Schwarzenbek. Das Thema Fußgängerzone in Schwarzenbek spaltet Bürger und Politiker. Der Investor und Sänger hat eine ganz klare Meinung.
Autos raus aus der City und Platz für Radler, Fußgänger und Flächen zum Verweilen schaffen oder weitere Parkplätze im Zentrum in den Fokus rücken? Diese Frage ist ein zentrales Thema für die weitere Planung für Schwarzenbeks Innenstadt. Es ist eine Kernfrage und sie spaltet Kaufleute, Bürger und Politiker seit vielen Jahren. Besonders drastisch drückt es Investor Andreas Ellermann aus, dem große Teile des „Einkaufstreffs Passage“ und weitere Immobilien im Bereich der Schmiedestraße einschließlich des türkischen Einkaufsmarkts „Aslan“ gehören.
„Wenn es eine Fußgängerzone im Schwarzenbeker Zentrum gibt, verkaufe ich meine Läden in der Europastadt. Dann ist dem Einzelhandel die Geschäftsgrundlage entzogen. Wir brauchen Durchgangsverkehr und Laufkundschaft. Schwarzenbek ist eine Kleinstadt und nicht mit der Situation in der Hamburger Mönckebergstraße zu vergleichen“, sagt Andreas Ellermann.
Ellermann befürchtet: Kunden erwarten Parkplätze in der Nähe
Die Kunden seien mit der Zeit immer bequemer geworden und würden Parkplätze in unmittelbarer Nähe zu Einzelhandelsgeschäften und Gastronomie erwarten. Sei das nicht gegeben, würden sie an andere Orte ausweichen, so der Investor weiter. Er befürchtet eine weitere Abwanderung von Kaufkraft in den Lupuspark am Rand der Stadt.
Damit ist er auf einer Linie mit dem ehemaligen Vorsitzenden der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek (WVS), Uwe Krützmann, der seit vielen Jahren gegen eine Fußgängerzone argumentiert hat, weil damit die Laufkundschaft wegfallen würde. Krützmann besitzt ein Schuhgeschäft an der Lauenburger Straße. Es befindet sich seit 140 Jahren in Familienbesitz.
Kaufleute sind grundsätzlich für eine Verkehrsberuhigung
Auf Laufkundschaft angewiesen ist auch Kim-Ole Peters vom Eiscafé „Opa Peters“, der seinen Laden an der Lauenburger Straße hat. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat er dieses Jahr zudem ein Feinkostgeschäft eröffnet. Er profitiert von Parkplätzen direkt vor seiner Haustür. Viele seiner Kunden kommen zu Fuß aus der Stadt oder mit dem Fahrrad, aber viele eben auch mit dem Auto. „Wir haben das Problem, dass immer mehr Einzelhandelsflächen wegfallen. Wir liegen am Rand der Innenstadt. Wenn der Durchgangsverkehr komplett wegfiele, wäre das nicht gut“, sagt er.
Grundsätzlich sind die Kaufleute im Zentrum der Europastadt für eine Verkehrsberuhigung, aber nicht unbedingt für das komplett autofreie Konzept. „Die Innenstadt hat Potenzial. Es gibt viele Inhaber geführte Geschäfte, die ihre Chancen nutzen müssen. Eine Verkehrsberuhigung fehlt für ein lebendiges Zentrum“, betonte die WVS-Vorsitzende Doris Lehmann, deren Versicherungsagentur ebenfalls an der Lauenburger Straße liegt und für den Publikumsverkehr auf Parkplätze und Erreichbarkeit für Kunden mit dem Auto angewiesen ist.
„Wir brauchen eine Fußgängerzone wie in Geesthacht“
Andererseits sind die Gehsteige an der Lauenburger Straße jetzt schon zu schmal für Fußgänger und Radfahrer. Auch die Möglichkeiten für Außengastronomie sind sehr stark eingeschränkt, was die für Innenstädte sehr wichtige Verweilqualität so gut wie unmöglich macht. Denn moderne Innenstädte leben von einem Mix aus arbeiten, wohnen und einkaufen. Das hatte unter anderem Bürgermeister Norbert Lütjens in der Vergangenheit bereits angemahnt. Er wünscht sich eine Kombination aus Einzelhandel Gastronomie und Wohnen im Zentrum der Stadt.
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Jürgen Ambrosius, der seit 20 Jahren in Schwarzenbek wohnt, geht einen Schritt weiter. „Wir brauchen eine Fußgängerzone wie in Geesthacht, um eine lebhafte Innenstadt zu bekommen und die verbleibenden Geschäfte zu erhalten“, sagte der Schwarzenbeker.
Umgehungsstraße macht Verkehrsberuhigung erst möglich
Die Innenstadtplanung rund um den alten Markt, die Lauenburger Straße und die Schmiedestraße ist und bleibt ein zentrales Thema bei der Integrierten Stadtentwicklungsplanung (ISEK), die Bürgermeister Norbert Lütjens jetzt angeschoben hat. Sie wurde erstmals den Bürgern bei einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert. Die seit Langem diskutierte Fußgängerzone in der Lauenburger Straße bekommt durch den Bau der Umgehungsstraße und die Verlegung der Bundesstraße 209 (Lauenburger Straße) aus dem Stadtzentrum in die Peripherie eine neue Dimension in der Stadtplanung.
Diese gegensätzlichen Positionen sind eine Grundsatzfrage, mit der sich Planer und Stadtentwickler in den kommenden Jahren auseinandersetzen müssen. „Wir müssen uns Gedanken darüber machen, was Innenstadt überhaupt ist. Nur allein Einzelhandel kann es nicht sein“, sagte Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik am vergangenen Freitag bei der ISEK-Auftaktveranstaltung.
„Schwarzenbek ist eine vergleichsweise junge Stadt, die erst 1953 aus einem Dorf heraus gegründet wurde. Damals war alles dem aufkommenden Autoverkehr untergeordnet. Das muss sich ändern“, betonte Stadtplaner Oliver Bormann (Agentur Yellow Z).
Aufgabe von Planern, Politik und Verwaltung sein, eine Lösung zu finden
Auch Klimaschutzmanagerin Nina Reimers und weitere Zuhörer machten sich für eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Innenstadt stark. „Wir sind mit dem Ausbau der Fahrradstellplätze und den neuen Stadtbuslinien auf einem guten Weg, den Verkehr aus der Innenstadt herauszuholen“, sagte sie.
Wie sich Schwarzenbek letztendlich weiterentwickelt, muss der Prozess im ISEK-Verfahren ergeben. Die beiden grundsätzlich entgegengewandten Positionen stehen im Raum, und es wird Aufgabe von Planern, Politik und Verwaltung sein, eine Lösung zu finden.