsächlich mal Regen angesagt ist oder einige Tropfen fallen, sinkt unsere Fördermenge gleich um 500.000 Liter am Tag“, sagt Matthias Johannsen, Leiter der Schwarzenbeker Wasserwerke. „Mit gezielter Bewässerung lässt sich aber im Garten vieles retten. Dabei kommt es auch auf die richtige Auswahl der Pflanzen und der Standorte an“, ergänzt Ute Mielke-Brecht, begeisterte Hobby-Gärtnerin aus Gülzow.
Die Gülzowerin wohnt mit Ehemann Matthias Brecht in einem alten Bauernhof aus dem Jahr 1907 im Ortskern des 1300-Einwohner-Dorfes. „Als ich das Haus sah, habe ich mich sofort darin verliebt“, sagt die Hobby-Gärtnerin, die vorher mit ihrem Mann in Hamburg wohnte. 2012 kaufte das Ehepaar das riesige Backsteingebäude mit dem 2000 Quadratmeter großen Garten. Am Anfang standen das Haus und die Pflege der Eltern im Mittelpunkt. „2017 habe ich das erste Beet angelegt und nach und nach Erfahrung im Gärtnern gesammelt“, erzählt Ute Mielke-Brecht, die jeden Tag zwei bis drei Stunden im Garten verbringt, Stauden zurückschneidet, Unkraut jätet und eben auch ganz gezielt Pflanzen gießt.
Automatische Gießsysteme sind bequem, aber nicht unbedingt sinnvoll
„Automatische Gießsysteme mögen bequem sein, aber sie sind nicht sinnvoll. Man sollte sich jede Pflanze ansehen, bevor man sie gießt. Ein Garten braucht Wasser, das ist völlig unstrittig. Aber man sollte diese wertvolle Ressource möglichst sparsam einsetzen“, so die Gülzowerin. Da ihr großer Garten und der Teich auch eine Menge Wasser benötigen, hat sie einen Regenwassertank und Regentonnen. 1500 Liter Wasser seichert sie so.
„Wir beginnen mit dem Sammeln von Wasser im März, wenn es keinen Frost mehr gibt. Sonst könnten die Tanks Schaden nehmen“, sagt Matthias Brecht, der im Garten für das Grobe zuständig ist. Er will noch einen weiteren Tank aufstellen. „Eine Zisterne wäre natürlich ideal. Aber wir haben alten Baumbestand und viele Pflanzen. Es gibt keine Stelle, an der wir den Garten aufgraben könnten“, so der Gülzower.
Deshalb kommen die beiden Gartenfreunde auch nicht ohne zusätzliches Wasser aus der Leitung aus. „Aber oft reicht es schon, wenn Blumen alle drei Tage gegossen werden. Dann strengen sie sich an, Wurzeln auszuprägen, die nach unten gehen. Allerdings ist der Boden sehr trocken. Wenn ich neue Pflanzen setze, verbessere ich den Boden mit Humus und Pflanzerde. Auch regelmäßiges auflockern und Unkraut jäten hilft, weil der Boden dann Regenwasser besser aufnimmt“, sagt Ute Mielke-Brecht.
Hortensien sind bei der Trockenheit keine idealen Pflanzen
Von Hortensien und anderen Pflanzen, die extrem viel Wasser benötigen, rät sie ab. „Fetthenne, Nelken und auch alte Rosensorten kommen dagegen mit wenig Wasser aus und sind pflegeleicht“, empfiehlt sie Von einer Umstellung auf Trockenpflanzen rät sie ab. „Wir haben hier einen Lehmboden, der im Winter sehr feucht wird. Dann verrotten diese Pflanzen einfach“, so Ute Mielke Brecht. Allerdings musste auch sie in den vergangenen Jahren viel „Lehrgeld“ bezahlen.
„Als wir das knapp 2.000 Quadratmeter große Grundstück übernahmen, war der Garten verwildert und unansehnlich. Der hintere Teil funktionierte als Kompostecke. Dort haben die Vorbesitzer alles Schnittgut gelagert. Der vorhandene Teich war unschön eingezäunt und es gab große Parkplatzflächen“, erzählt sie. „Seit ein paar Jahren gestalte ich unseren Garten mit typischen Pflanzen eines Landgartens. Rosen, Buchsbaum und vielen Stauden. Dabei lege ich großen Wert darauf, auch ein gutes Nahrungsangebot für Insekten anzubieten“, so die Gülzowerin.
Beim Gärtnern ist nicht jeder Versuch erfolgreich
Es gibt einen Altbestand aus Gehölzen und Bäumen wie einen Kirschbaum und einen Walnussbaum. Der Gartenteich und der daran liegende Pavillon waren schon vorhanden. „Nun verstehe ich meine Aufgabe darin, den Garten so zu gestalten, dass er sich mit den Gegebenheiten zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügt. Das ist eine spannende Aufgabe, denn nicht alles gelingt so, wie man es sich vorstellt“, berichtet Ute Mielke-Brecht. Ihren Rasen sprengt sie nicht. Der ist allerdings trotzdem noch einigermaßen grün, weil es auf dem Grundstück viele hohe alte Bäume gibt. „Blond ist beim Rasen das neue Grün“, scherzt die Hobby-Gärtnerin.
„Natürlich ist Wasser ein wertvolles Gut, aber Gärten, naturnahe Wiesen und Bäume haben gerade auch im bebauten Raum eine wichtige Funktion, weil sie durch die Beschattung für Abkühlung sorgen, CO2 binden und Insekten einen Lebensraum bieten“, betont Schwarzenbeks neuer Bürgervorsteher Roman Larisch (CDU), der sich sehr für den Klimaschutz engagiert und diesen in der Europastadt weiter vorantreiben will. Um das Grün in der Stadt zu schützen, ist jetzt in der trockenen Jahreszeit der Bauhof unterwegs, um öffentliche Beete und Bäume zu wässern. Außerdem hat die Stadt viele Wildblumenwiesen angelegt, um Insekten einen Lebensraum zu bieten.
Hinsichtlich einer möglichen Wasserknappheit gibt Wasserwerkchef Johannsen zumindest für den Großraum Schwarzenbek Entwarnung. „Auch wenn die oberen Bodenschichten sehr trocken sind, ist in Tiefen von 150 Metern, in denen wir fördern, reichlich Wasser von hoher Qualität vorhanden. Wir könnten die Fördermenge theoretisch sogar noch deutlich erhöhen. 3500 Kubikmeter speisen wir in der heißen Jahreszeit täglich ins Netz ein, 9000 Kubikmeter wären möglich“, so Johannsen. Trotzdem mahnt auch er zum sparsamen Umgang mit der Ressource.
Tipps für richtiges Gießen vom Nabu (Naturschutzbund)
Wasser ist für den Garten lebensnotwendig. Die richtige Bewässerung unterstützt die Pflanzen dabei, gesunde und kräftige Wurzeln zu bilden und Nährstoffe zu transportieren. Doch die Menge allein macht es nicht, es kommt auch auf die Art des Wässerns an. Das empfehlen die Experten vom Naturschutzbund (Nabu):
Am frühen Morgen kann das Wasser am besten aufgenommen werden. Ein schöner Garten ist auch mit wenig Wassereinsatz möglich. Dazu muss man lediglich einige Tipps und Hinweise beachten. Falsch ist es, bei Hitze so oft gießen wie möglich. Wichtiger als die Häufigkeit ist die Menge beim Gießen. Es ist besser, einmal richtig den Boden durchdringend zu wässern, als immer mal wieder ein wenig zu gießen. So kann das Wasser auch in tiefere Bodenschichten dringen. Allerdings verdunstet bei starker Sonneneinstrahlung ein großer Teil des Wassers, ohne dass die Pflanzen es aufgenommen haben. Aus diesem Grund sollte am besten früh morgens oder abends gewässert werden.
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Eine Lösung für den Gemüsegarten gegen trockene Böden ist die Anreicherung mit Humus. Auch Hacken zwischen den Pflanzen hilft. Am besten nach dem Gießen alle Beete einmal oberflächlich durchhacken. Auf Torf sollten Gärtner verzichten, weil der Abbau klimaschädlich ist. Besser ist es, Kompost in die Gartenerde einzuarbeiten. Bodendeckende Pflanzen zwischen Stauden oder Gehölzen schützen den Boden zusätzlich vor Austrocknung. Im Gemüsebeet oder unter Gehölzen hilft eine Schicht aus Mulch. Sie kann zum Beispiel aus trockenem Rasenschnitt, Laub, Gemüseresten, Schafwolle oder gejäteten Wildpflanzen bestehen.
Es ist laut Nabu auch ein Mythos, dass Bäume und Sträucher zu viel Wasser ziehen. Das Gegenteil sei der Fall: Eine Hecke aus heimischen Gehölzen hält Wind ab und spendet Schatten. Gleichzeitig verdunstet sie Wasser. Bäume kühlen ihre Umgebung, indem sie Wasser verdunsten und Schatten werfen. Wer generell auf Pflanzenvielfalt statt auf nur wenige Arten setzt, geht ein geringeres Risiko ein, dass der Garten komplett vertrocknet. Ein raspelkurzer Golfrasen mit nur wenigen Gräserarten kapituliert bei längerer Trockenheit schnell. Wer in seinem Rasen auch Wildkräuter duldet, braucht Trockenheit viel weniger zu fürchten. Eine Wildblumenwiese mit standortheimischen Pflanzen kommt sogar ganz ohne künstliche Bewässerung aus.
Ebenfalls wichtig: Nicht jede Pflanze braucht permanent Wasser. Manche können gut einige Zeit darauf verzichten. Auch ein Rasen kann längere Trockenperioden ertragen und wird danach wieder grün. Also keine Panik, wenn der Rasen phasenweise mehr braun als grün ist.