Schwarzenbek. Immobilienbesitzer und Entertainer zufrieden mit Einzelhandel in Schwarzenbek. Was ganz neu ist – und was trotzdem fehlt.

Vor acht Jahren hat Investor und Entertainer Andreas Ellermann einen Großteil der Geschäfte im Einkaufstreff Passage und in der angrenzenden Schmiedestraße bis zur Einmündung Berliner Straße von dem ehemaligen Eigentümer Till Preuß gekauft. Dem Reinbeker gehören mehr als ein Dutzend Ladenlokale, diverse Wohnungen und 45 Tiefgaragenstellplätze. Eine Entscheidung, die der Reinbeker nie bereut hat.

„Leerstände gibt es bei mir nicht, die Mieter sind zufrieden. Das schlimmste was passieren könnte, wäre eine Fußgängerzone in der Lauenburger Straße. Eine Verkehrsberuhigung in dem Bereich wäre gut – sofern die Busse weiter fahren. Denn damit kommen viele unserer Kunden“, so der Unternehmer. Gerade aktuell hat es einen Wechsel in seiner Passage gegeben. Das Reformhaus ist ausgezogen, dafür hat das Fachgeschäft Kalinka eröffnet, in dem es osteuropäische Spezialitäten gibt.

Andreas Ellermann: Kunden freuen sich über neues Angebot an osteuropäischen Speisen

Der Bedarf ist offenbar da. Gleich zur Eröffnung am vergangenen Freitag kamen diverse Kunden. „Ich vermisse die Speisen aus meiner alten Heimat“, sagt Spätaussiedler Alexander Weigant, der vor vielen Jahren aus der Wolga-Region nach Schwarzenbek gekommen ist. „Gerade vor dem Hintergrund der Flüchtlingswelle aus der Ukraine steigt der Bedarf an Lebensmitteln aus Osteuropa“, ergänzt Ellermann. Das sieht auch die Familie von Angelina Filipova so, die neben dem Lebensmittelgeschäft auch einen Blumenladen in der Passage betreibt.

Neben dem „Kalinka“ bedient auch Edeka-Betreiber Bernd Kratzmann das Segment mit osteuropäischen Lebensmitteln in seinem Markt. Er gehört zu den ersten Investoren im 2002 eröffneten Lupuspark, hat sein Geschäft vor mehr als zehn Jahren auf 3000 Quadratmeter Fläche erweitert und plant aktuell einen noch größeren Markt. Die Politiker haben den Weg für die Erweiterung frei gemacht und den Bebauungsplan entsprechend geändert. Lebensmittel aus Russland und Osteuropa gehören standardmäßig in einer speziellen Ecke zu Kratzmanns Sortiment.

Edeka-Markt im Lupuspark soll noch weiter wachsen

Neben der Erweiterung von Kratzmann und dem gerade eröffneten Erweiterungsbau vom Hagebau-Markt gibt es einen geplanten Neubau von Penny gleich nebenan am Kreisel an der Möllner Straße direkt gegenüber von Netto und einen vor einem Jahr eröffneten Woolworth-Markt an der Möllner Straße. Diese neue Konzentration von großen Einzelhändlern sieht Ellermann nicht als Konkurrenz.

Damit steht er auf einer Linie mit der Vorsitzenden der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek, Doris Lehmann. „Der Lupuspark ist ein großer Parkplatz mit Geschäften drum herum. Dort gibt es keine Aufenthaltsqualität“, hatte sie in der Vergangenheit bereits betont. Das sieht auch Ellermann so, der nicht mehr der WVS angehört und eigene Wege in der Innenstadt beschreitet. Grundsätzlich gebe es aber keinen Dissens mit der WVS, betont der Unternehmer. „Ich habe in der Vergangenheit viele Aktionen gemacht, um die Innenstadt zu beleben. Wenn in diesem Jahr verkaufsoffene Sonntage geplant sind, werden wir mit allen meinen Geschäften teilnehmen und mit Aktionen für Leben im Zentrum sorgen“, so der Reinbeker.

Verkehrsberuhigung ist gut, aber Fußgängerzone würde sehr viel Laufkundschaft kosten

Mit einer Fußgängerzone, wie sie im Zusammenhang mit der Innenstadtplanung ins Gespräch gekommen ist, würde die wichtige Laufkundschaft wegfallen. „Wir haben in Schwarzenbek eine intakte Innenstadt mit vielen inhabergeführten Geschäften und Dienstleistern. Aber das ist hier nicht die Spitaler Straße in Hamburg oder die Fußgängerzone Bergedorfer Straße in Geesthacht mit einem wesentlichen größeren Einzugsgebiet und entsprechenenden Ausweichstrecken“, sagt der Investor. Ohnehin fehlten dem Zentrum der Europastadt Publikumsmagneten wie Schweinske, Blockhouse oder Gosch. „Es gibt durchaus Gastronomie auch in der Seestern-Pauly-Straße oder in der Lauenburger Straße. Auch der Italiener in meiner Passage oder das Eiscafé sowie der Grieche an der Uhlenhorst locken viele Gäste. Aber trotzdem gibt es Bedarf an weiteren Restaurants, um das Zentrum attraktiver zu machen“, sagt Ellermann.

Die Innenstadtplanung ist das große Thema in Schwarzenbek – und zwar seit Jahrzehnten. Wirkliche Leerstände gibt es im Zentrum aktuell nicht, wohl aber einen Mangel an Laufkundschaft. Deshalb hat auch die alt eingesessene Bäckerei Gräper unlängst die Öffnungszeiten reduziert, obwohl es genug Personal gibt. Mit dem Thema beschäftigt sich die Stadt über das von Bürgermeister Norbert Lütjens angeschobene Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK), das am Freitag, 28. April, in die zunächst letzte öffentliche Runde geht. Die Veranstaltung, in der die Ergebnisse der beiden Bürgerbeteiligungen und der weiteren Veranstaltung mit Kindern und Jugendlichen zusammengefasst werden, beginnt um 18 Uhr im Festsaal des Rathauses. Politiker mehrerer Fraktionen – unter anderem FDP und CDU – haben auch eine Fortschreibung des ISEK-Prozesses für die Zukunft der Innenstadt in ihren Wahlprogrammen verankert.

Stadtpark soll für mehr Leben in der Innenstadt sorgen

Wie berichtet, hat die Stadt die Unternehmen „Partnerschaft Deutschland“ und die Planer von „Yellow Z“ mit dem Projekt beauftragt. Kernpunkt ist, die Innenstadt aus planerischer Sicht zu betrachten und Konzepte für ein zukunftsfähiges Zentrum zu entwickeln. Dabei gibt es sowohl „Quick wins“ (Schnelle Lösungen) wie die Ertüchtigung des Stadtparks als Naherholungsfläche als auch um mittelfristige Ziele wie die von vielen Kaufleuten gewünschte Verkehrsberuhigung der Lauenburger Straße. Dieses Ziel rückt mit dem für kommendes oder übernächstes Jahr geplanten Bau eines Kreisverkehrs an der Feuerwache in greifbare Nähe, weil dann der überörtliche Verkehr auf die Kerntangente umgeleitet werden kann.

Eigentliches Ziel der Planungen ist es, die ehemalige Realschule an der Berliner Straße in ein Bürgerzentrum umzubauen, um einen Ankerpunkt in der Innenstadt zu schaffen. Das wird aber noch mehrere Jahre dauern, weil die Investition von derzeit 13 Millionen Euro nicht ohne Fördermittel möglich ist. Und neue Anträge für Städtebauförderung sind frühestens 2025 möglich, wie PD-Planerin Nina Oltmanns kürzlich im Hauptausschuss ausführte. Mit diesem Thema werden sich aber auch am heutigen, Donnerstag, 30. März, Abend um 19 Uhr die Stadtvertreter befassen.