Geesthacht/Worth. Bislang konnten sich nur Frauen für das Amt im Herzogtum Lauenburg bewerben. Das sind die Voraussetzungen und Aufgaben.

Als Spargelherzogin Charlott I. am 5. April die ersten weißen Stangen der Saison bei Panten feierlich aus dem Boden holte, war das Medieninteresse wie immer groß. Im kommenden Jahr könnte es noch größer werden. Dann nämlich, wenn in dem repräsentativen blaublütigen Amt zum allersten Mal im Kreis Herzogtum Lauenburg ein Herzog regieren sollte – was 2023 möglich ist. Amtsinhaberin Charlott Possehl aus Schwarzenbek nämlich macht nicht weiter. Und für das kommende Jahr können sich nun auch männliche Spargelfans für das Ehrenamt bewerben. Bewerbungsschluss ist am 16. Dezember. Die Jury besteht aus den Vertretern der lauenburgischen Spargelanbauer und der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH (HLMS).

Einer aus dem Kreis der Spargelbauern, die bei der Auswahl ein Wörtchen mitreden, ist Peter Buhk aus Geesthacht. „Warum denn nicht?“, meint er zu dem Novum, einen Mann küren zu können. „Es ist doch mittlerweile überall so, dass man Männlein oder Weiblein nicht mehr generell von Posten ausschließen kann.“

Herzogtum Lauenburg: Geheimnis wird vor dem ersten Spargelstechen gelüftet

Für ihn ist grundsätzlich wichtig, dass die Bewerber eine Nähe zum Produkt haben, das sie repräsentieren sollen – und sie es gern essen mögen. „Aber es heißt ja nicht, dass es ein Mann werden muss. Genommen wird natürlich der- oder diejenige, die den Kreis und den Spargel am besten repräsentieren kann“, meint Peter Buhk: „Ich bin schon zufrieden, wenn wir eine Wahl haben.“

Danach sieht es zurzeit noch nicht aus. Projektleiterin Christin Kiepke liegt erst eine Bewerbung vor. Von welchem Geschlecht, mochte sie nicht verraten. Und auch, wenn Anfang des Jahres festgelegt wird, wer es denn nun sein soll, wird bei HLMS und Jury weiter Stillschweigen über die Personalie herrschen. Das Geheimnis wird immer erst im Vorfeld des ersten Spargelstechens gelüftet.

Die Zeit ist reif für einen Spagelherzog

Dass erst eine Bewerbung vorliegt, bereitet Christin Kiepke noch keine Sorgenfalten. Das kennt sie bereits so aus den Vorjahren. „Es kommen meist noch einige erst kurz vor der Deadline“, weiß sie. Dass diesmal auch Männer in den Job dürfen, hätte eigentlich keinen bestimmten Anlass. Früher waren es oft Bewerberinnen aus der Verwandtschaft der Spargellandwirte. „Die Zeit ist einfach reif“, meint Christin Kiepke. Und die Spargelbauern stehen dahinter, „die Rückmeldungen waren positiv“.

„Im Amt der Spargelherzogin durfte ich viele tolle Menschen kennenlernen und spannende Veranstaltungen besuchen. Ich freue mich sehr, dass sich dieses Jahr jede beziehungsweise jeder auf das Amt bewerben kann. Somit wird niemand benachteiligt“, spornt die seit 2019 amtierende Spargelherzogin Charlott I. mutmaßliche Nachfolger zur Bewerbung an. Sie möchte zum nächsten Spargelanstich im Frühjahr 2023 Zepter und Schärpe übergeben. Daran knüpfen sich Auftritte auf dem Spargelanstich selbst, auf Hof- und Spargelfesten, in den Hofläden, auf Wochenmärkten und besonderen Anlässen, da der Spargel aus dem Kreis Herzogtum fast ausschließlich direkt vermarktet wird.

Zur Ausstattung gehören neben der Einkleidung Fotos und Autogrammkarten

Die herzogliche Dienstkleidung wird individuell nach Absprache festgelegt. Im Wesentlichen diente für die Frauen bisher Ankes Trachtengalerie in Linau als Zulieferer, die im März 2021 aber schließen musste. Die Kleidung sollte eher einen ländlicher Charakter haben, „es muss ja einfach zu einem Spargelfeld passen“, meint Christin Kiepke. Zur Ausstattung gehören zudem Fotos und Autogrammkarten. Die Dauer der Amtszeit beträgt zwei Jahre.

Alle Infos und der Bewerbungsbogen sind auf www.herzogtum-lauenburg.de zu finden. Nach Sichtung der Unterlagen wird zu einem Casting einladen. Fragen beantwortet HLMS-Projektleiterin Christin Kiepke gern per Mail an kiepke@hlms.de oder unter Telefon 04542/85 68 60.

Anforderung: keine Panik, wenn Presse- und Fernsehteams auftauchen

Und das sind die Ansprüche an die künftige Herzogin oder den neuen Herzog: wohnhaft im Herzogtum Lauenburg, sicheres und freundliches Auftreten – schließlich repräsentiert man ja ein wichtiges landwirtschaftliches Produkt der Region und sogar die Region selbst –, keine Panik beim Auftauchen von Presse- und Fernsehteams und auch ansonsten Spaß am Umgang mit Menschen. Das Mindestalter liegt bei 18 Jahren.

„Die meisten Bewerberinnen waren zwischen 20 und 30“, erzählt Christin Kiepke. Charlott I. ist 26 Jahre alt. „Die älteste Bewerberin war mal über 50, da haben wir uns auch gefreut“, sagt die Projektleiterin. Ein Führerschein, idealerweise Klasse B, sollte vorhanden sein. Und: Fan des Spargels sollte man schon sein. Auf die Frage, welches Spargelrezept der Favorit ist, müssten neue Würdenträger eine passende Antwort parat haben.

Etwa fünf bis zehn Termine stehen an in den Erntemonaten

Es gibt eine Aufwandsentschädigung pro Auftritt, „und auf den Unkosten zum Beispiel wegen der Fahrt bleibt niemand sitzen“, verspricht Christin Kiepke. Etwa fünf bis zehn Termine stehen an in den Erntemonaten, vor allem im April und Mai, aber auch noch im Juni.

Übrigens: Ob sich das derzeitige Winterwetter nun gut oder schlecht auf die Spargelernte auswirken wird, darüber ließe sich noch kein Urteil bilden, sagt Peter Buhk. „Es wird auf jeden Fall Spargel geben, wann, kann ich nicht sagen. Nur: Er kommt.“