Salem. Die Bedingungen sind gut, auf allen Höfen im Kreis beginnt jetzt die Ernte. Warum es einen Herzog gibt und was der Spargel kostet.

Auch wenn es noch ziemlich kalt ist, hat die Saison für das Edelgemüse begonnen. Die ersten Spargelstangen sind auf den insgesamt neun Höfen im Kreis Herzogtum Lauenburg bereits kurz vor Ostern gestochen worden. „Bis Ende dieser Woche beginnt in allen Betrieben die Ernte. Die Bedingungen sind gut. Es ist warm genug, auch die Feuchtigkeit im Boden stimmt“, sagte Spargelbauer Andreas Löding am gestrigen Donnerstag, 13. April, zur offiziellen Eröffnung der Spargelsaison 2023 auf dem Hof Kaiser in Salem am Ratzeburger See.

Der Spargel wächst, die ersten Erträge sind gut

„Die Erträge sind gut, wie es mit der Qualität aussieht, kann man jetzt noch nicht abschätzen. Dafür ist es zu früh. Aber die Preise werden sich auf dem Vorjahresniveau bei knapp 17 Euro pro Kilogramm bewegen“, so Hendrik Kaiser. Mit 70 Hektar Anbaufläche bewirtschaftet seine Familie den mit Abstand größten Spargelhof im Kreis Herzogtum Lauenburg. Landesweit wird das Edelgemüse auf knapp 500 Hektar angebaut, im Kreisgebiet sind es insgesamt 150 Hektar in neun Betrieben. Damit ist der Kreis das größte Spargelanbaugebiet in Schleswig-Holstein.

Edelgemüse ist ein wichtiger touristischer Faktor

„Der Spargel ist ein wichtiger wirtschaftlicher und vor allem touristischer Faktor für uns“, sagt Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing und Servicegesellschaft (HLMS). Sowohl in der örtlichen Gastronomie – beispielsweise als Beilage auf dem „Lauenburg’schen Teller, einer Marketingaktion der Gastwirte –, als auch im Verkauf in Hofläden und auf Wochenmärkten spielen die weißen Stangen eine wichtige Rolle.

„Wir sind Selbstversorger. 80 Prozent des Spargels bleiben in der Region und werden auch hier konsumiert. Auch wenn es Billigspargel aus Peru und Ägypten gibt, bevorzugen die Kunden unsere Erzeugnisse. Es bleibt nichts liegen“, betont Andreas Löding. „Spargel ist ein Wirtschaftsfaktor und er macht auf unsere Region aufmerksam“, sagte Michaela Bierschwall, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herzogtum Lauenburg (WFL). Beim Spargelanstich bekannte sie sich als Spargelfan. Allerdings mögen sie und ihre fünfköpfige Familie das Edelgemüse am liebsten gebraten. „Streuen sie einfach ein wenig Parmesan über die Stangen. Dann schmeckt es noch besser“, riet Grünen-Fraktionschef Oliver Brandt.

Geheimtipp: Spargel schmeckt auch gebraten und mit Parmesan

Auch Kreispräsident Meinhard Füllner, der zum letzten Mal die Spargelsaison eröffnete, weil er mit 81 Jahren in den politischen Ruhestand gehen möchte, betonte die große Bedeutung der Spargelbauern für die Region. „Gerade mit dem 28-jährigen Hendrik Kaiser sieht man, dass junge Hofnachfolger neue Impulse für Betriebe geben können. Das ist ein gutes Signal. Es ist wichtig, dass wir regionale Produkte wie eben den heimischen Spargel fördern. Es ist ökologischer Wahnsinn, wenn Spargel aus Peru eingeflogen und hier zu Dumpingpreisen verramscht wird“, betonte der scheidende Kreispräsident, der zur Kommunalwahl am 14. Mai nicht wieder antreten wird. Er persönlich mag Spargel am liebsten klassisch mit Butter, Kartoffeln und Schinken. Sein Geheimtipp ist aber in Öl gebratener Spargel aus dem Wok.

Eine Herzogin sagt nach vier Jahren „Tschüs“

Klassisch mag den Spargel auch Charlott Possehl. Allerdings nur mit Kartoffeln und Sauce Hollandaise, Fleisch isst die Kauffrau und scheidende Spargelherzogin nicht. Dafür liebt sie Spargelsuppe. Die 25-Jährige war die mittlerweile neunte Spargelherzogin im Kreis Herzogtum Lauenburg. Dieses Ehrenamt gibt es seit dem Jahr 2001. 2019 wurde die Schwarzenbekerin Spargelherzogin, nachdem ihre Freundin und Vorgängerin Elin Lippert aus Geesthacht sie dafür begeistert hatte. Doch dann kam Corona. „Wir hatten zwei virtuelle Spargelanstiche wegen der Pandemie. In den Jahren 2020 und 2021 hatte ich nicht viel zu tun. 2022 ging es langsam wieder mit öffentlichen Auftritten auf Märkten und Messen los“, berichtet die 25-Jährige.

Das Zepter gab sie gestern an Timo Bohnhoff aus Krummesse weiter. Der 32-Jährige ist der erste Spargelherzog im Kreis. Der Medizintechniker hatte sich in der Corona-Pandemie zwei Spargelbeete gepachtet und so Geschmack an dem Edelgemüse gefunden. „Als ich die Ausschreibung sah, habe ich mich beworben und den Zuschlag bekommen. Ich freue mich auf die Aufgabe“, sagte er. Damit er gut ausgerüstet ist seine Amtszeit geht, hat Andreas Löding ihn zum Amtsantritt mit einem Spargelstechmesser ausgestattet. Von Kreispräsident Meinhard Füllner gab es eine grüne Weste mit dem Kreiswappen als „Dienstkleidung“.

Höherer Mindestlohn wirkt sich nicht auf den Preis aus

Der Preis für den Spargel wird sich trotz des gestiegenen Mindestlohns auf dem Vorjahresniveau bewegen. „Es ist gar nicht schlecht, dass die Löhne steigen. Damit ist sicher gestellt, dass der Job für unsere überwiegend aus Polen und Rumänien stammenden Erntehelfer interessant bleibt“, betonte Hendrik Kaiser.

Den Familienbetrieb in Salem gibt es seit 1871. Seitdem betreibt die Familie Ackerbau und hält auch Rinder und Schweine. Der Spargel kam als zusätzliches Standbein 1995 hinzu. Mit 70 Hektar Anbaufläche erntet Kaiser fast die Hälfte des im Kreis angebauten Spargels. 60 Erntehelfer sind in der Saison, die bis Ende Juni dauert, im Einsatz und leben in dieser Zeit auch auf dem Hofgelände. Damit der Spargel es warm genug hat, wächst er unter Tunneln aus Kunststofffolie. Die Folie wird wiederverwertet und hält zehn bis 15 Jahre.